Kennen Sie es, dass Menschen über eine Viertelstunde auf Sie einreden, vom Hundertste ins Tausendste kommen und nicht einmal merken, dass Sie nur nicken oder „Hm hm“ sagen? Wir finden das oft unhöflich, aber nicht immer ist es das wirklich.
Gestern ist mir so jemand auf der Grenzenlos-Messe begegnet. Ich stand an einem Stehtisch und aß einen Ayurveda-Teller, und nach einer Weile stellte sich eine Dame von ca. 60 Jahren mit starkem französischem Akzent zu mir und sprach zu mir. Sie erzählte, dass es ihr immer heiß sei, dass sie 20 Jahre in Hamburg gelebt und nur vier schöne Sommer erlebt habe und so weiter – alles uninteressantes Zeug, mit dem ich Sie hier nicht langweilen will. Weil ich schon mehrere Stunden auf der Messe war und mich sehr erschöpft fühlte, antwortete ich fast nichts. Ich beobachtete, wie sehr die Dame immer nur über sich sprach und war fasziniert, dass sie offensichtlich nicht die Bohne an Austausch interessiert war. Da ich aber auch keinen Austausch wollte, war es für mich am energiesparendsten, beim Kauen einfach zu nicken, „Hm hm“ zu sagen und ganz selten mal eine kurze Verständnisfrage zu stellen.
Je älter, desto verholzter, desto mehr Text.
Ich habe beobachtet, dass Menschen mehr reden, umso älter sie sind: Über sich, ihre Gefühle (oder ihre Krankheiten und ihre Gefühle bezüglich dieser Krankheiten), die Vergangenheit, Politik usw. Wenn sie über ihre Gefühle reden, ist es noch einigermaßen interessant, aber der übrige Content ist auf die Dauer langweilig. Doch am Alter allein liegt diese Logorrhoe nicht.
Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen im Laufe ihres Lebens „verholzen“ – einige früher, manche später, wenige auch gar nicht (die reden dann aber auch nicht so viel). Das Wort Verholzen habe ich mir für diesen Vorgang selbst ausgedacht: Im verholzten Menschen hat sich eine Persönlichkeit so sehr verfestigt, dass sie keinen Update mehr erhält und nicht mehr hinterfragt wird. Der verholzte Mensch weiß, wie die Welt ist. Sie ist einfach so, wie er sie sieht und basta. Diese Vor-Stellung wirkt wie eine Burg – und daher sieht der Verholzte mindestens im Gesicht auch ein bisschen wie eine solche aus.
Junge bzw. junggebliebene Menschen haben hingegen etwas Weiches, Offenes im Gesicht, lebendige Augen, eine Bereitschaft zum Lernen, auch Neugierde. Sie lassen sich etwas sagen, hören zu, wollen die Welt kennenlernen und verstehen und reagieren immer frisch. Sie sind bereit, ihre geistigen Schubladen immer wieder auszuleeren, die Inhalte neu zu sortieren, die Schubladen neu zu beschriften, vielleicht neue zu kaufen und sie offen zu lassen. Sie sind noch biegsam und grün – um im Bild zu bleiben –, und damit meine ich nicht, dass sie leicht verbogen werden können, obwohl natürlich auch das passieren kann.
Den Verholzten kann man nicht mehr verbiegen. Wenn, dann verbiegt er andere. Der Verholzte weiß einerseits, wie die Welt ist, andererseits muss er seine Vor-Stellung immer wieder verteidigen, damit sie nicht eingerissen wird. Also muss er sprechen, denn im Reden behält er die Kontrolle. Wenn er viel spricht, dehnt er seine Welt aus – ungefähr so, wie man einen Rollrasen verlegt. Er kontrolliert den Luftraum und fühlt sich sicher, und seine Welt ist groß genug, dass sein Gegenüber auch noch darin Platz findet. Es kann sowieso nur seiner Meinung sein, denn das ist doch die einzig richtige. Wozu also sollte das Gegenüber noch sprechen? Er kennt seine Meinung doch schon – es ist ja die gleiche wie seine eigene. Es reicht also völlig, wenn es nickt!
Und der Verholzte redet gern, denn er hat schon viel erlebt und denkt, seine Mitmenschen finden alles, was er zu erzählen hat, sehr interessant – denn auch er selbst findet seine Gedanken über Gott und die Welt ja sehr anregend und lehrreich.
Die Welt ist so, wie ich es sage.
Der Verholzte ist so sehr von seiner eigenen Welt absorbiert, dass er buchstäblich nicht auf die Idee kommt, dass andere Menschen vielleicht interessante Geschichten zu erzählen haben. Seine eigene Welt ist so reich, dass sie für alle Beteiligten reicht, gerne auch mehrere Stunden. Und es fühlt sich so schön sicher an bei sich zu Hause, im eigenen Gedankenpalast. Meine Großmutter redet immer nur selbst (das tut sie nicht erst jetzt, wo sie über 80 ist!), und hinterher freut sie sich, wie schön sich alle unterhalten hätten. Sie merkt es nicht einmal, dass keiner außer ihr etwas gesagt hat. Doch auch eine Bekannte, die etwas jünger ist als ich, kann so lange alleine sprechen, dass Sie irgendwann aus dem Ohr bluten. Und wenn sie Ihnen zuhört, dann immer halbabwesend und wartend, wann sie wieder das Wort ergreifen kann.
Die Sprache von Verholzten enthält auch gerne statische Ausdrücke: „Das ist so.“ „Der Mensch ist eben schlecht, das weiß jeder.“ „Das war immer so.“ „Ich habe das oft genug erlebt, deshalb weiß ich das.“ Er rammt Pflöcke in den Boden, um sein Land abzustecken, denn seine Weltsicht darf nicht gefährdet werden. Abweichende Ansichten werden abgeschmettert, je nach Charakter des Verholzten entweder mit logischen Argumenten, die wortreich vorgetragen werden, oder indem er einen weiteren Pflock in den Boden rammt. Wag es ja nicht, mir zu widersprechen! Gerne wird an einen Satz nach einer kleinen Kunstpause auch ein „Ja“ oder ein „Ne“ angehängt, weil das den zuvor gesagten Satz nochmal verstärkt. Außerdem wird dadurch ein Hochstatus installiert, und das gibt zusätzliche Sicherheit.
Wenn ein Verholzter seinen „Gesprächspartner“ (der eher ein Komparse ist) doch mal zu Wort kommen lässt, dann unterbricht er ihn meist schon bald. Entweder hört er unerwarteterweise eine Gegenmeinung und muss diese schnell unterbinden. Oder er kriegt mit, dass der Gesprächspartner auch eigene Erlebnisse hat, und die scheinen ihm sind so unübersichtlich, dass er sich damit nicht auch noch beschäftigen will. Oder – most boring! – der Gesprächspartner pflichtet ihm sowieso nur bei – und dann hört er seinen eigenen Text doch lieber von sich selbst als reproduziert aus einem anderen Mund!
Kinder können helfen.
Wenn der Verholzte ein oder mehrere Kinder hat, gibt es noch eine Chance auf Wachstum – das Grün hat wieder eine Chance, durchzubrechen. Denn ein Kind ist der beste Guru, denn es drückt einem zuverlässig alle Knöpfe, von denen man dachte, dass sie schon längst verschwunden seien. Je mehr das Kind nervt, desto mehr kann man an ihm lernen.In der frühen Kindheit kann der Verholzte seinen Sohn oder seine Tochter vielleicht noch so gut manipulieren, dass sein Weltbild unversehrt bleibt. Doch in der Pubertät kommt die große Chance: Wie sehr ist der Verholzte bereit, die Kontrolle aufzugeben? Nimmt er etwas an von seinem Kind, oder kommt es zur Trennung?
Sie meinen es nicht böse.
Ich will diese Art von Sein gar nicht verteufeln. Die Verholzten können nicht anders, und sie haben gute Gründe für ihr Verhalten. Vielleicht wurden sie oft verletzt und meinen, sich künftig schützen und abgrenzen zu müssen, damit man ihnen nicht den Vorgarten einrennt. Oder sie sind einfach unbewusst. Nur wenige Menschen texten Sie absichtlich zu, obwohl sie merken, dass Sie schon seit einer halben Stunde aufs Klo müssen.
Bollwerke wollen immer Recht haben. Am besten gibt man es ihnen so schnell wie möglich.
Wenn mir so ein Bollwerk an fertiger Persönlichkeit begegnet, gebe ich mir meist keine Mühe, an den Mauern zu rütteln, weil das viel zu anstrengend ist. Man kommt nicht an sie heran. Sie haben immer Recht, und daher gebe ich ihnen auch genau das: Recht. Denn da Recht (wenigstens in Gesprächen) nur eine Illusion bzw. ein Gedankenkonstrukt ist und nicht wirklich existiert, kann ich das Recht gerne jemandem geben, wenn ihm das Freude macht und mich nichts kostet (das sind Dinge, die man als Mutter rechthaberischer Kinder irgendwann lernt).
Und ansonsten ziehe ich mich zurück, denn in der Sache will ich nicht mit ihnen kämpfen, weil es mir nicht ums Gewinnen geht, sondern um Austausch. Langfristig gehe ich solchen Menschen aus dem Weg, weil es mir zu langweilig ist, in ihrem Monolog die Komparsin zu spielen.
Wenn ich im Büro einen Bollwerk-Kunden habe (kommt äußerst selten vor, meist sind es Raucher), ziehe ich mich energetisch zurück. Da Verholzte Recht haben müssen (sonst gerät ihre Welt in Unordnung) gebe ihnen genau, was sie haben wollten und enthalte mich jeglicher Beratung. Denn fast immer erklären sie mir wortreich, warum es genau so sein muss, wie sie es sagen, und wenn ich Pech habe, erklären sie mir sogar noch meinen Beruf.
Falls Sie sich erhofft haben, von mir Tipps zu erhalten, wie Sie mit verholzten Bollwerk-Zeitgenossen umgehen können, muss ich Sie leider enttäuschen: Alles, was mir einfiel, war unhöflich und verletzend und hat die Beziehung nachhaltig gestört. Und falls Sie selbst Ideen haben, wie man mit diesen Menschen umgehen kann, dann nur her damit!
tausend Dank für den Artikel! das sind ziemlich treffende oder einleuchtende Bilder, mit denen sie versuchen diese Vielredner zu beschreiben.
ich habe sehr lange suchen müssen im Netz, um einen Bericht oder eine Analyse zu dem Thema zu finden, ohne dass gleich die Rede von Manie oder Depression ist.
Und ich bin sehr sehr erstaunt, dass dieses Thema nicht viel breiter und häufiger und öffentlicher besprochen wird.
Wenn so „verholzte“ Menschen zur engen Familie gehören, dann ist die Situation ausweglos, weil ein Familienmitglied wird man nicht einfach so los, sondern hat ihn sogar ständig an der Backe…
Das führt zu ernsthaften psychischen Problemen im sozialen Umfeld, nur leider gibt es keine Diagnose und keine Behandlung von solchen Fällen. oder? Sie scheinen ja auch ziemlich ratlos.
wenn ich irgendetwas dazu in Erfahrung bringe, sage ich aufjedenfall bescheid!
Viele Grüsse, Tanja
Hallo zusammen,
das Thema „Vielredner in der Familie“ habe ich auch kennengelernt. Meine Schwägerin ist so ein Fall. Eine ganz einfache Person aus einfachem Haus, wie man so sagt, hatte ihren Job bei einem Installateur-Betrieb wegen Ihrer Tochter aufgegeben und ist seit dem nur noch Hausfrau. Sie erzählt von Morgens bis Abends Geschichten von den Nachbarn Ihrer Eltern in der Eifel. Das könnten sehr spannende Geschcihten sein, aber leider handelt es sich um Personen, die ich nicht kenne und von Vorgängen, die alltäglich und nichtssagend sind. Es ist also völlig uninteressant, wenn meine Schwägerin diese Geschcihten von ihrer Mutter an mich weiter erzählt. Hier geht es der Erzählerin also nicht um die Überzeugung, dass ihre Geschichten und Inhalte wichtig sind, sondern nur darum, dass sie -also meine Schwägerin- erzählen kann und solange wie die Erzählung dauert im Mittelpunkt der Interesses steht. Meiner Meinung nach, bedeutet es ei solchen Vielrednern daher oft, dass sie einfach die Aufmerksamkeit der Zuhörer genießen und wahrscheinlich auch suchen. Dennoch muss der Zuhörer sich natürlich die Frage stellen, ob es sich um einen wichtigen Vortrag handelt oder ob er unterbrechen darf. So viel Selbstwert sollte man einfach haben, dass man einen Schlusspunkt setzt, wenn es dem Sprecher nicht um ein offenes Gespräch geht. Für solche Fälle sind dann vielleicht eher Psychater als ZUhörer geeignet.
Sehr guter Vergleich mit den verholzten Menschen. Hab auch gerade so ein Exemplar in meinem Leben. Sie ist Ärztin und sehr intelligent. Auf der einen Seite ist es phasenweise echt spannend was sie sagt, aber auf der anderen Seite hat man immer das Gefühl man sitzt in einem Vortrag. Das erste Mal als sie mich anrief, wollte ich nicht unhöflich sein und hab sie einfach so lange labern lassen bis ich nicht mehr konnte. Ich war geschockt als ich auf mein iPhone geschaut habe, welches mir nach einem beendeten Anruf immer die Länge auf dem Display anzeigt: 3 Stunden und 45 Minuten!!! Oh mein Gott! So lange habe ich noch nie in meinem Leben telefoniert und das gleich bei der ersten Kontaktaufnahme. Aber zum Glück gibt es beim iPhone die „Nicht stören“ Funktion, wo man selbst bestimmen kann wer einen telefonisch erreichen darf, der Rest läuft direkt auf der Mailbox auf. Eine super Funktion für solche Leute! Meine nervige Bekannte benutzt gerne „so“ als Verbindungswort zwischen den ganzen Handlungssträngen. Du denkst sie ist endlich fertig…. und dann kommt das berühmte „so“ und weiter gehts! Tja ich habe ebenfalls die Erfahrung gemacht dass es ohne Verletzung nicht geht. Mir fehlt auch ehrlich gesagt die nötige Geduld und Diplomatie!
So nen menschen muss ich im Urlaub aushalten. Eigentlich müsste ich für meinen Urlaub noch geld kriegen anstatt dafür zu bezahlen. Schwiegermutter fährt mit nach Spanien. Nunja. Da denkste hast mal für ne Woche deine Ruhe und kannst entspannen, da kommt dann die tolle Idee meiner Frau. „Findest du nicht auch wir sollten meine Mutter mitnehmen?“ JA UNBEDINGT hab ich so gesagt. Und es geschah wie es geschehen musste. Schwiegermutter fuhr also mit und ich merkte schon auf dem Hinflug das es ein toller „entspannter“ Urlaub werden würde. So wie diese Frau hat mich noch keiner zugetextet… Selbst als ich mich dem weitaus unterhaltsameren Bordprogramm (Garfield – Der Film) gewidmet habe wollte und wollte das alte Plappermaul den Schnabel nicht halten. Nicht einmal wenn mir Blut aus den Ohren gelaufen wäre hätte sie es gemerkt… Nun gut. Angekommen im Hotel (Zwischen Ankunft am Flughafen und Hotel lagen 2 Buss-Stunden) war ich fix und fertig. Meine Frau und ich (wow wir hatten wenigstens ein Zimmer für uns), bin ich dann totmüde und halbtaub auf dem linken Ohr ins Bett gefallen. Niemals habe ich diese nächtliche Stille und die Schwärze der Nacht mehr genossen. Nun gut das war dann Tag 1 von 7. Ich werde nicht alle Tage einzeln durchgehn.. nur soviel… ich habe die Zeit der nächtlichen Ruhephasen genossen… tagsüber war keine Ruhe möglich… Ausser auf der Herrentoillette des Swimmingpools. Und dann am Schluss die Frage meiner Frau: „HACH DAS WAR DER HERRLICHSTE URLAUB SEIT LANGEM…“. Ja schatz – das war es… jetzt bräuchte ich erstmal eine 6 wöchige Kur… habe ich mir so gedacht…
Oh weh, das klingt furchtbar! 😀
Und Sie konnten ihr nie sagen, dass Sie mal Ihre Ruhe haben wollen? Vermutlich wäre sie beleidigt gewesen, aber so waren Sie ja auch nicht in Kontakt mit ihr. Ich empfehle zum Thema Höflichkeit auch diesen Artikel: http://einfuehlsam-leben.info/nett-sein-uber-die-tucken-der-hoflichkeit/
Hallo Frau Albrecht. Ich war sehr höflich. Denn ich habe mir alles gefallen lassen. Und ja… natürlich wäre sie beleidigt gewesen… Kritik!? Geht ja mal gar nicht…
Ich glaube nicht das man einfach so lange mit Erzählungen „belästigt“ wird,
wenn man dem Erzählenden sein Desinteresse daran mitteilt.
Ich finde viel trauriger Aufmerksamkeit durch gelegentliches Nicken zu heucheln, um anschließend das Opfer zu spielen.
Das empfinde ich zum Beispiel als sehr verstörend und unsozial.
Es sind gerade die Persieden zu sehen, Wünsche fallen vom Himmel.
Natürlich bleiben es nur Wünsche.
Respektiert zu werden muss kein Wunsch bleiben, man kann ihn sich verdienen.
Begegne den Menschen doch einfach so, wie du es auch für dich erwartest.
Jede Aktion löst eine Reaktion aus.
Grete
Jeder hat über sich selbst die Verantwortung. Du hast es anscheinend nicht geschafft mit ihr klärende Worte zu sprechen. Man kann nicht immer die Anderen beschuldigen. Ist ebenso ein ganz wesentliches Merkmal des Verholzten
Herrlich! Ich habe Tränen gelacht!
Hallo,
Wenn man redet, sagt man das was man schon kennt, wenn man zuhört erfährt man etwas Neues. Davor muss man Fragen stellen. Es ist schon sehr interessant, dass viele Gespräche nur Vogelgezwitscher sind. Jeder singt sein Lied, oft soll der andere übertönt werden durch noch dollere Geschichten. Menschen suchen im Gespräch ihren Raum, verteidigen und erweitern diesen.
Selten wird dem anderen Raum gegeben. Wer hat die Deutungshoheit?man kann bewundert wie authentisch und offen Menschen erzählen und gleichzeitig gibt es keine Reziprozität. Austauschgehalt gering. Empathie in der Grupoe, Selbstrefkexion, Fremdreflexiob sind ein spätes evolutionäres Gut. Sprechen ist noch zu oft Alarm schlagen, zeigen, dass man da ist und sich verstecken, sich dekorieren, sich Attribute geben, weil man ja erstmal Nichts ist, ganz nüchtern betrachtet.
Hallo Leo, Ihr Text gefällt mir sehr. danke dafür
Mir gefällt dieser Text ebenfalls sehr. Ich überprüfe mich gerade selbst, weshalb ich gerade wieder aus einem Kurzurlaub gekommen bin, in dem ich mich habe totquasseln lassen. Ich möchte gerne dafür die Verantwortung übernehmen, aber ich bin drauf gekommen, dass ich ein Verbot in mir trage, dass ich keinen verletzen darf. daran will ich vorrangig arbeiten/müssen. Denn ich bin ganz krank in meinem Nervenkostüm aus der „Erholung“ zurück gekehrt. Danke fürs Zuhören, womöglich von einer „Vielrednerin“. Asche auf mein Haupt!
Liebe Autorin, Ihr Artikel war so erfrischend und nett geschrieben, dass ich einfach lachen musste. Ich bewundere Ihre Gelassenheit und trachte danach, es ihnen gleich zu tun. Erst kuerzlich hab ich mich von einem „Bollwerk“, wie sie es nennen, befreit. Der Verlust dieser Person ist leicht verschmerzbar.
wahrscheinlich hat sie gar nicht gemerkt, dass ich weg bin und sitzt heute noch dort und redet ueber sich selbst. 😉
Ich hab grade erst den Artikel gefunden und gelesen!
Ich konnte nach langer Zeit wieder lachen- danke!!!
Ich hab so einen guten Freund am Kragen der stets und ständig 100 mal den selbigen Wortlaut hat.
Er wohnt 2 Häuser von mir entfernt und erklärt mir früh morgens das Wetter.
Wenn ich sage ich seh da- wird der böse!
Hab ich keine Zeit wegen meinem Job gehts mächtig ab.
10 Stunden reden warum ich arbeite.
Ich bin kurz davor ihn umzuhauen.
Ich will was sagen… Nee du dumm hast null Plan!
LG peggy
Interessant, dass er immer noch ein guter Freund von dir ist. 😉
Liebe Frau Albrecht, Sie sprechen mir aus der Seele. Mein „Bollwerk“ (sehr treffend 🙂 ist meine Schwiegermutter! Seit Jahren kämpfe ich mit mir bei jedem Besuch, um sie zu „ertragen“. Nur sie hat Recht mit, von und an ALLEM und glauben Sie nicht, dass sie mich jemals nach irgendetwas persönlichem gefragt hätte, auf keinen Fall! Hatte auch schon eine Auszeit mit keinem Kontakt mehr. Irgendwie war das herrlichem Nachhinein gesehen. Wir konnten uns aber nach 3 Jahren Stillstand darauf einigen, uns gegenseitig versuchen zu respektieren. Meine beste Freundin wird sie allerdings NIEMALS ! Danke für den tollen Artikel. Den Drucke ich mir aus und beim nächsten SchwiMu-Besuch schmunzel ich in mich hinein ☺️Viele Grüße Sandra
Ein sehr treffender Artikel über diese Spezies. Ich finde, dass die andere Seite ebenfalls einen Artikel wert wäre. Mir ist aufgefallen, dass Menschen, die selten etwas sagen, weil es leider überall diese Plappermäuler gibt, auch in solchen Situationen kaum etwas sagen, in denen weit und breit keines dieser Plappermäuler in der Nähe ist. Sie reden generell wenig. Wenn man nachfragt, erklären sie, dass sie schon bei der Arbeit dauernd kommunizieren müssten. In Privatleben und Freizeit muss man gar nichts. Also lässt man`s. Ich finde, dass beide Phänomene gleichermaßen interessant sind.
Hallo Tom,
diese Seite ist natürlich auch sehr interessant, allerdings nerven diese Menschen nicht so wie „Hessi James“. Siehe hierzu unbedingt auch dieses Video von Badesalz:
Wenn der Chef 70 ist und ständig über seine Erfolge im Berufsleben erzählt, wen er alles kennt und wie viele Kinder derjenige hat blabla dann hilft nur eines: ständig auf die Uhr schauen und sich deswegen rauswerfen lassen.
ich glaube ich bin so ein Bollwerk, und ihr Artikel ist Treffent , immer wieder finde ich mich in Situation bei denen ich kurz nachher denke um Gottes willen jetzt habe ich schon wieder soviel geredet. Eigentlichmöchte ich das nicht und ich nehme mir immer vor es dieses mal besser zu machen, oder ich setze mir das Ziel gar nicht so lange zu bleiben und ja keinen Wein zu trinken dann quatsche ich noch mehr. Ich glaube ich bin schon ein wenig unterhaltsam, aber am meisten bin ich anstrengend sogar für mich selbst . weil ich mich ja dann auch noch schlecht fühle. Ich möchte so gerne Schweigen können.
Ich finde es gut, dass auch mal ein Betroffener schreibt! Auch ich neige dazu, viel zu reden. Daher habe ich mir angewöhnt, Leute darauf vorzubereiten und zu bitten, mich zu stoppen, wenn es ihnen zu viel wird. Das hilft nicht immer, aber zumindest zeigt es a) Ihre Einsicht, bringen Sie das Gespräch damit auf eine Metaebene und können mehr Offenheit herstellen, c) schafft es vielleicht Mancher, Sie zu stoppen. 😉
Hervorragend Ihr Artikel, Frau Albrecht! Vielen Dank!
Ich bin so jemand der versucht solche Kolleginnen, Sportkameradinnen, etc. zu stoppen, weil ich keine Lust habe unter ihnen zu leiden, wenn ich den Raum, die Situation nicht verlassen kann. Ich habe allerdings auch die Erfahrung gemacht, dass diese Menschen dann zum Teil hoch aggressiv und beleidigend werden, wenn man seine eigenen Grenzen einfordert; denn sensibel bzw. sensitiv sind diese Menschen in keinster Weise. Vielmehr glaube ich mittlerweile auch an eine psychische Disposition. Und das macht es mir leichter, diesen Menschen verbal Pflöcke zu stecken. Denn es gibt keinen Grund einen psychisch kranken Menschen ertragen zu müssen, wenn man dies nicht in einer professionellen Beziehung tut. Viele Grüße
Ich habe diesen Artikel und die folgenden Komentare sehr genossen und dabei viel gelacht. Ich kenne auch so ein Exemplar und es ist schade, das die sonst liebenswerte Person, durch dieses unaufhörliche Gerede, dem Gegenüber keine Chance gibt. Ich denke auf Dauer ist das unerträglich. Ich wüsste noch gerne ob es “ Unsicherheit“ ist, was diese Menschen ohne Punkt und Komma reden lässt? Viele Grüße Margot ( gibts dazu ein Buch?)
Leider habe ich auch das Problem zufiel zu reden! Und habe deshalb meine Freunde und Liebe verloren. Ich möchte es nicht, und trotzdem passiert es. Ich kann es nicht kontrollieren. Ich habe schon darüber nachgedacht, mir das Leben zu nehmen.
Hallo Johann, wenn du wirklich Selbstmordgedanken hast, ist ein Blog nicht der richtige Ort dafür, sie auszusprechen. Du brauchst dann ein richtiges therapeutisches Gegenüber.
Hallo Johann, ich kann mich in Dich hineinversetzen. Weil ich diese Situationen aus eigener Erfahrung kenne. Lachen kann ich über die Menschen nicht, denn es steckt meistens ein ganz personlicher Lebensweg der Menschen(viel Redner) dahinter. Sehr oft sindt es Erlebnisse
oder Erfahrungen, aus dem persönlichen Leben eines Betroffenen. Ein Grund, sich das Leben zu nehmen, ist es auf keinen Fall. Habe den Mut u. die Kraft Dich einem Arzt oder Therapeut anzuvertrauen. Es sind oft Dinge aus dem Alltag die wir nicht richtig verarbeiten oder mit denen wir im Leben nicht klar kommen. Ich wünsche Dir viel Kraft u Mut, Dir helfen zu lassen. Das Leben ist schön und so vielfältig, da haben auch wir Menschen „viel Redner“ Platz für ein selbstbestimmtes Leben. Es gibt Wege es anzugehen.
„Denn es gibt keinen Grund einen psychisch kranken Menschen ertragen zu müssen, wenn man dies nicht in einer professionellen Beziehung tut.“
Gibt es diesen Grund denn bei psychisch gesunden Menschen?
Ja, das muß ich auch sagen, ein wirklich interessanter Artikel. Hat mich sehr beeindruckt und wird mich weiter beschäftigen.
Oh je, ich hatte gerade 9 Tage Besuch von meiner „Schwimmfreundin.“ 82 Jahre, fit wie ‚ ne 60jährige, ziemlich ichbezogen, sehr eitel, und einem Flirt mit Männern nicht ab geneigt. Sie hat ununterbrochen geredet, all das, was sie gerade tat, kommentierte sie, jede ihrer whats Apps laut vorgelesen, fremde Menschen an gequatscht, und als ich ihr sagte, sie sei ja anstrengender als meine 2 Enkelkinder zusammen, weil sie so entsetzlich viel rede, da sagte sie im Brustton der Überzeugung:“Waaaaas? ICH rede viel? Du redest doch pausenlos, ich komm doch bei dir gar nicht zu Worte.“ Ich bin selbst 70 und hab schon viel erlebt. Aber das war die Krönung und eine ganz neue Etfahrung. Ich habe viel darüber nach gedacht, weil ich auch manchmal etwas heftig reagierte. Das hat sie aber gar nicht gemerkt. Und mein Fazit: was für ein glücklicher Mensch, dessen Leben sich nur um sich selbst dreht, der sich nicht geniert, dem nichts mehr peinlich ist, der alles an Vorwurf oder Kritik weg fegt. Für solch einen Menschen läuft der Rest des Lebens gut, was ich jedem Menschen gönne, besoners so am näheren Ende des Lebens. Und ich kann das mit dieser Einstellung gut hin nehmen. Es ist immer wohltuend, zufriedene, glückliche alte Menschen zu erleben, auch wenn sie sehr anstrengend sind. Und mit der Gewissheit, die sind ja noch echt zufrieden mit sich und ihrem Leben, kann ich das auch besser hin nehmen. Ich gönne es Ihnen.
Angelika.
Danke für Ihren Kommentar, liebe Angelika,
wenn Sie es wirklich so nehmen können und mit Ihrer Einstellung nicht einen eigenen Ärger zudecken (z.B. dass Sie überhaupt nicht gehört werden), dann gratuliere ich Ihnen. 😉
Liebe Frau Albrecht, ja, ich kann das so nehmen, ich muss nur die Dosis selbst bestimmen, wieviel ich davon vertrage. Und dann sind solche Menschen durchaus oft auch eine Bereicherung. Entweder bringen sie einen zum Schmunzeln (sehr gesund! ), oder aber auch zum Nachdenken ( in diesem Fall bei mir geschehen), oder aber auch zur Ertüchtigung eigenen Durchsetzungsvermögens (wird ja allgemein im tgl. Leben auch nicht pausenlos von einem gefordert). Klar ist natürlich, dass ich sie nicht mehr zu mir auf die Insel einladen werde, aber ich gehe weiterhin mit ihr zum Schwimmen und Walken, denn da stimmt die Dosis von 1 Std. gerade genau
Einen schönen Tag wünscht Angelika…. natürlich gut gelaunt mit ihren, bzw. meinen 70 Jahren
Ich höre Menschen meist gerne zu, egal wem ich irgendwo und irgendwann begegne.
Aber mittlerweile bestimme ich, wie lange meine Aufmerksamkeit dazu bleibt.
Ob es einen kurzen, zufälligen Plausch mit Fremden oder ein `Herzausschütten´ befreundeter Menschen betrifft.
Das ist einfacher Selbstschutz.
„Dauerplappermäuler“ und „Schwatzbacken“…denen an `einer Unterhaltung miteinander´ nichts liegt-
habe ich aus meinem Leben entfernt.
Sich zueinander austauschen- aus Freude am Leben..und neugierig bleiben zu anderen Sichtweisen
bleibt meine Hoffnung bei jeder Begegnung.
Diese Meinung kann ich nicht teilen.
Menschen, die Schwierigkeiten zuzuhören, sind durchaus an Austausch interessiert, nur haben sie die nötige Konzentrationsfähigkeit nicht, wirklich zuzuhören oder mal Pause zu machen. In ihrem Kopf geht es drunter und drüber, das blanke Chaos. Haben sie dazu noch hyperaktive Neigungen, können sie schlichtweg nicht still sein, zuhören und ihr dabei auch noch ihr Chaos ignorieren.
Ich hatte und habe es immer wieder mit diesem Schlag Menschen zu tun und wenn ich diese Menschen besser kennengelernt habe, habe ich bei ihnen auch die unterschiedlichsten Formen, damit umzugehen kennenlernen dürfen.
Eine frühere Freundin war eine wahre Quasselstrippe, ich dagegen war schon immer eine sehr gute Zuhörerin, die aber auch gerne mal redet. Lange Zeit war ich meistens still in unseren Unterhaltungen, bis ich lernte, mich durchzusetzen, indem ich laut und deutlich sagte, dass ich nun auch gerne etwas dazu sagen möchte. Dieser Freundin war anfangs peinlich berührt – sie weiß ganz genau um diese Schwäche! Aber sie hat mir gesagt, dass sie es super findet, dass ich mich auf diese Weise durchsetze. Ihr Freund war genauso. Sie haben sich gerne lange und gut unterhalten und das war dadurch möglich, dass er sich in Gesprächen durchsetzen konnte und sie nicht still und leise plappern ließ.
Ein anderer Freund ist ansich ein nach außen hin sehr gelassener Mensch. Er gleicht beim Reden fast schon einer Schnecke und doch redet er viel – aber dennoch konnte ich auch an ihm beobachten, dass er Schwierigkeiten hat, mir zuzuhören, wenn ihm gerade etwas im Kopf herum schwirrt. Bei ihm muss ich mich zwar nicht auf die gleiche Weise durchsetzen, wie bei der Freundin, aber wenn er in einen Gedankengang vertieft ist, brauche ich gar nicht erst anfangen zu reden, er kann mir dann einfach nicht zuhören – obgleich er das gerne möchte. Bis auf diese verzwickten Gesprächsstörungen macht es mir meist Spaß mich mit ihm zu unterhalten.
Ein anderer früher Bekannter war stärker von dem Schlag der Freundin. Er wirkte immer etwas hektisch und nervös und quasselte ebenfalls zu viel. Auch ihm viel das Zuhören schwer und doch tat er es, wenn ihn das Thema genug interessierte.
Ich habe noch mehr solcher Menschen kennengelernt. Auch mich sprachen schon Menschen an, die die Klappe nicht halten konnten, ihr Leben beinah komplett vor mir ausbreiteten und mir dabei schwer zuhören konnten. Insbesondere die fremden Menschen scheinen so zu sein, dass sie gar nicht zuhören können – vielleicht auch gerade deshalb, weil zwischen ihnen und mir kein tieferes Interesse entstand, eine Freundschaft zu knüpfen. Es scheinen oft Menschen zu sein, die nicht wissen, wohin mit ihrer Energie. Ich bezweifle, dass sie keine Freunde haben und einfach jemandem zum reden brauchen. Viel mehr glaube ich, dass sie ihre Gedanken besser neu sortieren können, wenn sie darüber reden. So geht es mir selbst. Ich bin quasi ein Denker. Ich denke viel zu viel, auch in meinem Kopf herrscht Chaos, aber auf andere Art als bei den Menschen, die ich als Quasselstrippe kennengelernt habe. Ich kann aber tausendmal einen Gedanken zerdenken, sobald ich jemandem davon erzähle oder darüber schreibe, nimmt er entweder eine neue Form an oder bekommt mehr Stabilität in der Form, in der er bereits ist. Es ist immer wieder faszinierend an mir selbst zu beobachten, wie sich für lang zerdachte Probleme plötzlich eine Lösung manifestiert, nur weil ich diese Gedanken jemandem akustisch oder schriftlich mitteile.
Ich glaube, diesen Menschen geht es ähnlich. Sie reden, weil es ihnen hilft.
Wer damit nicht klar kommt, hält einfach keinen Kontakt zu diesen Menschen und alles ist gut 😉
Liebe Steph,
vielen Dank für Ihren ausführlichen und tiefgehenden Kommentar! Ich glaube, es gibt so viele Gründe dafür, warum Menschen lieber reden als zuhören, dass sowohl Ihre als auch meine Erfahrungen zutreffen. Vielleicht habe ich einfach mehr von der einen Sorte kennen gelernt als Sie – oder ich habe keine so feinen Unterschiede festgestellt. 😉
Hallo,
ich kenne solche Menschen auch, die ständig ohne Punkt und Komma nur reden und reden und einen gar nicht zu Wort kommen lassen bzw. gar nicht am Gegenüber wirklich interessiert sind. Das ist sehr anstrengend und extrem frustierend und verletzt meine Vorstellung von einem guten Gespräch. Das ist für mich kein Gespräch sondern nur ein Monolog. Für ein richtiges Gespräch braucht es zwei Menschen die sich aufeinander einstellen können und sich ehrlich ihre Empfindungen und Eindrücke mitteilen können und zwar mit einem Interesse auf beiden Seiten. Sonst kann man diese Art von Kommunikation doch ziemlich vergessen; es ist nur Zeitverschwendung. Wenn ich merke, dass ich eine geraume Zeit nur Hhhm und Ja oder Ach ja, antwort aber sonst nichts, dann sehe ich zu dass ich das Gespräch selbst beende mit dem Einwurf, dass ich jetzt noch was Dringendes zu erledigen hätte. Sonst sehe ich zu, dass ich solche Menschen nicht in meinem Freundeskreis habe, denn sie sind extrem anstrengend und merken es nicht einmal.
Der Artikel vermischt ja schon einiges. Vielleicht hat die Damen sonst niemanden der ihr zuhört. Das ist ja schon ein existenzielles Bedürfnis. Leider wird das heute nicht mehr geschätzt, sonder nur noch asynchron in Wortfezen digital „kommuniziert“. Ich finde das schon sehr unhöflich einfach nur abzunicken und Interesse vortäuschen wo keines ist. Was den Beamtendreisatz angeht, na ja. Darüber kann man sich streiten. Sicher ist das nicht immer angebracht. Aber ich wollte z.B. nicht dass ein Herzchirurg mit 30 Jahren Erfahrung auf einen Jungspund frisch von Uni hört, der meint er habe die Weissheit mit löffeln gefressen nur weil er sich von seinem Smartphone intellektuell Fremdversorgen lässt und bei Stackoverflow gelesen hat „dort musste schneiden“. Letzendes gibt es viele unterschiedlich Mensch mit vielen Unterschiedlichen Persönlichkeiten. Die Autorin dieses Artikel macht es m.E. nicht anders als die von ihr so abwertend bezeichneten „verholzten“. Sie ist da nämlich genau so verholzt, wenn sie ihre Sicht der Dinge über die der anderen erhebt.
Soso.
Beamtendreisatz sagt mir nix.
Mir hören sehr viele Menschen zu.
Ansonsten kapiere ich nicht, was Sie mir eigentlich sagen wollten, außer, dass Sie meinen, dass ich selber verholzt sei. Glaube ich zwar nicht, aber wenn Sie das denken, dann möchte ich Ihnen das nicht ausreden.
Ich habe auch häufig solche Leute kennenlernen dürfen. Ich glaub das viele Menschen wie ich, die zu wenig Durchsetzungsvermögen haben schnell „Opfer“ von diesen „Übermenschen“ sei. Im Beitrag von ´“Steph“ wird diesen „Schwatzbacken“ sehr viel Verständnis entgegengebracht. Vom menschlichen Ansatz ganz OK. Aber ich finde schon das diese Leute mit ihrer Art auf Kosten ihrer Mitmenschen leben. Diese Menschen ja ihre Bedürfnisse und Gedanken als wichtiger erachten, und in Erwartung sind das das „Opfer“ sich diesem unterordnet. Denn wenn jemand an wirklicher Freundschaft interessiert ist begegnet er seinen Mitmenschen auf GLEICHER Augenhöhe. Und wenn er so weit ist das er selbst merkt das seine Mitmenschen nicht ausreden dürfen. Oder sich wundert warum die meisten Freunde und Bekannten schnell das weite suchen. Dann darf er an sich selbst arbeiten. Oder sich bei einem Coach oder ähnlichen professionelle Hilfe holen. Denn Leben auf Kosten anderer ist nicht OK. Es gibt ja auch den Begriff „Energievampiere“. Leider hab ich auch keine Idee wie man auf friedlichen Wegen solche Menschen in die Schranken weist. Leider man diesen Leuten nicht immer aus dem Weg gehen kann, manchmal sind es Kollegen oder direkte Nachbarn. Oder diese Leute sind sehr bemüht den Kontakt aufrecht zu erhalten, da sie ja für ihr „Spielchen“ ihre Opfer brauchen.
Mein Rat ; SELBST AKTIV ZUHÖREN !!! -So manch eine Extra-schlaufe des Erzählers ergibt sich ,weil dem Sprechenden der Eindruck vermittelt wird man versteht nicht, hört nicht richtig zu und der Sprecher wird sich dann noch mehr bemühen, seinen Gedanken klarer und nuancierter zu bekommen, weil er den Eindruck hat es halt noch nicht gut genug vermittelt zu haben ! Richtig unhöflich ist es so zu tun als höre man zu und dabei gedanklich abwesend zu sein !Dann besser den Schneid haben und sagen man mag nicht zuhören. Alles andere ist verletzend ,respektlos und erst recht unhöflich ! Und nebenbei auch nicht zielführend, denn der Vielsprecher wird den Eindruck haben, er habe sich halt nicht gut genug verständlich ausgedrückt und das Ganze nochmal und noch nuancierter präsentieren ,… Sich aufrichtig einlassen,einen Gedanken rückmelden oder aufgreifen und das Gespräch gewinnt an Leichtigkeit ,der Vieltexter gewinnt an Sicherheit und Rückmeldung, so manche textreiche Erläuterung erübrigt sich, wenn der Zuhörende erkennen lässt ,dass ein Stichwort eh im gemeinten Sinne begriffen wird … Für uns alle haben Stichworte nämlich durchaus oft eine voneinander abweichende Bedeutung,ohne dass dies uns so präsent ist. Der Vielredner versucht deshalb oft auch den Hintergrund zu aquarellieren:Eigentlich um einem aufrichtigen Zuhörer zu helfen zu verstehen . AKTIV UND AUFRICHTIG ZUHÖREN KANN FÜR BEIDE SEITEN SEHR ENERGIESPENDEND SEIN ! Verholzt ist vielleicht auch gerade der,der sich mit einem Austausch von Schlagworten zufrieden gibt, denn der wird eine neue Welt der Wahrnehmung nie kennenlernen … AKKTIV ZUHÖREN ! ist auch ein Menschenbild …
Wow, das ist mit den vielen Ausrufezeichen und Großbuchstaben ein richtig leidenschaftliches Statement! 😀
Tatsächlich habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass es Menschen gut tut, wenn man sie spiegelt. Besonders wenn jemand sich ständig wiederholt, sage ich gerne sowas wie „Dir ist es also ganz wichtig, damit gehört zu werden, dass…“ und dann wiederhole ich, was ich gehört habe. Und dann wird dieser Content zumindest nicht mehr wiederholt.
Natürlich will der Vielredner vor allem verstanden werden. Entweder da ist ein großes emotionales Loch, oder er hat einfach König-Allüren und hält alles, was er sagt, für Brosamen der Weisheit.
Marshall soll mal gesagt haben: „Die Menschen brauchen nur wenige Worte, um sich zu verstehen. Viele Worte brauchen sie, um sich nicht zu verstehen.“
Also ich stimme Fr. Albrecht voll und ganz zu. Ich sitze im Büro mit einer jungen Vielrednerin und das einzige Thema sind die Kinder und die Familie. Ich weiß wirklich alles, was in dieser Familie passiert und ich kann nicht verhindern, mehr zu erfahren. Jede Pause wird genutzt. Höfliches Nicken unterbricht den Redeschwall nicht, bei fluchtartigem „dringendem Toilettenbesuch“ wird gewartet, bis ich wieder da bin… Wenn ich mal etwas zur Unterhaltung beitragen möchte, wird gewartet, bis ein passender Einsatz erfolgen kann und schon höre ich wieder Familiengeschichten. Ich bin wirklich froh, dass ich bald in ein anderes Büro wechseln kann.
Ein toller Artikel. Meine Mutter leidet schon immer unter Logorrhoe. Was sie sagt stimmt. Und sie sagt viel. Meistens Belangloses, das sie auch noch wiederholt. Sie fragt kaum, wie es uns geht oder ihren Enkeln. Die sind inzwischen erwachsen, sehen, dass die andere Oma sehr interessiert an ihrem Leben, ihrer Arbeit und ihren Sorgen teilnimmt. Wir werden sehr schnell unterbrochen, damit sie ihre Geschichten erzählen kann.Erschwerend kommt hinzu, dass meine Mutter nun offensichtlich auch nicht mehr in der Lage ist, ihre Wohnung (das Haus hat mein Bruder bekommen, ihr und Vater wurde im EG eine schöne Wohnung eingerichtet) ordentlich sauber zu halten. Wie kann man es nun schaffen, ihr zu erklären, dass man ab und zu putzen möchte. Leider muss man jedesmal erst aufräumen, da sie alles zustellt und mit Deckchen zudeckt. Sie lebt in ihrer Welt, akzeptiert kaum Veränderungen. Man ist hin- und hergerissen zwischen Wut, Scham und Pflichtbewusstsein. Dabei möchte man die Mutter doch einfach nur gerne haben und froh sein, dass sie noch lebt…LG
Das kenne ich von meiner Großmutter! Das ist eine sehr große Lernaufgabe – Sie haben mein volles Mitgefühl!
Leider habe ich im Moment keine Zeit, noch ausführlicher zu antworten…
Alles Gute Ihnen!
Ich bin mit so einem Exemplar verheiratet. Je älter er wird, umso verholzter wird er. Für mich als Partnerin war es immer schon ein Problem, welches jetzt in sozialer Vereinsamung endete. Wer will schon freiwillig Zeit mit einem Bollwerk an Worten verbringen. Lange Jahre kam wenigsten ich noch zum Zug und durfte auch mal reden. Mittlerweile möchte ich nicht mal mehr das. Der Verholzte weiß alles,hat zu allen Dingen einen klaren Standpunkt,welcher natürlich der einzig Wahre ist und rückt von seiner Meinung absolut nie ab. Der Verholzte hat keine Freunde,keine Bekannte aus diesem Grund,aber selbst das bemerkt er nicht.
Liebe Grüße Kathrin
Ein interessanter Artikel, ein interessantes Thema. Ich verliere selbst manchmal im Gespräch den Faden, aber ich sage das auch dazu und bin auch leicht zu unterbrechen. Ich würde mal behaupten, jeder genießt die ungeteilte Aufmerksamkeit eines guten Zuhörers. Ich kenne Menschen, die jedes Mal wenn ich etwas beitragen möchte lauter reden oder auf eine Art intensiver, so dass es noch schwieriger wird sie zu unterbrechen oder einen Beitrag zu leisten. Meine Erfahrung ist, dass ausreden lassen (was am höflichsten wäre) keinen Sinn macht, weil es nie aufhört, egal wie viel und wie gut man zuhört, der Andere hat nie genug Aufmerksamkeit und es entsteht auch kein Austausch – das empfinde ich als Ausnutzen und da setze ich möglichst klar meine Grenzen. Natürlich ist das belastend für die Beziehung, aber auf Dauer möchte ich keine missbräuchlichen Beziehungen (mehr) führen.
Man kann schon rechthaberisch, „verholzt“ oder redselig sein, denn niemand ist perfekt. Viel wichtiger ist für mich ob ich mit diesem Menschen eine Regelung finde, die für beide Seiten gut ist. Wenn ich für mich schwierige Verhaltensweisen eines anderen ansprechen darf, Grenzen setzen darf ohne Wutausbrüche oder Schmollen über mich ergehen lassen zu müssen, dann findet wieder ein Kontakt statt und genau das würde ich auch von meinem Gegenüber erwarten. Dass mich jemand bremst, wenn ich mich mal wieder vergaloppiert habe. Denn dann habe ich auch den Kontakt zu mir selbst verloren. Dafür sind wir Menschen doch da, uns gegenseitig zu helfen wieder zu fokussieren. Ich möchte niemanden langweilen oder klein reden. Die Menschen, die wirklich von mir erwarten, dass ich unter ihnen leide, denen gehe ich großräumig aus dem Weg. Ein warmer, menschlicher Kontakt ist dann ohnehin nicht möglich und darum geht es mir.
Ich kenne drei Frauen die so sind. Sie sind die Muettern von Mitschuelern / Freundinnen meiner Tochter. Der Inhalt ihrer Logorrhoe hat eine Gemeinsamkeit: sie sprechen nur ueber ihre „persoenliche Leistungen“: tolle Sommerferien . Was sie neues gekauft haben. Wie gut sie kochen..etc. Manche Sachen wiederholen Sie ein haufen Male, z.Bsp die Geschichte vom Hochzeitstag oder die von der Geburt des Kindes.
Ein paar Mal hab ich sie auf politische Themen angesprochen oder Tagessgeschehen. Da waren sie voellig ahnunglos. Bei Themen „hohen Niveaus“ haben sie eine Blockade.
Sie waren ein Problem fuer mich. Z.Bsp. wenn eine von diesen Exemplaren auf dem Spielplatz war, dann blieb ich mit meiner Tochter nicht lange, sondern wollte schnellsmoeglich weg von dort. Etwas das meiner Tochter gegenueber unfair war. Darueber habe ich mir Gedanken gemacht und bin zum Entschluss gekommen, dass ich keinen Grund habe mich zusammen mit so einer Frau auf dem Spielplatz zu setzen. Ich bleibe jetzt im Abseits und mein Kind kann so lange spielen wie es will.
meine Schwiegermama ist so…
Manchmal bin ich kurz davor ihr Mundwerk zu zügeln, doch dann entscheid ich mich anders… sie will nur das beste für mich und das schätze ich doch.
sie redet aber so viel und lässt einem von noch so jedem winzigen Detail teilhaben. Es ist anstrengend.
Sie redet so viel und so schnell, dass sie selber nicht mehr mitkommt und abschweift, die wörter nicht findet und jedes noch so kleines detail nicht auslässt.
Jetzt hab ich ein kleines Spiel daraus gemacht.
Ich versuche manchmal ihr die Lücken zufüllen, wenn Sie eine Pause ansetzt weil sie das wort nocht findet, dann helfe ich ihr so auf die sprünge das sie es nicht mehr fertig sprechen muss.
Macht langsam spass mein Freund hat es bemerkt und macht mit und langsam wiird es lustig.
Mal schauen wie lange wir noch mitspielen
Hi,
ich tendiere selbst dazu. Ich möchte hier kein Mitgefühl, aber bei mir entsteht dieser Redeschwall aus Ängsten. Ich fühle mich sicherer, wenn ich erstmal alles loswerde, wie ein praller Luftballon, der Luft ablässt. Sonst rede ich auch viel, aber meist lenke ich durch mein Reden nur von mir ab. Irgendwann bricht es sich dann Bahn, gern in Verbindung mit Alkohol und fremden Menschen. Im Nachhinein ist mir das dann immer sehr peinlich.
Was ich versuche zu sagen,“verholzte“, „versteinerte“ Personen wissen häufig um ihren Makel, aber mit jedem weiteren Redeschwall macht man alles nur noch schlimmer. Es ist vollkommen unempathisch und vor allem selbstschädigend. Partnerschaften, Freundschaften und u.U. auch die Karriere leidet darunter empfindlich. Am Ende ist die ganze Welt Schuld, nur man selber nicht
Gerade bin ich rein zufällig auf diesen Artikel gestoßen, also ohne zu diesem Thema im Internet unterwegs zu sein. Spontan habe ich mich gefragt, warum jemand solch ein Artikel schreibt und ob er Einfühlsamkeit wohl für sich beanspruchen kann?
Meinet Erfahrung nach bestehen die Vielredner zum größten Teil aus Menschen,
die
– Anerkennung suchen
– einsam sind
– Applaus und Anerkennung gewohnt sind und sich selbst für den interessantesten und unterhaltsamsten Anwesenden halten
– schlichtweg nicht mit dem entsprechenden Gespür für ihre Mitmenschen ausgestattet sind (denn es verfügt nun mal nicht jeder über diese Gabe)
Und wie immer bei Kommunikation geht es nicht darum, was jemand sendet, sondern um das, was der andere empfängt. Was den Einen langweilt, kann für den anderen äußerst spannend und interessant sein.
Anstelle sich um die Schwächen und Fehler der Vielplauderer Sorgen zu machen und die anderen ändern zu wollen, könnte man sich selbst fragen:
Warum stört es mein Ego so sehr, zuhören zu müssen? Und wenn ich meinem Gesprächspartner dieses freundliche Interesse an seinen kleinen Dingen nicht entgegenbringen kann, warum bin ich dann nicht in der Lage, mich dem in respektvoller Weise zu entziehen? Und gerade wenn jemand viele belanglose Dinge erzählt, drückt das nicht die Sehnsucht danach aus, von einem anderen Menschen etwas Aufmerksamkeit und Zuwendung zubekommen, vielleicht, weil das Leben desjenigen nicht so reich und gefüllt ist?
Zuhören können ist eine Art des Gebens und des Sich-Zurücknehmens. Und warum sollte man auch selbst die ganze Zeit reden? Denn es gilt ja für jeden: Was man selbst zu sagen hat, weiß man ja schon.
Liebe Regine,
vielen Dank für Ihre Kommentar!
Ist Ihnen Respekt und Wertschätzung für Vielredner wichtig, und Sie haben die Sorge, dass ich über diese Menschen schlecht urteile? Vielleicht reden Sie selbst gerne viel und fühlen sich unangenehm berührt und vielleicht verletzt?
Ich teile Ihre Erfahrung mit Vielrednern zu 100 Prozent. Und ja, ich beanspruche für mich, einfühlsam zu sein, weil ich in der Regel schnell weiß, wie es jemandem geht und welche Bedürfnisse er/sie hat. Aber dass ich potenziell einfühlsam bin, heißt a) nicht, dass ich verplichtet ist, es immer zu sein, und b) heißt es nicht, dass ich jedem Menschen mit Freude zuhören muss, der mir eine halbe Stunde einen Monolog hält. In einer leichten privaten Kommunikation finde ich eine Verteilung des „Ballbesitzes“ von 50:50 (oder wenigstens 60:40 zu meinen Ungunsten) als ideal. Auch wenn ich nur noch Stichwortgeber bin, kann eine Unterhaltung aber erfüllend sein – wenn der Vielredner sehr interessant erzählt, ich ihn und seine Geschichten noch nicht gut kenne und die Zusammenkunft nicht länger als zwei Stunden dauert. Darüber hinaus finde ich solche Unterhaltungen ermüdend. Mit Ego hat das nicht immer etwas zu tun – auch im Radio höre ich selten Sender, wo nur gesprochen wird. Aber natürlich ist mein Ego betroffen, wenn mein Gegenüber nur von sich spricht und sich null für mich interessiert. Ich komme mir dann vor wie ein austauschbarer Statist, weil es ja völlig gleichgültig ist, wer dem Vielredner zuhört.
Gerade am Samstag traf ich bei Freunden auf eine Vielrednerin. Sie redete ununterbrochen von sich, und es war schwierig, auch nur einen einzigen Satz dazwischen zu quetschen, und auch bei diesen seltenen Momenten unterbrach sie mich noch. Zum Glück war sie recht unterhaltsam, so dass es mir erst nach zwei Stunden auf die Nerven ging.
„dass ich potenziell einfühlsam bin, heißt a) nicht, dass ich verplichtet ist, es immer zu sein“..
Schön gesagt!
Mit welchem Recht auch erwartet ein Vielredner nicht nur etwas, sondern 90% der Zeit und Aufmerksamkeit?! Und das während er selbst nicht das Geringste davon zurückgibt! Weil er nämlich gar nicht versteht, was Zuhören bedeutet.
Narzissten eben. Wollen sich nur selbst bespiegeln, darstellen und gelobt werden. Ich frage mich dann oft, ob der andere wirklich glaubt, daß mein Gehirn mit Belanglosigkeiten gefüllt werden muss, weil es so leer wäre?! Konzentriert zuhören ist auch sehr anstrengend, ich werde aus der eigenen Gedankenwelt gerissen, in die andere Lebenssicht versetzt und von fremden Emotionen beeinflusst. Ich werde durch Zuhören gezwungen, die Sichtweise des anderen mitzuerleben.
Ich verstehe, fühle mit, sehe sein Bild von sich, das was er über andere denkt, über das Leben, entdecke im Besten Fall neue Erkenntnisse, sachliche wie philosophische, frage mich nach dem Ob, Warum und Wohin derjenige geht, wie ich das sehe, welches Motiv er offenbart, über sich, die Welt etc, was das über mich sagt, daß ich mich das frage, wie ich an seiner Stelle handeln würde usw usf
Das alles muss nicht immer intensiv sein, aber es schwingt mit. Und wenn ich dann, nachdem der Vielredner ja in MEIN Inneres gedrungen ist, meine Gefühle und Gedanken berührt, verändert und in Schwingung bringt, sich dann meiner Antwort, meinen Fragen, meiner Sichtweise dazu etc verstellt und mich mundtot macht, dann fühlt sich das an wie emotionale Nötigung, Benutztwerden, Freiheitsberaubung, Erpressung, Zwang!
Man sagt ja, der Mensch braucht andere Menschen, will also gespiegelt werden, um sich selbst zu erkennen.
Ich brauche aber keine anderen, die mir sagen, wer ich bin. Sonst führe das am Ende dazu, daß ich andere totquatschen muss, um positives Feedback zu erzwingen, damit ich glaube, ich wäre toll! Nein, ich glaube, man braucht deshalb andere Menschen zur Selbstreflektion, weil man über fremde Innenwelten und Erfahrungen die eigenen in Relation setzen kann. Nicht im Sinne von Wettbewerb, sondern im Sinne von Erkenntnissen, die man nicht mehr selbst erleben muss, um sie zu verstehen, weil man sie durch den anderen sehen und verstehen kann.
Das ist eine Ebene des Zuhörens, die die meisten Plappermäuler noch nie wirklich erlebt haben. Weil sie nur plappern um zu hören, wie toll sie sind. Und nicht, um Erfahrungen und Erkenntnisse zu gewinnen.
Wow Regina! Tolle Antwort!! Genau auf den Punkt gebracht. Ich ergänze: Stichwort Resilienz.
Hm…auch ältere Menschen waren einmal jung, auch viele von ihnen hatten den Enthusiasmus im Blut und glänzende Augen. Nun, diese Menschen bleiben frohlich bis ins hohe Alter. Es ist ein Bestandteil ihres Charakters.
Und die, die sie beschreiben: ich denke nicht dass sie erst jetzt den verholzten Zustand erleben, sondern sie sind schon immer so gewesen. Ununterbrochen von sich zu reden und den Gesprächspartner zu ignorieren ist auch ein Bestandteil ihres Charakters!
Ich kenne viele 25 jährige die den Mund nicht halten können und nur über sich erzählen ohne den Gesprächspartner zu beachten, sie reden auch ununterbrochen über ihre Krankheiten, ja… junge Menschen. Ich musste mich wirklich von meiner Arbeitskolleginn distansieren (26 Jahre alt) weil sie jeden Tag über ihr Reuma, Ausschlag und ihre Herzprobleme gesprochen hat.
Ich finde Ihren Artikel sehr einseitig und nicht objektiv.
@Monika: Es wäre schön gewesen, wenn Sie begründet hätten, warum Sie den Artikel einseitig und nicht objektiv finden. Und natürlich können schon junge Menschen so sein. Meine Erfahrung ist aber, dass sich prägende Charaktereigeschaften von Menschen mit dem Alter verstärken. Auch eine Art Verholzung. Wenn dem im Allgemeinen so ist, war es richtig von Ihnen, sich so früh wie möglich von Ihrer Kollegin zu distanzieren.
@Michaela Albrecht: Gut, dass mal jemand drüber schreibt. Ich selbst brauche beim Reden manchmal etwas Zeit um meinen Satz zu formulieren bzw. mache zwischendurch Pausen. Vielredner unterbrechen mich daher nur zu gern, was ich dann als besonders respektlos empfinde. Meiner Erfahrung nach sind Vielredner übrigens überwiegend Nichtraucher. Mir fällt nicht mal ein viel redender Raucher ein. Das sind für mich eher die gemütlichen Leute, die auch mal „gepflegt die Fresse halten können“.
Hallo Friedrich,
dass Vielredner eher Nichtraucher sind, kann ich aus eigener Erfahrung nicht bestätigen. Ich kenne auch Raucher (ich kenne insgesamt aber wenige Raucher), die sehr viel reden und dabei so übergangslos von einem Thema ins nächste gleiten, dass mir fast schwindelig wird. Meine ehemalige Nachbarin war so. Ich konnte eine Stunde mit ihr reden (bzw. ihr zuhören) und hinterher nicht mehr sagen, worum es gegangen war. Aber da Sie vielleicht selbst Raucher sind, erspare ich mir jetzt lieber weitere Beobachtungen bzw. Thesen über Raucher. 😉
Hallo,
auch ich habe mit großer Begeisterung alle Beiträge hier gelesen. Wenn ich auf einen ignoranten Vielredner/Besserwisser stoße und ich das Verhalten als ziemlich egoistisch empfinde, gehe ich auf Konfrontation. Ich schau diesem Menschen bewusst in die Augen und frage schon mal ob dieser auch zuhören kann? Meistens sind diese Leute sehr überrascht und ich habe sie dann aus ihrem Konzept geworfen. Das ist meine Chance etwas zu sagen, wenn es mir Wert ist. Wenn dieser Mensch mir gegenüber keine Emphatischen Fähigkeiten anwenden kann, halte ich mich von diesen fern. Solche Leute sind für mich Energiesauger!
Aber natürlich muss man auch unterscheiden. Meine Eltern z.B. reden auch nur von sich und fragen NIE wie es mir geht und wie ich im Leben zurecht komme. Ich habe mich damit arrangiert, weil ich weiß, dass sie einsam sind und deswegen einen erhöhten Redebedarf haben. Ich belaste meine Eltern nicht indem ich aus meine Leben erzähle was sie vielleicht eh nicht nachvollziehen können, weil denen auch die Fähigkeit fehlt sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Früher als ich deren Verhalten noch nicht verstanden hatte, hat mich das immer bei jedem Besuch sehr verletzt. Heute habe ich keine Erwartungen an beide.
Sind es allerdings sogenannte Freunde die sich so verhalten, da halte ich mich fern von. Auch ein unnötiges Nicken ist Energieverschwendung. 🙂
Hallo,
ich kann´s mir nicht verkneifen, einen Kommentar abzugeben zu : „Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen im Laufe ihres Lebens „verholzen“ – einige früher, manche später, wenige auch gar nicht (die reden dann aber auch nicht so viel).“ Vielleicht habe ich den Eindruck, dass manche Menschen im Laufe ihres Lebens „verholzen“ weil Sie aus =&%§ Millionen Gründen, die ich absolut negativ darstellen könnte (Angst, Unfähigkeit die eigenen Gedanken auszudrücken…) WEIL SIE NIE WAS REDEN), was ich im übrigen absolut anstrengend finde, und sie selbst teilweise auch – weil es nervt !). Schonmal drüber nachgedacht, dass irgendwie in dem Artikel der kontrollierte Mensch, der nur soviel redet wie das Gegenüber möchte, hier idealisiert wird 😉 Ehrliches Reden ist dann wohl keine Thema oder ? Alles nur Narzissten ?! Der Vorteil von viel Reden ist nämlich auch viel rauskriegen und mitkriegen 😉 Haben Sie schon mal was von Denkrednern, von Scannern und so weiter gehört ? Was hat das dann bitte mit Monologen zu tun ? Das sind so typische Argumente von Leuten, die eben genau das umgekehrte Problem haben, oder etwa nicht ? Das nennt man Kommunikation und ist teilweise sogar vom Feinsten !
Gruss
P.S.: Vielleicht ist das ja auch nur so ein Artikel von einem/r narzisstischen Vielredner/Vielrednerin, denn wieso muss ich anderen Leuten diese langweilige und oberflächliche Theorie vom „Verholzen“ antragen 😉
Hallo Thomas Baumdicker,
da Sie so ärgerlich über meinen Artikel sind, nehme ich an, Sie sind eher jemand, der viel redet, und fühlen sich ertappt und verletzt und haben das Bedürfnis, sich zu rechtfertigen, weil Sie auch ein guter Mensch sein wollen, wenn Sie viel reden. 😀
Und wenn meine Theorie übers Verholzen langweilig wäre, hätten Sie nicht so eine starke Ladung auf dem Thema.
„Der Vorteil vom viel Reden ist auch viel rauskriegen und mitkriegen“ – ja, aber nur von sich selbst. Man hört sich beim Laut-Denken zu, genießt das, lernt vielleicht einiges über sich und ist fasziniert vom Schillern der eigenen Gedankenwelt. Wer sollte das nicht kennen?! Und das arme Gegenüber blutet derweil schon aus den Ohren…
Ich idealisiere nicht den Menschen, der genau so viel redet, wie das Gegenüber hören möchte, sondern ich idealisiere, dass man sensibel dafür wird, a) wie viel man selbst hören möchte, wenn man sich in der Zuhörerrolle befindet und b) dass man, wenn man spricht, darauf achtet, ob die Augen des Gegenübers schon glasig werden, und ob er vielleicht nur zu höflich ist, um sich zu wehren.
Oh jemine… Ich hab den Artikel grad auch aus Scham gefunden. Eigentlich weiß ich auch daß ich eine Laberr Tasche bin,aber grade schäme ich mich . Meine 16 jährige Tochter hat mir grad geholfen etwas von ebay Kleinanzeigen abzuholen. .danach sagte sie im Auto : also Mama ganz ehrlich. Wenn jemand wie du mich so zulabern würde, wäre mir daß sehr unsympathisch. .. und es stimmt..Ich muss zugeben daß ich innerhalb 3 Minuten eigentlich allein geredet habe zu min.3 Themen. Am Schluss gab ich dann sogar noch daß schöne Haus gelobt und gefragt ob die es gebaut oder zur miete wohnen.
und ehrlich. .Ich finde mich in so Momenten nicht sehr unsymphatisch..aber wenn es mein kind sagt..Ich bin grad verunsichert und überlege andere mal zu fragen..
Liebe Melanie,
gut, wenn man ehrliche Kinder hat – und wenn man darauf hört, was sie sagen! 😀
Hallo Frau Albrecht,
oh der Artikel spricht mir aus der Seele…ich will gar keinen Kommentar schreiben, ich will mich nur ausheulen… Leider hab ich so eine Bekannte, die wirklich jede Gelegenheit nutzt, um ihre Erlebnisse detailliert zu erzählen….was sie gestern im Fernsehen geguckt hat, wie oft der Hund nachts raus musste, ob bei den Nachbarn mal wieder die ganze Nacht das Licht in der Küche gebrannt hat oder jemand das Auto unberechtigterweise auf dem Anwohnerparkplatz in der Straße abgestellt hat. Dieses Jahr hab ich eine 10-tägige Reise durch Spaniern gemacht, alleine und auf eigene Faust. Das war ja gaaaar nix gegen ihren 3-tägigen Aufenthalt in Sevilla von 20 Jahren! Da war sie mit einer Gruppe unterwegs und hat einen wunderschönen Innenhof in der Altstadt entdeckt und Frisbee in der Wartehalle des Flughafens gespielt! Oder: bei einer Wanderung bin ich zufällig auf einen Gnadenhof gestossen, der eine kleine Gaststätte mit betreibt. Da sitzt man im Hof auf derben Biertischen, trinkt seinen Kaffe, isst dazu selbstgebackenen Kuchen, um einen herum wackeln adoptierte Hundesenioren, nebenan grasen ehemals herrenlose Esel, Ziegen und ein blinder Eber und hinter dem Haus krächzen die Papageien, deren Besitzer plötzlich und unerwartet verstorben ist und die hier ein neues Zuhause gefunden haben. Aber soweit zu erzählen bin ich gar nicht gekommen, meine Bekannte hat mich gleich unterbrochen um mir zu erzählen, dass ihr Hund in der Nacht schon wieder raus musste. Ich bin nicht gekränkt, ich bin nur wirklich erstaunt und frage mich, ob sie wirklich ihr eigenes so wahnsinnig spannend und schillernd findet und das ihrer Mitmenschen so dermaßen öde und ereignislos, dass sie uns dauernd mit ihren Banalitäten unterhalten möchte. Sie saugt Energie, sie nervt, sie ist übergriffig (schau, mach das so….ach du hast morgen frei? Dann komm ich doch zum Frühstück vorbei!), sie merkt nicht wenn sie stört (besucht mich quasi jeden 2 Abend…ich mag schon gar kein Licht mehr anschalten, sonst weiß sie, dass ich zuhause bin) und sie vernichtet jede Freude durch Besserwisserei. Wie wird man so einen Menschen los, ohne sich strafbar zu machen? Haben Sie einen Tip für mich?
Hallo Christina,
da ich im Moment nicht viel Zeit habe zu antworten, empfehle ich den Artikel: http://einfuehlsam-leben.info/nett-sein-uber-die-tucken-der-hoflichkeit/
Der Teil, an den ich bei Ihrem Kommentar gedacht hatte, fängt relativ weit unten an nach „Wie sich Höflichkeit für mich darstellt“.
Hallo Frau Albrecht,
dieser gesamte Tread hier ist so interessant, dass ich eigentlich vor 2 Stunden Feierabend machen wollte, und hier immer noch im Büro bin. Dabei wollte ich nur auf der Suche nach Hilfe schnell googeln, ob sich hinter so einer „Geschwätzigkeit“ eine ernstzunehmende psychische Krankheit verbirgt. Deshalb hier meine Frage an Sie: Sind Sie Psychologin? Da ich das Problem aus eigener Erfahrung sehr gut kenne, hatte ich Antworten erhofft, die einen weiter bringen. (Meine Mutter gehört so lang ich lebe zu den „Verholzten“ und ich habe dieses starke Redebedürfnis scheinbar entsetzlicherweise geerbt.) Ich bin etwas enttäuscht, dass es diese Antworten nicht wirklich gibt, nur Meinungen. Wenn ich hier dann auch meine Meinung und mein persönliches Empfinden äußern darf, muss ich erstens sagen, dass es verholzte Vielredner gibt und nicht verholzte Vielredner gibt. Meine Mutter gehört zu den Verholzten, die alles besser weiß und nicht wahrnimmt wie sie ist, auf Kritik aggressiv oder beleidigt reagiert. Mir ist es eher peinlich und unangenehm so zu sein. Aber es ist wie ein Zwang. Man möchte niemanden „missbrauchen“ und sucht sich auch keine „Opfer“. Deshalb habe ich zweitens hier vieles auch sehr diskriminierend empfunden. Der „Steph“ hat mir hier eher sehr aus der Seele gesprochen. Insgesamt ist der Tread aber recht einseitig. Menschen, wie ich, die dieses PROBLEM haben – und ja es ist ein Problem für einen selbst- werden hier mit einer gewissen Verachtung gestraft. Dieser Redeschwall kann übrigens auch über einen selbst dann hereinbrechen, wenn niemand da ist, der zugetextet werden könnte. Dann bricht es aus einem heraus und man fängt einfach an zu reden, obwohl niemand da ist und hört nicht mehr auf, auch wenn man aufhören WILL. Es ist, wie wenn ein übervolles Gefäß einfach beginnt überzulaufen. Dieses Gefäß, das überläuft, ist die Gedankenflut, die sich ihren Weg bahnt und sich nicht stoppen lässt. Das ganze wird dann für einen selbst zu einem wirklichen Problem, wenn man dadurch z.B. zu spät in die Arbeit kommt. Denn man ist in dem Moment des Redens gelähmt zu handeln. So geht es mir zumindest. Und ich bin lt. psychologischem Attest nicht bipolar. Deshalb denke ich, dass es vielleicht irgendeine nicht bekannte Erkrankung sein könnte, weil es sehr selbstnervend ist und nicht gewollte Absicht. Es wäre wirklich sehr viel besser, Vielredner verstehen zu wollen, warum sie so sind, was die möglichen Ursachen sein könnten, als über sie zu lästern und zu schimpfen. Ich schreibe aus beiderlei Erfahrungen heraus, als „Opfer“ (meiner Mutter) und als „Täter“ anderen und mir gegenüber und kann auch beide Seiten verstehen. Redeschwall ist ein Problem für BEIDE Seiten. Deshalb sollten hier auch beide Seiten gehört werden.
Liebe Plaudertasche,
vielen Dank für Ihren Kommentar! Nein, ich bin keine Psychologin und weiß daher auch nicht, ob der Zwang, ohne Unterlass zu sprechen, eine eingetragene Krankheit ist. Von dem Phänomen, das Sie beschreiben, habe ich noch nie gehört, und ich kann sehen, dass es Sie schmerzt, für unsensibel gehalten zu werden. Tatsächlich hatte ich vor allem die Menschen auf dem Schirm, die ohne Krankheitswert viel reden. Und ich schrieb vor allem aus der Hilflosigkeit, freundlich zu mich zu sorgen, ohne unhöflich zu sein. Wenn man länger zuhören muss als man möchte, neigt man schnell dazu, den Anderen ins Unrecht zu setzen. Aber das ist natürlich eine Verlagerung des Problems. Ich könnte vielleicht einfach sagen, dass ich nicht mehr zuhören möchte, aber das traue ich mich manchmal einfach nicht. Und aus dieser Unfähigkeit heraus bin ich dann genervt und „lästere“. Da ist auch der Schmerz, dass der andere sich nicht für mich interessiert, sondern sich nur selbst reden hören will. Man ist dann quasi nur Publikum bzw. Statist, und dadurch entsteht Unmut. Aber natürlich gibt es immer auch Fälle, wo das Problem ganz anders gelagert ist. Danke, dass Sie uns auch dafür sensibilisiert haben!
Hallo liebe Plaudertasche,
danke für das Schildern der anderen Seite.
Spontan fiel mir dazu ein, dass der Redeschwall vielleicht die Angst vor negativen Emotionen zudecken möchte.
Die Angst, dass wenn man zur Ruhe kommt, vielleicht seltsame Gedanken oder Gefühle auftauchen, dass man seltsam oder nicht normal sein könnte.
Ich hatte auch viele Jahre Angst davor „nicht normal“ zu sein.
Was mir geholfen hat war Meditation. Nachdem sämtliche Gefühle von „ich bin nicht normal“ einmal präsent sein durften, erlebte ich, dass man im Kern ein ganz normaler Mensch ist, dass verkorkste Gedanken da sein können ohne dass man im Kern ein falscher Mensch ist. Heute kann ich das dann liebevoll gehen lassen, weil ich es ja schon kenne.
Vielleicht endet das Bedürfnis viel zu reden, wenn man im Inneren mehr Struktur und Aufgeräumtheit hat.
Herzliche Grüße
Nicola
Hallo Frau Albrecht,
vermutlich wird hier einiges durcheinandergewürfelt. Da ich selbst jemand bin, der gerne und viel redet, dies jedoch weiß, versuche ich natürlich mich ständig selbst zu kontrollieren. Fällt nicht immer leicht, aber ich brauche ja nur auf kleine Gesten, die Augen oder Worte meines Gegenübers zu achten, um zu Wissen, ob mein Gesprächspartner auch mal möchte oder das Gespräch zu beenden, wenn ich weiß, er hat nicht so viel Zeit. Das nennt man Selbstreflexion. Mein Vater wiederum redet nicht nur sehr viel, sondern weiß IMMER alles besser, da er ja auch schon älter ist, erwartet IMMER Respekt (nur geben will er Keinen) muss auch IMMER Recht behalten, muss einem ALLES erklären, da man in seinem eigenen Leben ja auch noch NIE Erfahrungen gesammelt hat. Er erklärt einem sogar, wie man einen Nagel in die Wand haut (bekommt aber selbst NICHTS auf die Kette). Und so könnte ich fortfahren…noch und nöcher… Das nennt man Narzismus oder auch Macht ausüben wollen.
Ich danke Ihnen für diesen Artikel, werde ihn ausdrucken und meinem Vater auf den Tisch legen, denn zuhören will er ja nicht…
viele Grüße, Jeannine
der Narzismus bekommt noch ein „“s geschenkt ;o)
Liebe Frau Albrecht , vielen Dank für den tollen Beitrag. Ich habe ihn gefunden, weil ich einen Weg suche, mich vor der Dauerbeschallung meiner Arbeitskollegen zu schützen. Es geht um 3 meiner 4 Arbeitskollegen. Es hat sich eine Kultur entwickelt, jegliches Privatleben in allen einzelnen Details am Arbeitsplatz zu erzählen. Die Termine der Kinder, die Erlebnisse der Haustiere, die Essgewohnheiten der Ehemänner, Oma,Opa Tanten und Freunde. Was man gekauft, gegessen und erlebt hat. Und das jeweils von 3 Kolleginnen samt Angehörigen. Es ist auch schwer , sich in die Gespräche einzubringen, da das meistens geblockt wird um selbst weiter zu reden.
Meine Chefs halten es für gutes Betriebsklima, da sie sich das ja auch nicht ständig anhören. Sie sind sich über das Ausmaß nicht bewusst. Am Arbeitsplatz kann man der Situation nicht entfliehen. Bitten um Einschränkung der Privatgespräche waren erfolglos. Meine Lösung werden demnächst kabellose in ear Kopfhörer mit Musik sein, damit ich meine Gehirnzellen nicht mehr mit unnützen Informationen blockiere und mich nicht mehr ärgern muss. Weiß jemand noch bessere Lösungsmöglichkeiten ?
Also ich bin 15 und bin laut Aussagen anderer, wie sie es sagen würden verholtz xD Ich habe keine Ahnung wieso aber ich bin von dem was ich denke sehr überzeugt und lasse mich schwer ,,verbiegen“. Andererseits könnte man das auch positiv sehen im Bezug auf die überzeugung die man mit sich bringt und dadurch sich auch gut seine eigene Meinung bildet und sich z.b. politisch nicht so leocht beeinflussen lässt.
Hallo Alex,
mit 15 ist man nicht verholzt! 😀 Sie sind in der Pubertät. Da ändert sich noch viel. 😉
Mir fällt auf, dass die ganze Zeit über eine passive Rolle beibehalten wird. Erst beim (mehr oder weniger genervten) Zuhören auf der Messe und dann ja auch als Wiederholung im Artikel, der die Verantwortung auf den Plappernden abschiebt. Letztlich kann jeder Gesprächsteilnehmer das Gespräch mitgestalten. Bspw. Ich-Botschaften senden, wenn ihm etwas nicht behagt. Es ist nicht unhöflich zu sagen: „Ich hatte einen langen Tag auf der Messe und freue mich jetzt in Ruhe zu essen. Es tut mir leid, aber gerade ist mir einfach nicht nach Reden zumute.“ oder bei einer befreundeten/ bekannten Person kann man jawohl auch eben sagen „Du, ich habe das Gefühl, dass ich in den Gesprächen nie vorkomme und dich gar nicht interessiert, was ich denke“. Davon können beide Seiten profitieren, denn subjektive Eindrücke können täuschen und außerdem kann auch nur so Veränderung stattfinden. Vielleicht kommt dann ja sogar am Ende ein interessantes Gespräch oder eine engere Freundschaft zustande. Ich denke, der Schlüssel liegt darin sich auf Augenhöhe zu begegnen. Von oben herab zu urteilen, den anderen ertragen und dann auch noch zu glauben, dass der Gegenüber das nicht mitbekommt, finde ich ein wenig herablassend.
Hallo Miriam,
es stimmt, von oben herab zu urteilen und den anderen zu ertragen, ist herablassend. Ich hatte am Ende des Artikels geschrieben: Alles, was mir einfiel, war unhöflich und verletzend und hat die Beziehung nachhaltig gestört. Häufig habe ich einfach nicht den Mut, den anderen zu unterbrechen, oder nicht die Hoffnung, dass noch irgendwas Gutes dabei rauskommen könnte, und dann schweige ich und verurteile den anderen. Denn nur weil ich Kommunikation trainiere, heißt das nicht, dass ich in allen Lebenslagen weiß, wie es „richtig“ geht, und auch ich habe ja Begrenzungen aus der Kindheit, wie jeder andere auch.
Liebe Michaela
Vielleicht geht es gar nicht um den Menschen. Vielleicht geht es nur um das eigene Idealbild eines Menschen. Kann es sein, dass Du innerlich selbst nicht viel von „Wasserfall“ oder „verholzten“ Menschen hältst, respektive, dass du selbst kein Mensch sein möchtest, der „zu viel“ und vor allem „sinn-loses“ oder „verholztes“ Zeugs schwafelt?
Könnte es sein, dass du dich selbst für dieses „ich“ mit diesem Idealbild von sich selbst als Mensch hältst? Und als dieses „ich“ bemüht bist, alles möglichst gut und richtig zu machen?
Du schreibst, alles, was dir in den Sinn gekommen ist, wäre verletzend gewesen. Dann würdest du in der Begegnung mit so einem Menschen in einen Konflikt geraten: Du möchtest selbst als „ich“ nicht so sein, wie dieser Wasserfall oder verholzte Mensch und eigentlich, möchtest du ihn stoppen (du erträgst das eigene, negative Spiegelbild nicht), doch wenn du ihn stoppst erscheint dir das verletzend, was du als „ich“ natürlich auch auf keinen Fall sein möchtest. Schöne Zwickmühle. Verständlich, dass du dir eine Lösung dafür wünschst. ;-).
Ich kann dich gut verstehen in diesem Wunsch. Doch vielleicht bist es ja gar nicht du, die sich das wünscht, sondern das, was sich für „ich“ hält, und mit dem du dich als „Person“ identifizierst? Ist in dir noch nie die Frage aufgetaucht: Wer ist eigentlich dieses „ich“?
Die Frage allein mag noch nicht als Lösung erscheinen, doch dieser Frage nachzugehen führt dich möglicherweise zu der Antwort, die für dich in diesem Moment bestimmt ist.
Liebe Grüsse
Melissa
Doch, diese Frage ist natürlich schon oft aufgetaucht. Aber das Ich schafft sich ja nicht selbst ab. Alles, was einmal in Existenz gekommen ist, möchte überleben.
Bin selbst betroffen. Aber 1. kann ich reflektieren. 2. bekomme ich Feedback und mit einem ehrlichen „Das wird mir jetzt zuviel.“ kann ich was anfangen. Ich versuche, mit Yoga, autogenem Training und anderen Entspannungstechniken gegenzusteuern. Und ansonsten nicht übel zu nehmen, wenn das Gegenüber einfach abschaltet. Aber länger als 20 min können sich Menschen dauerhaft fast nie konzentrieren. Bin stark an einer Lösung interessiert, wohl noch nicht ganz „verholzt“. Und ich habe einen sprachintensiven Job.
Das ist doch schon mal prima! Wenn Sie reflektieren können, würde ich Sie nicht als verholzt bezeichnen. 😀
Die Diskussion und den Artikel finde ich sehr spannend, da einem die verschiedenen Sichtweisen vor Augen führen, was man mit dem vielen Reden bei anderen auslöst. Die meisten Leute sagen einem sowas ja nicht ins Gesicht. Die Intension von meinem Gedankendurchfall war z.B. nie andere zu verletzten oder zu übergehen. Ich habe nur nie die richtigen Worte gefunden um mich prägnant auszudrücken und mich dann darin verloren. Das ist anstrengend und man nicht kurz und knackig auf verständliche Weise rüberbringt was man sagen will. Ich leide an zu hohem Hirndruck (Intrakranielle Hypertension) was mich zudem etwas wirr macht. Mein Vater ist Ausländer, hat einen sehr merkwürdigen Syntax den ich leider teilweise übernommen habe. Gespräche werden von hinten begonnen. Erst alles Beiwerk und dann ganz am Ende wird aufgedeckt um was es geht. -.- Sehr anstrengend! Irgendwann habe ich rausgefunden, dass mein Vater das bewusst als Art „Erpressung“ macht, da die Leute sonst nicht bis zum Ende zuhören würden. -.- Ich bin fast durchgedreht als ich erfahren habe warum er das macht, weil ich durch diese Prägung von Kindheit an gelernt habe, dass auch so zu machen und nicht mal wusste was ich damit anrichte ☹ Umso länger ich nicht mehr bei meinen Eltern wohne, umso weniger wird es zum Glück. Ich habe mich nun 3 Jahre fast komplett in die Isolation und viel über mich und mein Verhalten, frühere Beziehungen und deren Verlauf und deren Ende nachgedacht. Viel mit meinem Partner trainiert, wichtiges anfangs als Art „Themenüberschrift“ darzustellen um dann nur noch ergänzend etwas zuzufügen, unwichtiges zu streichen. Das war oft sehr hart da ich ihn bat mir jedes Mal reinzugrätschen und wenn etwas unwichtig oder uninteressant war. Teilweise bin ich heulend raus gerannt, weil alle paar Sätze ein „UNINTERESSANT“ dazwischen gesagt wurde. Auch wenn ich ihn unterbrochen habe sollte er sagen: „ICH bin dran!“ Inzwischen kann ich dadurch aber wesentlich besser zuhören und auf andere eingehen. Gespräche machen wieder mehr Spaß und andere reden wieder gern mit mir . Ich habe nun vor kurzem zusätzlich die Diagnose Ads bekommen. Das hat nochmal einiges erklärt… Ich habe mir oft gewünscht, ich wäre anders – normal. Ich hoffe, dass ich mich an das Normale mit der Zeit durch viel Training annähern kann. 🙂 Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass ihr Leuten die so sind wie ich lieb aber bestimmt sagen müsst was Sache ist. Wenn das Leute sind denen das egal ist dann distanziert euch. Leidend und mit blutenden Ohren zuhören bringt keinem etwas auf Dauer…
Der Artikel ist sehr interessant, beantwortet aber nicht so ganz meine Frage bzw. meine Gedanken, obwohl er ja den Titel traegt „warum-einige-menschen-viel-reden-und-nicht-zuhoeren“
Ich geb mal ein konkretes (fuer mich ganz aktuelles Beispiel):
Neue Kollegin, soll angelernt werden und hat dementsprechend viele Fragen. Soweit so gut, aber sie kann ja nur was lernen, wenn sie der Antwort zuhoert, sehe ich das richtig?
Jedesmal (oder fast) wenn man zur Antwort ansetzt, setzt sie nochmal mit Details zu ihrer Frage nach, tatsaechlich 3-4 mal setzt man an und 3-4 mal unterbricht sie einen um ihre Frage nochmal zu verdeutlichen. Falls man es fertig gebracht hat einen halben Satz zu antworten, sagt sie: Das habe ich verstanden, aber……..und stellt quasi die Frage neu. Falls sie die Frage nicht neu formuliert, unterbricht sie um zu erklaeren wieso sie es nicht gut findet, dass es so ist wie es ist, bzw. einen Loesungsvorschlag anbringt zu dem Sachverhalt, der ihr ja noch gar nicht erklaert wurde.
Wie gehe ich mit diesem Verhalten um (ich moechte ja gern antworten und Wissen vermitteln) bzw. schaffe es weder agressiv zu werden aber auch nicht gestresst zu sein?
Ich würde da auch aggressiv oder wäre mindestens sehr genervt!
Vielleicht würde es was nützen, wenn Sie „Stopp!“ sagen und ihr genau das erläutern, was Sie mir gerade beschrieben haben?
Oder Sie fragen sie, was bei ihr angekommen ist? Auf jeden Fall würde ich persönlich erstmal auf die Metaebene gehen, damit ich nicht durchdrehe.
Ich habe das ganze jetzt mal beobachtet und habe festgestellt, dass sie dieses Verhalten NICHT an den Tag legt, wenn sie sich mit dem Chef oder der Kollegin aus der Personalabteilung unterhält.
Dann hat das wohl Methode?!
Also ich schätze, meine Mutter ist auch so ein Fall. Den Ausdruck „verholzt“ finde ich eigentlich recht witzig und die Sache mit dem eigenen Gebiet abstecken und Pflöcke reinrammen, kenne ich nur zu gut.
Meine Mutter hört mir allerdings sehr aufmerksam zu, zumindest bis zu einem gewissen Punkt. Ein bisschen wie eine Zeitbombe. Wenn ich ihr etwas erzählen will, sage ich ihr noch im Vorhinein, sie soll mich ausreden lassen, doch leider kommt es immer wieder zu längeren Unterbrechungen in denen sie häufig etwas von ihr Erlebten einwirft, oder was sie irgendwo gehört hat und manchmal schaffe ich es, sie mit der Zurechtweisung, mich ausreden zu lassen, kurz still zu schalten, doch meistens belaufen sich unsere, eigentlich kurz geplanten Gespräche zu laaaangen Unterhaltungen, in denen ich ihr dann meist auch nicht mehr folgen kann, weil ich eigentlich nicht vergessen will, was ich noch zu Ende erzählen wollte. Und wenn es mal zu ihren Monologen kommt in denen sie (keine Ahnung wie sie das fertig bringt) von einem Thema ins nächste rutscht, kann ich auch nur noch „mhm“ sagen. Manchmal habe ich auch schlechtes Gewissen, dass ich ihr nicht zuhöre und dummerweise fragt sie mich dann manchmal etwas und ich weiß nicht, was sie gesagt hat. Oder sie bemerkt tatsächlich mein fehlendes Interesse.
Ich kann mich gut mit ihr unterhalten, aber es ist tatsächlich schwer zu Wort zu kommen. Es kommt vor, da setzte ich zichtausend mal neu an und sie redet trotzdem weiter. Wenn sie dann mit anderen Leuten redet, seien es meine Freunde oder Dienstleistungen oder einfach fremde Leute, ist es mir selbst manchmal peinlich zusehen zu müssen, wie mundtot die Leute werden, wenn sie es nicht schaffen meine Mutter zu unterbrechen. Allerdings weiß meine Mutter auch, dass sie manchmal sehr viel redet, nur versucht sie sich ständig zu rechtfertigen. Ich dachte immer, ich hätte generell eine kurze Aufmerksamkeitsspanne, aber vielleicht ist meine Aufnahmekapazität durch meine Mutter für die nächsten Jahre schon vorzeitig erschöpft.
Sehr interessant! Ich bin gerne ein Zuhörer (auch aktiv!), gehe gern auf andere ein und meine Hochsensibilität ermöglicht es, dass ich viele Dinge richtig erspüre bzw. einschätze. Ich bekomme häufig gesagt, dass der Abend/das Gespräch mit mir sehr schön und tiefsinnig war.
Das Problem ist nur, dass ich Vielredner offenbar anziehe – eben dadurch, dass ich Fragen stelle – sei es zu Beginn eines Gesprächs (Na, wie war…?) oder weiterführend (Ach so, und was meinst du….?). Und damit ausschließlich von solchen umgeben bin.
Und ich bin es so leid!
Ich bekomme so schnell Bekannte, aber Freunde?
Ich verstehe den anderen total und vergesse, Claims abzustecken. Dadurch meinen diese, sie können machen, was sie wollen – ich bin ja sowieso wohlwollend.
Zeige ich dann mal Konturen, ist dies nicht erwünscht und ich werde nicht gerade selten auf das Abstellgleis gestellt. Das hat sich jetzt so oft wiederholt, dass es mir zum Halse raushängt.
Ich bin der Mülleimer und die Straßenlaterne!
Der Gipfel war eine Freundin, die fast zwei Jahre jedes unserer Gespräche dominierte, und zwar 99% zu 1%. Bei JEDEM Treffen ging ein mehrstündiger Monolog los (Rekord liegt bei 5 Stunden). Gesprächspausen wurden gerne mit einem „NEIN, aber….“ garniert, weil ein Nein ja irritiert und man denkt, es kommt noch etwas. Als sie dann etwas Abwertendes zu meiner Situation sagte und ich mich wehrte, wurde sie wütend, sagte, sie müsse das hier nicht tun und kehrte wieder zu ihrem Kram zurück, wobei sie natürlich alles richtig macht.
Da ich solo bin und in meinem Leben nicht so viel passiert (das für die anderen von Interesse wäre), gehe ich bereitwillig in die Duckmäuser-Haltung und stelle lieber Fragen, als zu schweigen.
Ich weiß, damit bereite ich den Weg dafür und ich bin auch unzufrieden, dass es mir so schlecht gelingt, es anders zu machen. Ich habe bestimmt 20 Personen so kennengelernt und wieder verabschiedet. In meiner Familie ist es ähnlich. Meine Schwester ruft auch nur an, wenn sie etwas loswerden möchte. Das ergibt einen Monolog, der sogar dann fortgeführt wird, wenn ich nach zwanzig Minuten mal etwas einwenden möchte – man redet einfach weiter. Erst ein aggressives „Jetzt hör mir doch mal zu!“ bringt sie dazu, zu stoppen. Aber genervtes Seufzen ist halt auch keine gute Grundlage dafür…… Ich möchte gerne , dass das aufhört.
Ich hasse Menschen die nur über sich reden.
Solche Menschen sollte man meiden damit tut man sich selbst einen großen gefallen.
Wen man den Menschen sagt das Sie nur über sich reden meinen Sie das, dass Problem bei dem anderen liegt.
Auf jedenfall ein sehr toller Artikel.
Sehr guter Artikel! Vielen lieben Dank für diesen ausführlichen Artikel 🙂 meine is
Ihr sprecht mir so sehr aus dem Herzen. Trotzdem fehlt mir auch ein Blickwinkel, und der kommt hier mehrheitlich von den Kritikern. Ich höre schon immer gerne aktiv zu, frage nach, spiegele das Gehörte wieder zurück und will mehr wissen, weil mich Menschen und deren Erfahrungen, Weltmodelle und Motivationen, vor allem die Emotionen dahinter einfach total interessieren und ich meistens sogar aus den hundertsten Wiederholungen anderer noch etwas neues für mich lerne, das ich von mir ähnlich kenne oder eben noch nie so gesehen hatte. Normalerweise ist das schöne an einem aktiven Austausch ja, dass beide Seiten sich irgendwo im anderen wiederfinden und sich dann sogar gegenseitig bereichern. Manch andere Menschen aber reden offenbar so gerne oder aus Zwang so viel, dass ihnen da tatsächlich ein Grundverständnis von Kommunikation, Austausch oder Empathie für ihre Zuhörer zu fehlen scheint (oder die Angst vor der Leere oder vor Emotionen zu groß ist), und das kann wie im Artikel beschrieben sehr narzistisch und uninteressiert rüberkommen.
Nun zu dem Punkt, der mir fehlt: Wenn mein eigenes Interesse, meine Menschenliebe und Hilfsbereitschaft für andere beim Zuhören aber so weit gehen, dass ich mich selbst dabei ‚herunterschlucke‘ und meine eigenen Bedürfnisse (d.h.: ebenfalls gesehen und gehört zu werden) völlig vernachlässige, weil ich nicht in der Lage bin, sie offen und ehrlich zu artikulieren dann bekommt das zusätzlich eine autoagressive Komponente, und ich werde vielleicht sogar noch wütend auf mich und beginne mich zu verachten, weil ich nie Stop sage. Dafür kann der Vielredner aber gar nichts, und ihm dann die Verantwortung zuzuschieben und wütend auf ihn zu sein, ihn für nicht einfühlsam zu halten, ist dann auch auch nur die Wut gegen die eigene Unfähigkeit, sich selbst seinen Raum zu nehmen. Die Ursache dafür mag daran liegen, dass wir nur konditional geliebt worden sind und jetzt Angst haben, wenn wir etwas gegen den Redeschwall sagen, fände der andere uns blöd oder würde uns nicht mehr mögen. Aber eigentlich könnte uns das dann egal sein, wenn wir uns selbst lieben, auf uns acht geben und uns für unsere Bedürfnisse ausreichend einsetzen würden.
Guter Punkt! Bei mir trifft das auch zu. Ich kann Vielredner nicht stoppen, weil ich Angst habe, dass sie dann sauer auf mich sind. Ich arbeite daran. 😉
Ihr redet nur darüber wie nervig diese Leute sind. Das ist auch ziemlich abwertend. Ich bin zwar erst 26 aber rede sehr gerne, sehr viel und hasse die Stille. Mir fällt das selbst auf und ich kann diesen rede drang nicht verhindern. In mir sitzt das Bedürfnis zu reden. Immer. Und zuhören fällt mir unglaublich schwierig. Ich Weiss es ist wichtig, aber ich lasse mich extrem schnell ablenken und habe schlechte Ohren. Das heisst ich muss erstmal verstehen was gesagt wird, und dann muss ich es auch noch Verstehen. Ich hatte bei meiner Recherche auf hilfreiche Worte gehofft, von Leuten die sich Gedanken gemacht haben wie man weniger labert und mehr zuhört, aber ich sehe, meine Spezies wie ihr das nennt wird wohl von der Gesellschaft ausgegrenzt und verachtet. Man geht uns aus dem Weg.
Hallo Marie, ich rede auch gerne und viel. Aber weniger reden lernt man am besten durch … nun,… weniger reden. Beiß‘ dir auf die Zunge, stell‘ dir vor, du hättest einen Knebel, atme tief ein und aus. Du sagst, du musst erstmal verstehen, was gesagt wird. Das gelingt nur dummerweise nicht, indem du selbst sprichst, sondern indem du höchstens nachfragst und dann wieder schweigst. Manchmal ist die Lösung ganz einfach. Und wenn du die Stille nicht erträgst, schau dir an, wovor du Angst hast. 🙂
Liebe Marie,
mit dir ist alles in Ordnung! Vielleicht kommt eine Phase in deinem Leben, wo Du weniger redest, vielleicht auch nicht. Doch für wen spielt das eine Rolle? Was lässt dich glauben, wenn du viel redest und die Stille im Moment nicht erträgst, du müsstest das ändern? Was lässt dich glauben es ist falsch im Moment so ein Redebedürfnis zu haben? Woher kommen all diese Vorstellungen wie es sein soll und wie nicht? Für wen sind dieser „Regeln“ so wichtig und warum?
Es wird viel übers glücklich sein geschrieben und es scheint ein Menschheitstraum zu sein, glücklich sein zu wollen. Doch ist das tatsächlich der Traum eines Menschen? Oder ist es der Anspruch eines Gedankenkonstrukts, dass sich „Ich“ nennt, und sich für dich hält und glücklich sein als Aufgabe in diesem Leben versteht?
Wer bist Du ohne all diese Ideen, wie Du sein solltest, müsstest oder wolltest?
In Liebe
Melissa
Ich hab auch noch keine Lösung für den passenden Umgang mit solchen Laber Bolzen.
Ich bin in einer Beziehung in der sie mich permanent dicht quaselt und hab den Fehler gemacht Desinteresse am gesagten zu zeigen , weshalb ich jetzt derjenige bin der ja nie zuhört wenn ich mal was einwerfen will. Weil dann bin ich ja mit den Gedanken gar nicht beim gesagten. was für mich jetzt bedeuted das ich mich totquaseln lassen muss ohne was dazu sagen zu können. Und wehe ich hab da kein Bock drauf, dann wird die ganze Beziehung in Frage gestellt.
Eines Tages gehe ich kippen holen und lass ne parkuhr da, wird gar nicht auffallen.
Hi Jack,
das klingt ja ziemlich frustriert. Warum bist du noch in dieser Beziehung, wenn du so von deiner Partnerin genervt bist?
Hallo Frau Albrecht,
zuerst einmal vielen Dank für diesen Betrag. Ich finde ihn sehr interessant und aufschlussreich in Einem. Mindestens genauso interessant finde ich aber auch die vielen Kommentare! Die legen einen ‚Bunten Blumenstrauß‘ an Positionen und Sichtweisen, zu diesem Thema, zu Füßen welchen man im täglichem Alltag schwer finden kann. So viele
ehrliche Meinungen kann man schwerlich einfangen. Ich habe bis hierher sehr viel erfahren
können und möchte Ihnen und Allen, die einen Kommentar hinterlassen haben, herzlich Danken.
Liebe Grüße,
BennS
Hallo liebe Frau Albrecht, nachdem ich das Problem mit meinen Arbeitskollegen geschildert habe, nun die 2. Sache die mir auf dem Herzen liegt.
Ich kümmere mich um die 84 jährige Mutter meines Exfreundes, indem ich sie cirka alle 4 Wochen und zu den Feiertagen besuche. Meine Aufgabe besteht darin, da zu sein und zuzuhören, da sie noch allein in ihrer Wohnung lebt und wenig Kontakt zu anderen Menschen hat. Mir ist aufgefallen, dass sie nur erzählen möchte. Zuhören mag sie nicht. Ihre Erzählungen kreisen zunehmend um schlimme Erlebnisse in der Kindheit, im Krieg und in ihrer Ehe. Wenn ich versuche , etwas erfreuliches aktuelles einzubringen, schwenkt sie gleich wieder zurück in ihre Lebensgeschichte. Diese Geschichten wiederholen sich jedes Mal. Ich lasse mir nichts anmerken und höre geduldig zu obwohl ich alles schon kenne . Sie ist eine gebildete , liebenswerte Frau ohne Anzeichen von Demenz. Meine Frage : Verhalte ich mich richtig ?
Liebe Gabriele,
vielen Dank für Ihre Textbeiträge!
Ob Sie sich richtig verhalten, hängt davon ab, was Ihr Bedürfnis ist: Wenn Sie Freude daran haben, der alten Dame zuzuhören und ihr Leben zu bereichern, indem Sie ihr Ihre Energie schenken, dann machen Sie alles richtig, denn dann ist Ihr Bedürfnis nach Beitragleisten gut erfüllt. Vielleicht geben Ihnen diese Besuche auch mehr Selbstwert?
Wenn Sie hingegen nach den Besuchen müde und ausgelaugt sind, dann ist vielleicht Ihr Bedürfnis nach Gehörtwerden und Wichtigsein in Mangel geraten. Wenn Sie die „unausgewogene Lufthoheit“ bei der Dame nicht ansprechen können, wäre die einzige Strategie, die Besuche zu reduzieren und auch mal etwas Schönes für sich selbst zu tun. 😉
Vielen lieben Dank für die schnelle Antwort. Sie bedeutet mir sehr viel. Ich befinde mich tatsächlich zwischen Beitrag leisten durch Gutes zu tun durch da sein und zuhören und Erschöpfung. Die Besuche guten Gewissens zu reduzieren und mehr auf mich zu achten ist eine gute Lösung . Vielen Dank für den Rat und dass Sie diesen Thread ins Leben gerufen haben .
Viele liebe Grüße von Gabriele
Liebe Frau Albrecht , vielen Dank für den tollen Beitrag. Ich habe ihn gefunden, weil ich einen Weg suche, mich vor der Dauerbeschallung meiner Arbeitskollegen zu schützen. Es geht um 3 meiner 4 Arbeitskollegen. Es hat sich eine Kultur entwickelt, jegliches Privatleben in allen einzelnen Details am Arbeitsplatz zu erzählen. Die Termine der Kinder, die Erlebnisse der Haustiere, die Essgewohnheiten der Ehemänner, Oma,Opa Tanten und Freunde. Was man gekauft, gegessen und erlebt hat. Und das jeweils von 3 Kolleginnen samt Angehörigen. Es ist auch schwer , sich in die Gespräche einzubringen, da das meistens geblockt wird um selbst weiter zu reden.
Meine Chefs halten es für gutes Betriebsklima, da sie sich das ja auch nicht ständig anhören. Sie sind sich über das Ausmaß nicht bewusst. Am Arbeitsplatz kann man der Situation nicht entfliehen. Bitten um Einschränkung der Privatgespräche waren erfolglos. Meine Lösung werden demnächst kabellose in ear Kopfhörer mit Musik sein, damit ich meine Gehirnzellen nicht mehr mit unnützen Informationen blockiere und mich nicht mehr ärgern muss. Wissen Sie noch bessere Lösungsmöglichkeiten ?
Viel reden mit wenig Gehalt
Reden ist für und Menschen eine Form der Auseinandersetzung mit anderen.
Wir wollen in unserem Kampf um Verbündete andere gewinnen für unsere Überzeugung.
Verholste! Was für ein betreffendes wort. Nagel auf den Kopf getroffen und beschreibt treffenden Zustand vieler und nicht nur älterer.
Meine Antwort zu diesen ist hart aber meistens erfolgreich: weisst du, du bist ein arschloch, aber ich hab dich trotzdem lieb.
Damit breche ich nicht mit ihnen, sondern mache klar, das sie mich mit ihrem Holz nicht imponieren und ziehe ein für allemal den Strich. Sie bleiben aber dennoch in meinem Freundeskreis und mögen mich sogar sehr und bemühen sich auch mal zuzuhören.
Also lasst euch nicjt unterdrücken, sondern sagt frei heraus, was ihr von ihnen haltet und steht ehrlich dahinter. Es wird euch guttun und in der Regel verliert ihr sie nicht, denn es sind oft liebenswürdige Menschen, die viel und gern reden. Natürlich nicht alle. Glg
Also jetzt muss ich hier auch mal etwas schreiben..erstmal ein Lob an den Artikel, ich musste mehrmals laut lachen, und der Vergleich mit dem Verholzen gefällt mir gut. Mich beschäftigt das Thema, weil eine gute Freundin von mir sehr viel von sich redet und schlecht zuhören kann bzw. ich das Gefühl habe, sie wird dann ganz unruhig, wenn es mal nicht um sie geht und wartet nur darauf, das Gespräch wieder übernehmen zu können, um von ihren Dingen zu erzählen, mit einer extremen Selbstverständlichkeit. Sie stellt eigentlich nie Fragen, und wenn ich mich mit ihr treffe, habe ich noch nicht einmal meine Jacke ausgezogen – geschweige denn mich hingesetzt – schon geht der Redeschwall los, was alles bei ihr passiert ist. Kurzum – es ging mir so dermaßen auf die Nerven, dass ich tatsächlich mehrfach zu diesem Thema gegoogelt habe, weil ich nicht wusste, ob und wie ich das ansprechen sollte. Denn ja,. es ist verletzend, jemandem zu sagen, dass er nervt, weil er nur von sich spricht. Und ich glaube wirklich, sie merkt es nicht einmal, bzw. mein Gefühl ist, dass sie sich irgendwie zu kurz gekommen fühlt oder sowas in der Art. Wie auch immer, ich fand es sehr aufschlussreich, diese ganzen Kommentare hier zu lesen, auch von den „Betroffenen“, insbesondere auch die Ratlosigkeit, wie man auf so ein Verhalten reagiert. Ich hatte eigentlich schon den Entschluss gefasst, sie direkt drauf anzusprechen und es ihr möglichst schonend beizubringen , denn ich finde auch, unehrlich zu sein und Interesse vorzuheucheln ist uncool. Und sich einfach verpissen finde ich auch unelegant, zumal ich sie ja auch mag.
Was ich sagen will – es hat sich dann so ergeben, dass ich einfach mal probiert habe, selbst auch meine Sachen unterzubringen, quasi mich selbst in der Rolle der Quasselstrippe zu üben. Das war ziemlich gut!! Vielleicht denken sich diese Menschen auch eher, soll sie doch erzählen, wenn sie will… wozu fragen?.. Und: ich habe zum Treffen vorgeschlagen, dass wir etwas unternehmen/spazieren gehen, damit man nicht in einem Café so statisch festklebt. Das hat ziemlich gut geklappt muss ich sagen – vielleicht sollte man diese Menschen einfach als eine Art Herausforderung / Übung sehen, sich auch mal einfach mehr das zu nehmen, was man will, anstatt darauf zu warten, immer höflich gefragt zu werden. Denn – jeder Mensch hat ja einfach seine Stärken und Schwächen – und klar – nicht fragen /bzw nicht zuhören können ist eine große Schwäche. Das finde ich nach wie vor. Aber diese Menschen sind dafür oft ja auch schillernd und interessant , so zumindest die Freundin von mir, und vielleicht sollte man sich einfach darauf konzentrieren , sich die positiven Seiten davon zunutze zu machen. Und es wie gesagt als Übung betrachten, eine andere Seite in sich herauszukitzeln. Die, die auch gerne im Mittelpunkt steht. Also ich meine, bevor man jemanden vorschnell abserviert/aus seinem Bekanntenkreis entfernt. Lieber erstmal gucken, ob man nicht etwas an den Umständen/Treffen /eigenem Verhalten ändern kann. So, das war mein Wort zum Montag haha… ich hatte aber irgendwie echt ein eher positives Erlebnis gestern und wollte das hier mal teilen.
Hallo Julia,
ich glaube auch, solche Vielredner sind eine gute Übung dafür, den eigenen Raum dagegen zu setzen und den Vielredner vielleicht zu fragen: „Ist dir eigentlich klar, dass du jetzt seit 15 min sprichst und mir noch keine einzige Frage gestellt hast?“ Oder sich wirklich die Lufthoheit mal erkämpfen. 🙂
Wieso dachte ich eigentlich bis zum Schluss, dass ein Mann diesen interessanten Text geschrieben hat, den ich per Zufall entdeckt habe? Es war ein Genuss, ihn zu lesen!
Viele Grüße, Martina
Liebe Frau Albrecht, herzlichen Dank für diesen anschaulichen Artikel.
Es gibt in meinem Leben eine Frau mit viel Präsenz und starkem Durchsetzungswillen, auf die die Beschreibung weitgehend passt, wäre der Kontakt rein privat, gäbe es ihn nicht mehr. Sie spricht viel von sich und ihren Belangen, zeigt nicht nur kein Interesse an meiner Person, sondern lenkt das Gespräch entschlossen auf sich selbst um, sobald eine Micropause im Gespräch ist, oft wartet sie die nicht mal ab. Sie beansprucht (sicherlich unbewusst) auch meinen Raum mit der größten Selbstverständlichkeit für sich mit, spricht eindringlich und belehrend, als müsse sie sich wer weiß wie behaupten – und sie versucht sendungsbewusst, ihre Ansichten als verbindlich auf andere auszudehnen. Sie pflegt einschüchternde Rhetorik und führt schon mal andere abstrafend als dumm oder irrational vor.
Das alles könnte mir egal sein, wir sind jedoch durch gewisse Umstände (wohl noch viele Jahre) in regelmäßigem Kontakt und haben auch wichtige Entscheidungen gemeinsam zu treffen. Auch dabei „rollt sie ihren Rasen bis in mein Wohnzimmer aus“. All das ist nur die eine Seite von ihr, aber die macht mir sehr zu schaffen.
Ein Gespräch mit ihr auf Metaebene scheint möglich, will aber gut vorbereitet sein, denn sie neigt zu aggressiver Abwehr und kann auch andere spüren lassen, wenn sie ungenehm waren.
Was mich sehr anspricht, ist Ihr Antwortkommentar vom 21. Mai 2019, in dem Sie von „Raum dagegen setzen“ schreiben. Darum geht es wohl für mich. Könnten Sie hierzu weitere Hinweise für eine gelingende Aussprache geben, aus Ihrem Erfahrungsschatz, oder einen Link, einen Literaturhinweis. Vielleicht gibt es ja einen extra Artikel von Ihnen, das würde mich sehr interessieren.
Viele Grüße von mir
Hallo Nico,
vielen Dank für Ihren Kommentar! Ich freue mich, dass Ihnen der Artikel gefallen hat. Bei der Formulierung „Raum dagegen setzen“ denke ich an gerade an eine Frau, die in der U-Bahn sitzt, und plötzlich setzt sich ein Mann sehr breitbeinig neben sie. Nonverbal könnte sie mit ihrem Bein Spannung aufbauen und den Mann zurückdrängen. Verbal könnte sie sagen: „Könnten Sie bitte auf Ihrem Platz bleiben? Stellen Sie sich einfach vor, ich hätte auch große Kronjuwelen!“
Eine „gelingende Ausssprache“ gibt es aber nicht, weil Sie nicht wissen, wo die jeweilige Person ihre Trigger hat. Kommunikation ist nichts Starres, sondern hängt immer von den Beteiligten und ihren bisherigen (Kindheits-)Erfahrungen ab. Ein Verhalten, das mit einer Person perfekt funktioniert, kann bei einer anderen total in die Hose gehen. Und wenn Sie Angst haben, die Frau zu verärgern, können Sie auch nicht Ihren Raum dagegen setzen. Das funktioniert nur, wenn Sie riskieren, sie zu verärgern. Aber die meisten Menschen, die ich kenne, sind lieber selber heimlich ärgerlich auf einen anderen als ihre Wahrheit auszusprechen und damit zu riskieren, den anderen zu verärgern. Denn unseren eigenen Ärger kennen wir, haben wir im Griff und er macht uns weniger Angst als der einer anderen Person. Denn wir wissen ja nicht, ob die andere Person uns vielleicht für immer abserviert. Bei mir ist das genauso. Letztens habe ich mich total über jemand geärgert, aber ich habe mich nicht getraut, es auszusprechen. Ich hatte den Text in WhatsApp schon fertig, aber ich konnte ihn nicht abschicken.
Aber wenn Sie mit der Person ständig zusammen arbeiten müssen, würde ich an Ihrer Stelle den Ärger wohl trotzdem mal aussprechen, weil mir sonst auf Dauer wohl übel würde. Sowas wie: „Ich unterbreche dich hier mal, weil ich nicht mehr zuhören kann. Du sprichst jetzt seit 10 Minuten ohne Pause. Ist dir das eigentlich bewusst?“ Vielleicht können Sie das Gespräch mit jemandem vorher üben. 😉
Hallo, für mich ist dieses Thema beinah ein lebenslanges. Ich bin eher ruhig, wenn mich aber ein Thema interessiert, gehe ich sehr gern in den Austausch. Häufig sind das sehr schöne Gespräche, in denen dann ein gutes Einvernehmen zu spüren ist, ohne oder gerade weil man einer Meinung ist, dem anderen aber Raum lässt. Auch Raum fürs Gedankennachspüren. So bringt Konversation Freude. Auch mit sog Vielrednern ist das gut möglich, sofern sie am Thema und der Meinung des anderen interessiert sind. Mir scheint allerdings, dass es Vielen um diese Art des Austausches nicht geht, sondern um bloße Erlebnisberichte u.ä. wobei der Zuhörer im Grunde nicht einbezogen wird. Es ist dann eher ein entertainen als ein Gespräch. Dass jeder Erfahrungen macht, Erlebnisse hat, ist ja klar. Aber dort stehenzubleiben find ich zuwenig. Ich vermisse da den Schritt zum Anderen hin und von der Oberfläche weg. Das liegt aber nicht jedem. Wenn die Gepflogenheiten bzw der Anspruch an eine Konversation und Begegnung so sehr unterschiedlich sind, scheint es mir, dass es besser ist, sich an der Stelle zu distanzieren. Alles sonst kann man nur aushalten, sich darin üben, es quasi durch sich durchziehen zu lassen und gelegentlich zu stoppen
P.S. oben sollte es natürlich heissen: gerade, wenn man NICHT einer Meinung ist….
Guten Tag zusammen,
sehr interessanter Artikel, aber dem ein oder anderen muss ich widersprechen. Nicht alle alten Leute reden viel. Ich bin jung und rede viel und ich habe sehr schweigsame ältere Nachbarn. Es geht mir auch wie @michaelaalbrecht ,dass ich die Leute warne, dass ich gerne viel rede. Viele Menschen lieben es und hängen an meinen Lippen. Manche stört es, aber jeder hat die Chance einzugreifen oder mit netten Gesten mir zu zeigen, dass er/sie das Gespräch beenden möchte.
Des Weiteren möchte ich mich für ältere Menschen mit Redebedarf einsetzen. Viele ältere Menschen sind sehr einsam und freuen sich wenn sich jemand mit Ihnen unterhält oder Ihnen zuhört. Viele Kinder wohnen nicht mehr bei Ihren Eltern. Das geht auch meiner Mutter so, die erst 60 ist, aber auch sehr einsam ist.
Passende Worte. Gerade erst musste ich abermals die Situation erleben, dass mir nicht zugehört wurde. Da war dieser Artikel erst einmal notwendig um die eigenen Gefühllage akzeptieren zu können. Es ist schon verwunderlich, dass man sich stets verstellen und schmücken muss um für andere interessant genug zu wirken. Ist man denn als Mensch nicht genug? Dieser Eindruck entsteht dann nämlich, wenn einem wiederholtermaßen dazwischengesprochen wird oder wenn die anderen sich garnicht erst die Mühe machen einem zuzuhören. Es sind durchaus die verholzten Menschen, welche einem nicht zuhören. Menschen welche stets die selbe Arbeit machen, eine feste Meinung haben und selbstbewusst sind. Sie denken sie wüssten! Mir als denkender Mensch mangelt es an diesem Selbstvertrauen. Ich selbst war auch einmal so selbstbewusst, mittlerweile jedoch habe ich das größtenteils vergessen. Ich habe gemerkt, dass die Welt viel zu komplex ist um selbstbewusst zu sein. Ich bin froh, dass ich meine Handlungen hinterfrage und reflektiere und nicht wie ein Zombie umherrenne und meine Meinung herumposaune. Nur ist es wie gesagt garnicht einfach verholzte Menschen zu verstehen, besonders wenn man sich selbst nicht mehr in ihre Lage versetzen kann. Jeder Mensch hat nunmal ab und zu das Bedürfnis sich mitzuteilen, sei es auch nur einmal in der Woche. Wenn dann sogar das nicht gestattet ist, wird ein Traume der Unmenschlichkeit geschürrt. Man selber fragt sich dann allmählich:“ Was ist denn falsch an mir, dass mir niemand zuhört?“ Besonders erfrischend ist dieser Artikel in Angesicht dessen, dass hier das Problem als solches angeguckt wird. Es wird eine sehr menschliche Perspektive eingenommen welche notwendig ist. Auf anderen Seiten stößt man schnell mal auf Tipps und Tricks um sich Gehör zu verschaffen. Hier wird nur in geringer Weise auf das eigentliche Problem eingegangen.
Ist nicht die Verständigung eines unserer grundlegendsten Bedürfnisse? Warum ist es denn nötig, dass man dieses Bedürfnis ausschmückt und zusätzliche Tricks anwendet um dieses Bedürfnis zu stillen. All diese Tricks führen obendrein auch zur Selbsttäuschung. Die eigenen Bedürfnisse sind nicht ok oder werden in verzerrter Weise ausgelebt. Eine gesunde Gesellschaft würde erst das Bedürfnis ansehen und würde keinerlei Tricks benötigen.
Hallo, was du über deine Freundin berichtest, erinnert mich eher an AD(H)S. Mit AD(H)S gegen einem tausend Dinge durch den Kopf. Ist man dazu noch sehr mitteilsam, ist es umso schwieriger, jemandem zuzuhören, während man selbst dringend etwas zu berichten hat.
Ein wahnsinnig wichtiges Thema, heute 2020 noch mehr. Dauerredner am Handy und Smartphone! Überall, im Bus, in der Straßenbahn, U-Bahn, Zug, Haltestelle!
Ich hatte dieses Problem mit meiner Mutter, der ich gern zugehört habe. Nach vielen Jahren waren es immer die gleichen Geschichten. Heute glaube ich, dass ein Grund ihre Schwerhörigkeit war. Sie konnte mit dem Hörgerät nicht gut umgehen. Was macht man dann, wenn man schwer hört, was der Gesprächspartner sagt? Man redet selbst. Man sucht verzweifelt ein Stichwort und unterbricht. Das ist der Redezwang der Schwerhörigen. Von denen gibt es heute viele in allen Altersgruppen.
Unglaublich interessant – das vielstimmige Gespräch hier.
Auch sehr gewinnend mal nicht ausgerollt aus Schema X oder Y in der Psychologie oder Psychiatrie.
Weil hier ganz viele Nuancen spielen können, der Fächer ganz weit ist !
Also, ich hab wohl was eher ’neuartiges‘ hinzuzufügen: Ich kann die sein welche stark dominiert in der Sprachzeit – jedoch lass ich den anderen durchaus reden wenn er/sie denn mal sich aufmacht (Körpersprache brauchts auch hierzu) was beizutragen.
Es gibt jedoch auch Leute die gern defensiv agieren, bzw. eher reagieren und solche die wirklich chronisch zurückhaltend sind. Das löst leider beim Gesprächspartner auch notgedrungen den Reflex aus – die stillen Pausen oder das Enthalten von Reaktionen mit weiteren Erklärungen zu stopfen. Plötzlich kriegt das ne Selbstdynamik wo man sich fast ausschliesslich alleine reden hört und wenn man nicht ausdrücklich fragt ‚wie hast du so was jeweils erlebt ?` findet sich der andere freiwillig in der Zuhörerrolle…
Andererseits – und jetzt kommts : Kenn ich genau die umgekehrte Situation auch aus diversen Erlebnissen. Da hab ich so abgehobene intellektuelle Superrethoriker vor mir und was sie sagen hat ne Qualität von Performance ! Oder alte leute, die durch ihr alt sein schon recht interessant sind, für mich „Phänomene“ wo ich sie auch nicht unterbrechen oder fordern will sondern ihnen Raum geben will – AUCH, weil ich es durchaus geniessen kann ausgeprägten Persönlichkeiten zuzuhören, die es wagen sich aus dem Fenster zu lehnen. Leute die irgenwie eigensinnig und eigen sind, superklug oder sonstwie aus einem Spezialwissen heraus reden wo ich eigentlich nicht viel verstehe – da kann ich dann fast nur Komparse sein. Auch weil ich mich überschattet fühle. Manchmal ist es mir angenehm und manchmal nicht.
Dann wiederum habe ich ne Freundin – bei der würde ich mir mehr wünschen dass sie bei mir nachfragt was ich mach oder wie es mir geht. Sie erzählt immer überproportional viel von sich.. Jedoch hochspanend und sie öffnet Truhen wo ich dann durchaus mit einsteigen und mitwirken kann.
Diese Frau ist aber auch ohne Kinder und ohne Mann… in vielen Therapien. Aber es ist immer lustig und sehr geistreich. Sie ist klug und intensiv temperamentvoll.
Man hat also was davon. So vielfältig verläuft also Kommunikation/Austausch in Beziehungen.
Dh. Kommunikation ist selten was ausgeglichenes….. nicht sehr oft hält es sich richtig gut die Waage…. also so der ‚perfekte Austausch’…..
und es ist niemand nur festgelegt auf eine Rolle, ein Verhaltens- bzw. Reaktionsmuster.
War sehr sehr interessant von Euch zu hören! Danke
Martina
Liebe Martina,
ich weiß genau, wovon du redest, weil ich alle drei Situationen auch kenne!
Herzlich
Michaela
Vielen lieben Dank für diesen Artikel! Hatte gerade einen Moment, wo ich wirklich an mir selbst zweifelte. Der Artikel sowie die Kommentare gaben mir wieder mehr Bewußtsein dafür, wieviele Feinfühlige und auch Verholzte es gibt. Eigentlich ist es eine Gabe, wenn man interessiert am Anderen ist und Vieles über diejenigen weiß. Ich habe es jahrelang „ausgehalten“ und lebe jetzt in der Reflektion. Möchte nicht immer ein seelischer Mülleimer sein, der egozentrischen und narzistischen Menschen ihre Bühne gibt. Leider muss man dann auch der Wahrheit ins Auge sehen, dass ziemlich wenige Menschen im nahem Umfeld an einem wirklich interessiert sind. Ich habe bei meinem Vater, meiner Halbschwester und meiner Mutter seit der Geburt meines Sohnes zum ersten Mal Tacheles gesprochen und darum gebeten, dass der Kosmos sich nicht dauernd um ihre Belange drehen sollte. Im Grunde reicht schon ein „Wie geht es dir?“ aus, das man sich wahrgenommen fühlt. Jedoch blieben Monologe. Am Ende der Geschichte (also jetzt) ist es so, dass ich mit Keinem dieser Dreien mehr Kontakt habe. Das tut mir im Herzen weh, aber zeigt mir auch, dass das Interesse anscheinend nur in eine Richtung lief. Also muss man sich der Konsequenz bewusst sein, auch anscheinend „geliebte“ Menschen loszulassen. Ich werde ihren Artikel nicht das letzte Mal gelesen haben 🙂
Liebe Frau Albrecht,
was für ein Glück, dass ich Ihre Website gefunden habe. Dieser Artikel über die „Verholzten“ ( ein
passender Begriff , er triffts genau ) hat mich dermassen berührt, da
insbesondere im Arbeitsumfeld diese Tatsache vorherrscht ( mein Vater war auch – nur Monologe ). Es ist nicht leicht, sich rauszunehmen oder einfach die Wahrheit zu sagen, wenn Menschen überhaupt nicht am Austausch interessiert sind und nur reden. Für mich war und ist die Möglichkeit jetzt teilweise im Homeoffice zu arbeiten wie ein Anker.
Nach sehr vielen Berufsjahren braucht es mehr und mehr Kraft diesen Menschen zu begegnen.
Wie oben bereits geschrieben, werde ich auch den und andere Artikel nicht das letzte Mal gelesen haben.
Vielen Dank dafür und beste Grüsse.
Liebe Sabine,
vielen Dank für Ihre netten Worte! Ich freue mich, dass mein Artikel Sie berührt hat. 🙂
Ganz herzliche Grüße
Michaela Albrecht
Hallo Frau Albrecht,
wie schön – ich habe gerade ein Stichwort eingegeben, weil ich so unsagbar genervt bin von mehreren Menschen, die erstens viel reden, zweitens alles besser wissen, drittens übergriffig sind … und bin auf diesen Artikel gestoßen, ohne lange zu suchen 🙂
Mein Problem entspricht dem Thema hier: Dass manche Leute ohne Punkt und Komma reden, auch über Dinge, die die gesamte Bekanntschaft bereits kennt, und nicht im mindesten an anderen Menschen und deren Äußerungen interessiert sind. Mittlerweile kann ich mich allerdings ganz gut wehren bzw. den Kontakt minimieren.
Was mir in letzter Zeit aber immer öfter begegnet, ist die mangelnde Fähigkeit, zuzuhören, WAS das Gegenüber sagt. Ich öffne mich gern, rede über meine Probleme, auch die, die andere Menschen haben, aber auch über Fortschritte, die glücklicherweise erreicht werden konnten … Und immer öfter höre ich, dass meine Gefühle falsch sind, dass „man“ sie doch wegwischen könne, wenn sie nicht passen, dass man ohnehin an der Welt (und an sich) nichts ändern müsse, dass man annehmen lernen solle … Statt einfach zuzuhören und zu erfahren, wie die Dinge sind, für mich jedenfalls oder den jeweiligen Redner, der erzählt, was ihn beschäftigt. Ich kann vieles schon, bin über sechzig und habe mittlerweile Annehmen, Loslassen und sogar Geduld einigermaßen gelernt. Trotzdem gibt es Dinge, die mich belasten, und ich suche Wege, damit umzugehen. Und führe Gespräche mit anderen, um zu sehen, wie sie Schwierigkeiten gemeistert haben, oder um zu beratschlagen, welche Möglichkeiten es gibt. Und es ist ganz einfach schön, verstanden zu werden.
Aber das Phänomen des Gegenteils habe ich zur Zeit sehr oft: Mich verbessern, bevor ich fertig bin, mir sagen, ich denke falsch, das könne doch nicht sein, nein, das sei auch nie so gewesen, und außerdem müsse man das SO überhaupt nicht empfinden.
Ich weiß, dass man solche Unarten bei den Menschen lassen und sich besser sich selbst widmen sollte. Das fällt mir jedoch nicht leicht, solche Gespräche belasten mich manchmal tagelang. Und zornig bin ich über die Engstirnigkeit – Verholzen gehört wohl auch dazu – die Dummheit und die völlig fehlende Empathie. Auf der anderen Seite dürfen Menschen sein, wie sie wollen, woher nehme ich umgekehrt das Recht, sie ändern zu wollen …? Aber es nervt mich so unsäglich!
Danke fürs Lesen, Irene
Toller Artikel! Das Verholzen beschreibt es wirklich sehr gut! Ich wäre für eine Fortsetzung: Was passiert, wenn zwei solcher Menschen aufeinander treffen? 😀
interressant wird es erst, wenn der holzkopf auf seine fähigkeiten basierende erklärungen beisteuert, diese dazu noch unentwegt wiederholt und dich dann jedesmal in einer art testformular dazu abrufen will. weil es mir ein süsses thema ist dieser tage, lege ich noch einen schnelleren gang ein und beschreibe ihn sogar noch als einen cholerischen alphamenschen mit dem selbstwertgefühl einer raupe. nun noch das beste an meiner optik: er ist ein hart aggressiver proletarier, den sein leben in einsamkeit stark auf die probe stellt und der intellekt lässt an eine fliege erinnern. ausserdem, hält verwechslungen oder irrtum für lügen und kann sich nicht vorstellen, dass es fernab von einträglicher arbeit und ntv noch rlationen auf realitäten von persönlichkeit und ehrlicher darstellung in charakteren gibt. das thema ist brutal und kann oft nur als anstrengend, anmassend und lächerlich betrachtet werden. hier in diesem fall, möchte ich es es aber sogar als gefährlich betrachten denn wenn es gerade keine chance zur abwendung eines kontaktes gibt, ist der holzkopf doch noch schlau genug um zu erkennen, wenn man ihm zustimmt, selbst wenn seine themenvielfalt im einzigen darin liegt, seinem gegenüber, dessen unfähigkeit zu erläutern. auch wenn man ihm nochmal sagt, dass man mit dem, was er als beruf ausübt, nichts zu tun hat. ausweichen geht auf dauer auch nicht, wenn man selbst etwas an eigensinn und persönlichkeit vertritt. auch wenn das selbstbild nicht zum vorschein kommt, hält der holzkopf einen nach einigerzeit schon für überheblich arrogant.
doch wenn ich mich darauf einlasse, merkt er seine einfältigkeit und das kommt am ende nur zum kampf.
im grunde fesseln sich diese menschen an ihre selbstwerte und jede erkenntnis, egal wie unwesentlich sie für andere ist, lässt sie in den grössenwahn trotteln. weil sie wahrscheinlich vorher ewig ohne selbstbewusstsein da waren, erkennen sie eine gute selbst gewonnene erkenntnis als eine grossartigkeit an, ohne aich vorstellen zu können, dass andere von dem standpunkt aus vlt nicht mal drüber reden würden, weil es leider viel zu oft nur logisch ist, was sie als überragend ansehen, in ihrem neuerwerb an intellekt.
ich habe für so etwas normal immer meinen sarkastischen infantilismus aber irgendwann ist der baum auch am fallen und erschlägt entweder ihn oder mich. ich sage es sollte noch vor toleranz und akzeptanz den faktor der fröhlichen frechheit geben. ehrlich und frech geht immer. eine gesellschaft muss frech sein, genau wie guter humor. alles andere ist meistens nur unfair, von und für welche seite auch immer“
Ich konnte leider nicht über den Artikel lachen, da ich in der ‚Zuhörer-Misere‘ stecke. Hier geht es um meine Mutter, die leider unter sehr vielen gesundheitlichen Problemen leidet… und ich gleich mit. Es vergeht kein Telefonat oder Treffen, bei dem sie nicht sofort das Wort ergreift und bis zum Ende der gemeinsamen Zeit behält, tatsächlich über Stunden. Mich belastet das psychisch sehr, denn in der Hauptsache geht es ausschließlich um ihre Krankheiten und, das ist das Schlimmste, darum, dass sie sich keine Hilfe sucht, bzw. die Hilfen nicht akzeptiert. Ich stecke in einer Endlosschleife, die ich nicht unterbrechen kann. Schwer zu ertragen ist die Hilflosigkeit, der ich ausgeliefert bin. Am Ende artet es immer in Schreierei aus, der ich nicht Herr werden kann. Ich habe mir das Leben mit meiner 80 jährigen Mutter schon anders vorgestellt und es stimmt mich traurig, dass unsere letzten gemeinsamen Jahre so geprägt sind.
Liebe Frau Gutenkunst,
ich kriege mit, wie belastend es ist, weder Verbindung zu bekommen, noch einen nützlichen Beitrag leisten zu können. Sie sind ja praktisch nur die sprichwörtlicher Parkuhr, an die Ihre Mutter hinspricht, und werden selbst gar nicht gehört. 🙁
Und ohne Pause so viel Inhalt zu hören ist auch sehr anstrengend. Sie sind in einer Schleife gefangen, und es gibt scheinbar keinen Ausweg. Mich würde interessieren, was passiert, wenn Sie unterbrechen. Redet sie dann einfach weiter?
Mitfühlende Grüße
Michaela Albrecht
Gleich nach einem grossen Gähnen so etwa in der Mitte deines endlos langen Textes, der eigentlich nur deine anmassende Hobbypsychoanalyse, allgemein verfasst über einen vermeintlichen Menschen-Typus widerspiegelt, komme ich zum Schluss, dass die website einfühlsam-leben meiner Ansicht nach nicht zutreffend für den darin vorgefundenen Inhalt genannt wurde.
Mit freundlichen Grüßen
Ok. 🙂
Fairerweise hab ich deine Auffassung nun doch nochmal kurz überflogen und möchte auf deine Einladung im letzten Satz, Ideen für den Umgang damit zurückkommen. Sie beinhaltet gleich die Begründung für obigen Kommentar:
Ich gehe davon aus, dass es in unserer Gesellschaft, wie du ja selbst antönst, wenn ich nicht irre einige einsame Menschen gibt oder halt eben solche, die auf eine Art vom Leben gezeichnet wurden, die es ihnen (vorübergehend) nicht (mehr) erlaubt, aus dieser Ich-bin-der-Mittwlpunkt-des-Universums-Haltung herauszufinden. Ein Punkt, den es sich in die Überlegung, wie ich finde, einzubeziehen lohnt.
Im von dir erwähnten Beispiel wäre es dieser Frau gegenüber meiner Ansicht nach tatsächlich am einfühlsamsten und womöglich auch nachhaltigsten gewesen, ihr einfach freundlich, klar und unmissverständlich zu sagen, dass dieses Gespräch von deiner Seite aus unerwünscht ist und dann, bei nicht-respektierens deines Bedürfnisses halt einfach zu gehen und deinen Ayurveda-Teller in aller Ruhe andernorts fertig gegessen.
Auch mir selbst gegenüber hätte ich es in einer Situation, von der du schreibst, ebenso aus deiner Sicht am einfühlsamsten mir selbst gegenüber gefunden. Es kommt immer mal wieder dazu, dass ich sowas mache.
Halt ganz im Sinne des Ayurveda und Yoga, so wie ich es interpretiere; aufrichtig, einfach und möglichst gewaltfrei.
Dann hättest du danach sicherlich auch nicht eigene Psychohygiene in dieser Form, wie ich sie hier las betreiben müssen.
Letztens war ich übrigens in der Situation, dass ein älterer Mann mir eine Kurzfassung seiner Lebensgeschichte an einer Bushaltestelle erzählte. Ich habe – obwohl selbst auch gelegentlich Vielredner – die ganze halbe Stunde einfach zugehört.
Auch wenn es mit meinem Leben und den Themen und Geschichten die mich selbst beschäftigen nicht viel zu tun hatte, habe ich mich auch im Anschluss an daran über diese Begegnung gefreut, weil ich zu sehen glaubte, wie es ihm gut zu tuen schien, dass ihm einfach mal jemand echte Aufmerksamkeit schenkte. Für beide also ein schönes Ereignis.
Mir ist kein Zacken aus der Krone gefallen…
Hallo Kommentierer,
wenn ich auf der Messe in der Lage gewesen wäre, so direkt zu der Frau zu sein, hätte ich das gemacht. Dass ich es nicht wahr, liegt halt an den Prägungen, die ich erfahren habe. Wie viele Menschen durfte auch ich nicht meine Wut ausdrücken und auch sonst nicht für mich sorgen. Da ich meine Wut aber spüre, wenn ich sie auch oft nicht ausdrücke, ist da schnell Adrenalin.
Wenn ich ein Mann geworden wäre, wäre ich vielleicht einer von denen, die leicht gewalttätig werden. Da ich eine Frau bin, sucht sich die Wut andere Ventile, z.B. in Verurteilung oder in Arroganz. Und natürlich versuche ich, alldem auf den Grund zu gehen und erwachsene Umgangsmöglichkeiten zu finden, z.B. wie die, die du genannt hast.
Aber den Artikel hätte ich auch geschrieben, wenn ich mit der Frau hätte anders umgehen können. Denn die Situation mit der Frau war ja nur eines von vielen Beispielen. Es gibt ja unzählige solcher Menschen und Situationen im Leben.
Dass du den Text endlos lang findest, ist nicht schlimm. Viele Menschen haben sich sehr wieder gefunden in diesem Text, und ich kann es verkraften, wenn mal einer darunter ist, der ihn nicht mochte. 😉
Alles Gute weiterhin
Michaela
Die direkte Vorgehensweise, die „Kommentierer“ oben empfiehlt, ist etwas, das ich mir erst mühsam im mittleren Alter erarbeitet habe. Früher konnte ich das auch nicht.
Aber selbst wenn das jezt zu meinem Verhaltensrepertoire gehört, bin ich mir immer noch nicht sicher, wann ich das einsetzen darf. Der Kommentierer oben hat sich ja selber dafür entschieden, dem Mann an der Bushaltestelle zuzuhören, weil er den Mann für sehr einsam hielt.
Es gibt aber wahnsinnig viele sehr einsame Leute, meiner Wahrnehmung nach werden es mehr.
Wann ist es okay, sich abzugrenzen und das Zuhören zu verweigern, auch in dem Wissen, dass es sonst keiner macht?
Wie schlecht muss es mir gehen, wie erschöpft muss ich sein?
Oder reicht es schon, wenn man einfach keine Lust hat?
Ja, stimme bis auf auf eine Kleinigkeit zu – es hängt nicht vom Alter ab. Nur man merkt es bei älteren leichter, weil diese sich trauen ihre Art zu schau stellen. Errinert euch an pubärtierende Jugendlichen, die nicht mal genug Luft zum atmen haben, wenn Sie versuchen alles so schnell wie möglich verbal loszuwerden. Hauptsache Aufmerksamkeit zu haben.
Darum bist du nicht zu entschuldigen, o Mensch, wer du auch seist, der du richtest! Denn worin du den anderen richtest, verurteilst du dich selbst; denn du, der du richtest, verübst ja dasselbe! Wir wissen aber, dass das Gericht Gottes der Wahrheit entsprechend über die ergeht, welche so etwas verüben. Denkst du etwa, o Mensch, der du die richtest, welche so etwas verüben, und doch das Gleiche tust, dass du dem Gericht Gottes entfliehen wirst?
Römer 2:1-3 SCH2000
https://bible.com/bible/157/rom.2.1-3.SCH2000
Danke, @Susanne Beck, für dieses Zitat. Denn tatsächlich gehöre ich zu den Menschen, die man in dem obigen Roman als „verbockt“ bezeichnen mag. Tatsächlich allerdings begibt es sich so, dass ich zu den Menschen gehöre, die man „autistisch“ nennt. Und ich habe die Schnauze gestrichen voll davon *verurteilt* (denn das geschieht hier in meinen Augen) zu werden. Da erscheint mir sogar der Name der Seite hier ziemlich zwiespältig. „Einfühlsam“ ist es beim besten Willen nicht, jemanden als „Verholzt“ zu betiteln oder verurteilen, von dem man letztendlich nichts, aber auch rein gar nichts weiß. Vielleicht sollten sich „solche Menschen“ (ja, ich erlaube mir eine Einteilung von Menschen vorzunehmen, denn es scheint offensichtlich nicht anders zu funktionieren anderen klar zu machen, dass sie sie sind, während andere ander/e/s sind. In eurer vermeintlich „sozialen“ Welt scheint ihr nicht verstehen zu wollen, wie sehr euer Urteil anderen schadet. Das ist dann schon nicht mehr „sozial“ sondern „asozial“ – und ihr merkt es noch nicht einmal. Diese Worte stammen von einem Menschen, der sich dauerhaft Gedanken darüber gemacht, weshalb man etwas als „Krankheit“ bezeichnet, obwohl der Mensch „dahinter“ doch funktioniert, Emotionen hat, und vor allem *denken* kann. Euer „ach, der hat Autismus! Ja – dann tickt der anders als „wir“ sorgt für Ausgrenzung, statt Inklusion – und auch das scheint euch nicht einmal bewusst zu sein. Wenn es etwas gäbe, was ich mir wünschen könnte: „Euer verurteilen und euer Hinterfragen abschalten“. Ihr „wollt“ ja gar nicht „(ver)urteilen“? Dann geht mal in euch und macht euch mal Gedanken wie *euer* Verhalten nach außen wirkt. Denn diese Gedanken müssen sich „Menschen wie ich“ dauernd machen. Denn offensichtlich greift „euch“ „mein“ Verhalten – euch mit euch selbst zu konfrontieren – an. Wollt ihr mir was erzählen von „Wortwahl“? Dann passt vorher auf eure auf – dann wird vielleicht auch entsprechender Wind euch entgegen kommen; und der wird vermutlich in höchstem Maße wesentlich friedlicher sein und nicht so „verholzt“ wie eurer.
Lieber Fox,
wow, da geht ja ein krasser Film bei dir ab. Was für ein Rundum-Schlag!
1) Ich hatte gar nicht von Autisten gesprochen und wollte dich nicht verletzen.
2) Nur weil ich mich gut einfühlen KANN, heißt das nicht, dass ich dazu verpflichtet wäre, mich 24/7 in jemanden einzufühlen. Außerdem kann ich nicht jede Verletzung antizipieren, die jemand erlebt, der vielleicht irgendwann mal meinen Blog liest und sich persönlich gekränkt fühlt.
3) Du verurteilst ebenfalls, nämlich z.B. mich.
4) Ja, es wäre alles so leicht, wenn wir das Verhalten von Menschen ändern könnten, ihr Verurteilen und Hinterfragen abschalten könnten. Das würde uns Sicherheit und Zugehörigkeit geben. Aber stell dir mal vor, das würde gehen – dann würde auch dir ständig jemand von außen in deinem Denken herumwerkeln.
Ich wünsche dir einen schönen Tag.
Ganz herzlichen Dank für Ihren Artikel! Morgen drucke ich mir den Artikel aus und klebe ihn in mein Tagebuch. Denn ich weiß absolut nicht mehr weiter. Seit letzten Juli wohne ich nun in einer WG und halte es nicht mehr aus. Ich hatte gedacht, zu wissen, worauf ich mich einlasse, da ich meinen Mitbewohner kannte. Aber er schießt regelmäßig den Vogel ab. Sein Verhalten entspricht haargenau dem beschriebenen Verhalten. Wenn ich gelegentlich doch mal zwei Sätze mehr erzähle (was nicht mehroft vorkommt), steht er, ungelogen, einfach auf und geht raus. Heute ließ ich ihn einfach erzählen, sagte nur „Hm“ und das genügte ihm. Mir geht das mittlerweile an die Substanz und deshalb hab ich gegoogelt. Meine Güte, hilft mir der Artikel.
Ja, ich kann nachvollziehen, weshalb er so verholzt ist. Von klein auf verprügelt, er hat Furchtbares er- und überlebt. Aber bei allem Verständnis und bei allem Mitgefühl – Ich halte das Verhalten nicht mehr aus. Er mag meine Ansicht dazu nicht verstehen. Ich spüre, dass er mich abblockt.
Den Tipp, ihm einfach ganz schnell Recht zu geben, probiere ich aus.
Danke für Ihre Gedanken!
Liebe Kirsten,
ich freue mich, dass mein Artikel Ihnen geholfen hat und danke für Ihren Kommentar! 🙂
In Ihrem Blog habe ich auch ein bisschen herumgelesen. 😉
Nach dem Lesen Ihres Kommentars poppte mir die Frage auf „Warum zieht sie nicht einfach aus?“ Wäre das eine Option?
Liebe Grüße
Michaela
Liebe Michaela,
Artikel ist ausgedruckt :-).
Die Frage ist DIE Option. Im Kopf bin ich es schon, die Suche läuft ;-).
Ich habe noch einmal einige Kommentare unter deinem Text gelesen. Und möchte noch anfügen, dass er kein „böser“ Mensch ist. Überhaupt nicht. Aber da gibt es kein Herankommen an ihn, zumal ihm sein Verhalten nicht wirklich bewusst ist.
Naja, ab heute gebe ich ihm so schnell wie möglich Recht 😀
Und Danke fürs Stöbern!
Herzlicher Gruß
Liebe Frau Albrecht,
ich bin ganz erstaunt, dass Ihr Blogeintrag von 2014 immer noch lebendig ist. Ich bin erst gestern Abend darauf gestoßen und habe gebannt bis in die Nacht den Artikel und die vielen Kommentare gelesen. Was ich mag ist, dass er polarisiert fern von allen wissenschaftlichen Erklärungen, was es mit den „Vielredner*innen“ auf sich hat. Auch mag ich es, dass Sie nicht auf „das Verständnis“ für alle eingehen, die sich als Vielredner oder Autisten oder ADHSler outen oder sich angegriffen fühlen- einfach mal bei sich bleiben und nicht immer Verständnis zeigen, um alles glattzubügeln! Das tat mir total gut.
Durch die Kommentare (vielen Dank an alle) ist klar, dass zumindest bei manchen ein Problembewusstsein vorhanden ist. Manche können sich selbst nicht in ihrem Redefluss stoppen. Vielleicht zu Recht sagen Sie, Frau Albrecht, sinngemäß in einem Kommentar, probiert es doch einfach mal, stoppt euch!
Es kann ADHS sein oder auch nicht bei manchen Vielredner*innen. Ist aber eine Diagnose auf ADHS ausschlaggebend dafür, dass man sich mit ihr zufrieden gibt? Kann man dennoch was an der Artikulation der Gedankenflut ändern? Ich hatte für ein halbes Jahr einen Freund mit ADHS. Bei dem ging es nicht. Immer wieder sagte ich“Jetzt hör mich doch mal zu!!!“ nachdem er stundenlang monologisiert hat oder auch z.Teil sich in Größenwahn versponnen hatte. Er erwiderte „Ich höre dir doch zu!“, dabei verriet seine Mimik, dass er wieder bei einem nächsten seiner Gedanken war. Ich musste leider die Beziehung beenden, obwohl ich ihn wirklich sehr mag.
Ich möchte gerne noch einen Aspekt zu dieser für mich sehr wertvollen öffentlichen Auseinandersetzung hinzufügen. Er ist aus meinen Erfahrungen. Dafür schäme ich mich ein bisschen, da ich leider soooo eine Aversion gegen „Ich-Botschaften“, „eigene Erfahrungen“ und Monologe entwickelt habe, dass es mir schwerfällt, von „mir“ zu schreiben. Lieber wäre es mir, wenn es abstrahiert wäre, nüchterner, fachlicher.
Ich bin das jüngste Kind aus einer kinderreichen Familie. Wir hatten sehr harte Probleme, nachdem mein Vater die Familie verlassen hat und meine Mutter alleine für uns alle sorgte. Er schikanierte sie, z.B. wenn er einfach so den Unterhalt nicht überwies. Zudem war Missbrauch ggü meiner Schwester im Spiel. Mein mittlerer Bruder hat ab dieser Zeit (vielleicht auch schon früher?) die Gespräche am Mittags-/Abendtisch an sich gerissen. Er konnte erzählerisch super gut, aber halt auch mega dominant alle unterhalten. Eigentlich drehte es sich nur um ihn bzw. später um seine Arbeit und die Maschinen, die sie dort benutzen. Ich war noch sehr jung. Da ich so jung war (und in der Hierarchie ganz unten stand) konnte ich selten was sagen. Ich kam nicht dazwischen. Mein Stimme und der Inhalt waren auch nicht so selbstbewusst, laut oder erzählerisch ausgefuchst wie seine oder die, meiner älteren Geschwister. Ich habe mindestens 20 Jahre gebraucht, um öffentlich halbwegs reden zu können. Noch immer kann ich meine eigene Stimme schwer ertragen, bin zurückhaltend, höre halt eher zu, ich meine, richtig zu. Daher werden mir die Inhalte von langen Monologen oft sehr zu viel. Es sind zu viele Informationen. Und Sprechen verlang Übung. Die hatte ich lange nicht. Es war ein langer Weg zur Identität zu finden. Eigentlich kenne ich sie heute immer noch nicht.
Auch ich werde wütend wie viele andere hier, wenn mich jemand mit strahlendem Lächeln zutextet und ich das Gefühl habe, der/die interessiert sich gar nicht für sich, sondern hört sich selber nur gerne reden. Auch ich verstehe es als Unhöflichkeit, Respektlosigkeit, Grenzüberschreitung einer ausgewogenen Kommunikation und dachte oft, dass ist absichtlich. Immer noch werde ich innerlich sehr sauer (im Nachhinein), wenn ich wieder mal festgestellt habe, dass z.B. mein Bruder und seine Familie nur von sich und ihrer Familie in einer krassen Lautstärke erzählen (jeder will sich überbieten und gehört werden) und es kein Zugehen innerhalb der gesamten Familie aufeinander gibt („Wie geht es dir eigentlich?“ Was macht die Arbeit etc.“ Private Gespräche finden einfach nicht statt, aber das hat wohl mit der Familiengeschichte zu tun ).
Aber seit einigen Jahren halte ich voll dagegen. Thematisiere es. Reflektiere es. Es kostet nur Überwindung „Nein“ zu sagen. Meistens sind die Laberer (es sind mindestens vier Hände voll, mit denen ich es zu tun habe und hatte unabhängig von der Familie, als würde ich sie anziehen- ev. wegen des Zuhörenkönnens) überhaupt nicht erbost darüber. Manche nehmen es als guten Wink (wie eine Freundin, der ich letztens gesagt habe, dass ich es nicht aushalte, wenn sie mich immer so krass zutextet, von Höchsten auf Stöckschen kommend, mich nicht gehen lässt, ihr breites Lächeln dabei, macht mir fertig) , andere (wie mein Bruder) sind eventuell gekränkt in ihrer Eitelkeit, aber ich sage mir, „so what? Damit musst du jetzt kurz leben! Ich habe mich jetzt einen ganzen Abend lang malträtiert gefühlt, weil du mich zugetextet hast! Ich weiß überhaupt nicht mehr, wo ich stehe?! „.
Ich glaube halt, bei der Wut und Hilflosigkeit gegenüber den Zutexter*innen aufkommt, die hier in den Kommentaren immer wieder rauskommt, handelt es – wie Sie indirekt beschrieben oder darauf verwiesen haben – um eine Höflichkeitsfalle. Eigentlich um eine Überangepasstheit an die Normen oder dem Gefühl „ich muss das jetzt über mich ergehen lassen“. Es ist sehr befreiend, wenn man seinen Bedürfnissen zuhört und die Situation verlässt, sie thematisiert oder sich einverstanden fühlt, also, wenn man selbst für sich erkennt, dass man die Wahl hat. Diese Erfahrungen sind ganz neu für mich und ich genieße sie unendlich. Wir sind alle gar nicht so ohnmächtig!
Oh Gott, das hört sich jetzt beschissen an wie eine Weisheit. Wenn ich zuschlagen könnte, hätte ich gerne auch oft zugeschlagen. Wachgerüttelt. Angepasstheit, zumindest bei mir.
Jetzt will ich schon wieder schreiben, ich hoffe, ich habe euch nicht zugetextet. Das ist mir wirklich ein Gräuel. Aber irgendwie muss ich/man sich ja in dieser Welt artikulieren können. Schade nur, dass die alten Komplexe aus Aversion noch so mächtig sind und ich echt ein Problem habe, das Wort „Ich“ zu benutzen, denn es scheint mir, als wäre das auch nur so ein versteckter Narzissmus oder eine Art Egomanie, hier zu schreiben und mal was loszuwerden mit dem Wort „Ich“.
Alles Gute weiterhin
Sonja
Liebe Sonja,
vielen Dank für Ihren ausführlichen Kommentar, den ich mit Interesse gelesen habe. 🙂 Ich würde länger dazu Stellung nehmen, habe nur im Moment leider keine Zeit dazu.
Ganz herzliche Grüße
Michaela
P.S. noch ein kleiner Zusatz Seit geraumer Zeit und ganz gewiss seit drei Tagen weiß ich, dass meines Bruders Sohn, also mein Neffe, die Eigenschaften des „Professors“ von meinem Bruder geerbt hat. Ich würde ihm, den Neffen, gerne sagen, Stopp it, du gewinnst keine Freunde mit deiner Klugscheißerei und deinem Monologisieren (und somit ist es leider auch), aber ich lasse mir damit Zeit. Eigentlich genieße ich es, dass mein Bruder selbst mit dem Redefluss seines Sohnes total überfordert ist. Ich weiß, ich bin kein Gutmensch, auch, wenn ich immer dachte, ich müsste es sein.
Hallo, na, hier scheint der Austausch wohl eingeschlafen zu sein. Ist ja aber allerdings erstaunlich lange geführt worden. Toll und bemerkenswert, auf wieviel Interesse dieses Thema stößt. Bei mir auch, deshalb schreib ich einfach trotzdem noch, denn ich habe dies erst kürzlich gefunden.
Meiner Erfahrung nach gibt es große Unterschiede bei sog Vielrednern. Die alleranstrengensten sind für mich ,und scheinbar für viele andere auch, diejenigen, die nicht über Themen und Ideen sprechen möchten und gleichzeitig gar nicht an einer Austauschunterhaltung interessiert sind. Sie neigen eher dazu, Geschichten von sich und sogar auch von anderen zu erzählen, die man nichtmal kennt. Das können dann lustige und/oder erfolgsbetonte oder Jammertalgeschichten sein. Es bleiben jedenfalls so Storys, die entweder einseitig unterhalten oder die sich im großenBeklagen Bestätigung abholen wollen,aber keinesfalls den echten Austausch suchen. In größerer Runde mag es vielleicht nur selten anders gehen (darum spiele ich auch lieber oder unternehme etwas). Bei kleineren oder eins-zu-eins Begegnungen ist es schier unerträglich. Aber auch mit Vielrednern kann ich schöne, gute Treffen und Unterhaltungen haben, wenn sie sich auf die Austauschebene einlassen mögen. Es kann ja auch immer sein, dass der eine oder andere einfach gerade einen größeren Redebedarf und damit Redeanteil benötigt. Das ist okay, wenn es nicht immer dergleichen ist. Das bekommt man aber schnell heraus, meine ich. Wenn es sich aber nicht auf dieserAustauschebene bewegt, wird es häufig energieraubend. Sehr unschön. Und ich finde, dann gilt es, für sich selbst zu sorgen. Direkt ansprechen, zeitlich begrenzen, Frequenz verringern, die Situation verlassen, ein anderes Thema ansprechen, vielleicht auchmal versuchen, ein bisschen in die Humorschiene zu kommen… wenn sich der/ die andere aber als sehr renitent erweist- durchaus den Kontakt meiden oder auf ein Minimum begrenzen. Durchaus nicht so einfach, aber es lohnt sich!!
Das klang schon alles an in den vielen tollen Nachrichten hier, aber ich wollt auch gern noch meinen Senf dazugeben.
Danke und toi,toi,toi
Tipp: Verwende den Satz:“ Ich merke gerade: das interessiert mich nicht wirklich.“ Vgl Karin Kuschik
Danke für diesen Beitrag.
Ich denke aber persönlich das diese „verholzten“ Menschen durchaus auch den anderen Part in Gesprächen auch einnehmen und eventuell sogar derjenige sind der selber nicht zu Wort kommt und wenn Sie merken das Sie mal reden können einfach die Luft rauss lassen wo Sie wo anders anhalten müssen.
Ich finde man muss differenzieren ob’s immer so ist oder ob man wircklich einfach nur mal als Zuhörer gebraucht wird . Unteranderem empfinde ich es auch als wichtig zu kommunizieren wenn man auch was dazu sagen möchte und das kann man auch so machen ohne das der andere gleich beleidigt ist. Zum Beispiel : Ich würde dich hier gerne kurz unterbrechen und auch was zum Gespräch beitragen da ich damit folgende Efahrung etc gemacht habe …. Usw ….. (man muss seine eigene Redezeit auch etwas einfordern und das kann man auch ganz respektvoll machen ohne kritisierend oder gemein zu wirken ?) Daraufhin kann man eine Basis aufbauen und wenn man aber merkt das deutliche Kommunikation nichts bewirkt und man sich dann sozusagen missbraucht fühlt .. kann man das auch nach einer gewisse Zeit gerne deutlich aufmerksam machen und sagen das man das nicht schön findet und sich selber garnicht als gesehen fühlt und dieser Einseitige Kontakt die Beziehung zu eurem Gegenüber sehr belastet und wenn der Person etwas darin liegt mit dir weiter befreundet etc zu sein ,sie über dieses Verhaltensmuster von sich nachdenken sollte .. und das man sich ein 50/50 Verhältnis wünscht wo jeder mal zu Wort kommt ..
Es ist okay aber auch einfach mal nur zuzu hören, vlt braucht man selbst irgendwann jemand der einen einfach nur mal zuhört . Die Konstellation ist hier bei wichtig .( Die Menge macht das Gift )
Ich weiß nicht ob ich noch weitere Zeilen dazu kommentieren soll. Es ist ja alles schon geschrieben, was ich auch schreiben wollte in der Meinung danach, dass wir uns alle ähnlich sind betreffend Kommunikation und Gefühlen.
Selbstliebend.
Hallo, ich fand Ihren Bericht sehr aufschlussreich. Ich kenne auch einen Vielredner an den leider noch gebunden bin(durch Sport /Trainer). Er hat kein Interesse an meinen Vorstellungen. Oft werde ich mit ein Fingerwink abgewunken. Das ist nicht schön. Gerne sagt er auch das ich mich nicht rechtfertigen muss dabei wollte ich nur ins Gespräch kommen. Danke für ihre Ausführungen. Die haben mir gut getan. Kann jetzt auch vietes gut verstehen. Mir kommt es wie ein Kampf vor den ich jetzt lassen werde. Es ist auch unglaublich wie viele Kommentare es dazu gibt das ich fast schon lachen muss. Seien sie lieb gegrüßt.
Ich habe so einen Arbeitskollegen (arbeite in der Psychiatrie), der so „Verholzt“ ist. Ich habe jetzt im Netzt danach gesucht unter der Frage, was s eigentlich die Ursache ist und wie man möglicherweise diesem Kollegen einmal ein Feedback gibt, ohne ihn zu verletzen. Ihren Artikel fand ich herrlich erfrischend, auch wenn ich keine Antworten auf meine Fragen bekommen, fühle ich mich dennoch verstanden in meinem Zustand, wenn ich mit diesem Kollegen Dienst habe. Wenn ich Feierabend habe, bin ich fertig. Er ist noch nicht so lange bei uns auf Station und ich habe mich gefragt, ob er die Patienten auch so zutextet. Ja das macht er! Ich muss es nicht mehr lange aushalten und es wäre mir egal, wenn es nur um das Team ginge. Aber bei Patienten hört es für mich auf, also werde ich doch noch mit ihm sprechen. Ich verstehe es so, dass er offensichtlich als Kind nicht diese Form von Zuwendung bekommen hat, die er wohl brauchte. So hat er mit den Jahren seine Strategie entwickelt unter dem Motto und auch unbewusst: „ich muss mich ständig selbst loben, mir immer wieder einreden wie großartig ich bin und die anderen Menschen sehen mich nicht in meiner Großartigkeit“. Neulich sagte ich ihm einmal, er solle doch andere Menschen auch einmal ausreden lassen und da meinte er tatsächlich, „er würde nicht gehört werden“. Ich habe mir eine Antwort verkniffen, die wäre nicht sehr konstruktiv ausgefallen, denn offensichtlich kennt er nicht die Mechanismen des Zuhörens und dass die Zuhörer allein zur Selbsterhaltung und der Sicherung des Überlebens (Schmunzel) ihre Ohren auf Durchzug stellen müssen. Danke für Ihren Artikel, er hat mir etwas Trost gegeben.
Liebe Erika,
danke für Ihren Kommentar!
Mir kam die Idee, Sie könnten Ihren Kollegen mal fragen, woran er merken würde, dass er gehört werde. Ich glaube, im beruflichen Kontext dürfen (und müssen vielleicht sogar) Sie ihm ins Gewissen reden. 🙂
Liebe Frau Albrecht, Danke für Ihre Antwort.
Neulich fragte ich den Kollegen, wieso er mich unterbricht, denn er redet nicht nur ausschließlich, sondern unterbricht ständig. Er sagte „weils mich nicht interessiert“. Ein anderes Mal hat er demonstrativ sein Gesicht zur Seite gedreht (bei der Übergabe) und ich fragte wieso? Antwort, jetzt höre ich schon die ganze Woche das Gleiche. Nun das kann nicht sein, denn ich arbeite ja nur als Aushilfe (weil ich Rentnerin bin) und war die Woche gar nicht da. Noch zwei Tage in diesem Monat habe ich mit ihm gemeinsam Dienst, dann höre ich endgültig auf zu arbeiten. Ich hatte mir überlegt zum Abschied diesem Kollegen Ihren Artikel zu schenken, aber bin wieder davon abgekommen, weil es meinerseits eher unfair ist. Ich kann ja seine Reaktion nicht mehr erleben und mit ihm darüber reden, was denn meine Intension ist. Nun ja, bei den Patienten ist der Kollege sehr beliebt, was aber noch lange nicht bedeutet, dass seine Arbeit mit dem Patienten in irgendeiner Weise sinnvoll ist. Wir sollten schon mehr leisten als nur nett und unterhaltend zu sein und die Patienten müssen ihn ja auch nicht stundenlang aushalten. Zur Voraussetzung eines Verstehens seines Verhaltens gehört Empathie und diese ist nicht vorhanden, was ich deutlich merkte, als wir uns über einen Patienten unterhielten, bei dem er Bezugsperson ist -und was er nun jetzt so alles machen will. Er hat nicht den Patienten gefragt, was dieser für Ziele hat, sondern er bestimmt was zu machen ist. Ich war schon sehr erschrocken, weil es komplett daneben war und deswegen macht es auch wenig Sinn bei ihm so etwas wie Einsicht herstellen zu können. Es ist belastend für das Team. Gestern sagte er, es sei schade, dass ich nun gehe und vielleicht käme er gelegentlich auf einen Kaffee bei mir vorbei. Ich hoffe doch stark, dass das nur hohle Worte bei ihm sind und werde das keineswegs zulassen. Im Juli bekommen wir eine neue Stationsleitung und ich kann nur hoffen, dass sie eine Lösung für unseren Dauerredner findet. Ich fürchte aber, es sitzt sehr tief in diesem Menschen ich kenne ja inzwischen sein Leben und das ist gekennzeichnet von Pleiten Pech und Pannen. Er hatte früher wohl einmal eine Band, war der Sänger dieser Band und sprach auch darüber, eine Rampensau zu sein. Einen Beruf im Gesundheitswesen war wohl eine Notlösung und irgendwie träumt er offensichtlich immer noch davon ein „Star“ zu sein und verwechselt unsere Station mit der Bühne. Aber das Problem bei diesem Menschen ist sicherlich tiefer liegend und wenn ich ihn jetzt fragen würde, „woran er merken würde, dass er gehört werde“ hätte eine ellenlange Dauerrede zur Folge und er würde nicht einmal die Frage verstehen. Gestern war wieder sein Tag der „großen Übergabe“ die damit anfing, dass er erst einmal einen Patienten verwechselt hat und ich vermute, dass er jenen Patienten den er beschrieb für spannender hielt und deswegen aus dem Auge verlor, dass er da den Patienten verwechselt hat. Dann schweifte er mal wieder ab und auf einmal waren wir bei der Tochter des Nachbarn, worauf ich dann aber doch unterbrach, weil ich verwirrt war, um wen es denn jetzt bitte geht. Es ist sicherlich schwierig zu erkennen, wann wir bei Dauerredner intervenieren und wo fängt die Pathologie bei diesen Menschen an und können nichts weiter machen. Lediglich schauen, wo ist der Fluchtweg, oder wo setze ich die Grenze und sage STOP, ich will nicht mehr und riskieren den Bruch mit solchen Menschen.
Ich weiß, in unserem Beruf muss es angesprochen werden und im Juli bekommen wir eine neue Stationsleitung. Ich werde ihr durch einen Kollegen wissen lassen, dass sie mich kontaktieren kann, wenn sie das Problem erkannt hat und Hilfe braucht.
Ich habe jetzt hier viele Leserbriefe gelesen und bin erschüttert, was Menschen so aushalten bzw. aushalten müssen, wenn es um ein Familienmitglied geht. Frau Albrecht Sie haben ein wichtiges Problem angesprochen. DANKE
Ihr Text trifft es wirklich hervorragend. Es ist für mich der erste „sinnvolle“ Text zum Thema Sprechdurchfall. All die anderen Texte zum Thema sind mir viel zu wissenschaftlich und abstrakt. Danke dafür!
Wir hatten erst dieses Wochenende ein wirklich schreckliches Erlebnis mit so einem Bollwerk: Vor ein paar Wochen haben wir über unsere Tochter ein Kind und dann dessen Eltern kennengelernt. Nachdem es immer wieder ein kurzes freundliches Geplänkel gab, wurden WhatsApp Kontakte ausgetauscht und am Samstag hatten wir dann einen ersten gemeinsamen Grillabend bei uns.
Mein Verständnis einer ersten Begegnung im privaten Umfeld ist, dass man sich erstmal beschnuppert. Man schaut sich an, wie der andere so lebt, was er gerne macht. Man tauscht sich aus, interessiert sich für den Anderen und gleicht es mit den eigenen Interessen ab. In diesem Fall gab es durchaus einige Übereinstimmungen. Es würde also grundsätzlich passen und vor allem er ist eigentlich ein super netter Kerl. Hat sich viel Mühe gemacht in der Grillvorbereitung und tolle Sachen mitgebracht. Aber ab dem Zeitpunkt, wo er zur Türe hereinkam hat über 6 (!) Stunden nur einer geredet. Am Anfang konnte man noch ein, zwei Halbsätze platzieren, die er nur dazu nutzte vergleichbare Themen in einer Ausführlichkeit auszurollen, dass man nur noch „ah“, „ok, „hm hm“ usw. sagen konnte. Je später der Abend und je höher der Alkoholpegel, desto schlimmer wurde es. Und dann fiel mir auf, dass bereits viele Themen, die er bei anderen kurzen Treffen schon platziert hat nochmal im genau gleichen Wortlaut wiederholt wurden. Es waren teils interessante Themen dabei, man kann also nicht sagen dass es nur belangloses Zeug war, aber die Ausformulierung war immer uferlos und mit unzähligen Füllwörtern angereichert in denen er sich selbst bestätigt hat. Er kam mir wie ein Fußball-Kommentator vor, der nicht über das Spiel spricht, sondern seine eigene Erzählung kommentiert und total begeistert von seiner Welt ist.
Natürlich haben wir den Anstand gewahrt und den Abend durchgezogen, aber selbst als meine Frau alles abgeräumt und die Spülmaschine gemacht hatte und die Musik leiser gedreht wurde, klebte er am Stuhl und redete und redete. Er hat sämtliche höflichen Aufforderungen zu gehen ignoriert. Einfach unglaublich! Erst das herannahende Gewitter hat sie dann endlich vertrieben – Gott sei Dank! Als sie dann zu Hause waren ging das Trommelfeuer per WhatsApp weiter, wie toll der Abend doch war und wie schön man sich unterhalten hat und das man das unbedingt wiederholen müsse (auf gar keinen Fall!!).
Meine Frau und ich waren auch am nächsten Tag noch total platt und mussten das Erlebte erstmal aufarbeiten. Wir fühlten uns ausgesaugt und missbraucht, total kraftlos, ein ganz eigenartiges Gefühl. Von uns haben Sie fast nichts erfahren, während uns ihre Lebensgeschichte mindestens 2x erzählt wurde. Und jetzt ist mir auch klar, warum der Sohn kaum Freunde hat und die Eltern auch nicht – die erträgt einfach niemand auf Dauer! Ich werde in Zukunft noch mehr darauf achten, wie das Umfeld von solchen Personen ist (falls es überhaupt eins gibt).
Was mich wirklich interessieren würde:
Woher kommt so ein Verhalten? Was bringt Menschen dazu, so wordgewaltig mit ihrer Umgebung umzugehen? Er z.B. war nicht immer so, meine Frau kennt ihn noch aus der Berufschulzeit und da war das ein ganz lieber junger Mann, der nicht so viel geredet hat.
Hallo Alex,
zuerst mal danke für die Blumen! Ihre Erzählung klingt wirklich schrecklich. Wenn ich darüber nachdenke, was den Vater des Jungen so viel rede, kommen mir mehrere Ideen:
1. Er hat Angst vor Stille und macht sich Stress, dass kein peinliches Schweigen aufkommt.
2. Vielleicht ist er es aus seiner Herkunftsfamilie gewohnt, dass man sich gegenseitig unterbricht? Es könnte ja sein, dass er Sie animieren wollte, ebenfalls viel zu reden.
3. Er hat sich gefreut, dass ihn endlich mal jemand mag und ist übers Ziel hinausgeschossen.
4. Die Spülmaschine und das Abräumen hat er möglicherweise gar nicht auf sich bezogen. Man denkt manchmal, dass man sich völlig klar verhält, aber der andere checkt es trotzdem nicht.
Wenn Ihre Tochter sich a) mit dem Sohn angefreundet hat und er Sie b) nett findet, würde ich die Lufthoheit in einer WhatsApp thematisieren. Das wäre zwar nicht höflich, aber ehrlich, und vielleicht wäre der Vater ja sogar dankbar. Ich empfehle in diesem Zusammenhang meinen Artikel: https://einfuehlsam-leben.de/nett-sein-uber-die-tucken-der-hoflichkeit/.
Ich kenne beide Perspektiven, denn auch wenn ich oft nicht zu Wort komme, rede ich mit anderen Menschen auch oft zuviel. Mir geht es daher auch manchmal so, dass Menschen sich von mir zurückziehen und mir nicht erklären, warum. Aber aus der Höflichkeit der anderen lerne ich ja nichts. Daher bin ich eher für Ehrlichkeit: „Michaela, du redest mir zu viel. Ich mag dich, aber ich brauche weniger Text von dir.“
Klar bin ich dann erstmal erschrocken und schäme mich wahrscheinlich. Aber langfristig bin ich dankbar dafür, denn dann weiß ich Bescheid und kann mir überlegen, was ich damit mache.
Wenn jemand genervt von mir ist, weil ich viel rede, ist die Verbindung schon in dem Moment gestört, wo der andere sich nicht wohl mit mir fühlte, höflich und fassungslos war, dass ich nicht merkte, wie es ihm ging – und nicht erst, wenn er es mir sagt.
Sie wollen diesen Leuten jetzt aus dem Weg gehen, und ich kann es auch verstehen. Aber wenn man gezwungen ist, mit Leuten auszukommen (ansonsten müssten Sie Ihrer Tochter ja die Freundschaft verbieten), dann ist das ein Wink des Schicksals, etwas zu lernen. 😉
Hallo zusammen,
mein Geschäftspartner und ich trennen 30 Jahre Altersunterschied – er ist 70 Jahre alt. Während er ununterbrochen redet, sieht er das Leben stets durch eine kritische und oft negative Linse. Er hält sich für besonders klug und glaubt, dass ohne ihn vieles nicht funktionieren würde. Ich hingegen sehe das ganz anders. Ich betrachte mich als Macherin und höre gerne zu, aber nur bis zu einem gewissen Punkt.
Mein Geschäftspartner ist der Meinung, dass er erst zu guten Ideen kommen kann, wenn er über ein Thema mindestens vier Stunden redet. Vor kurzem sind wir gemeinsam in die Schweiz gefahren, wobei ich das Auto steuerte, da er sich am Bein verletzt hatte. Die Fahrt dauert zwischen sieben und neun Stunden, und er hat bis zur Ankunft durchgehend geredet.
Am nächsten Tag, auf der Rückfahrt, konnte ich mich kaum noch konzentrieren und hätte beinahe einen Unfall verursacht. Ich bat ihn, einfach mal den Mund zu halten. Nach unserer Rückkehr nach Deutschland wurde ich krank. Es mag sein, dass vielredende Menschen auch ihre Qualitäten haben, aber wenn man nicht merkt oder es einem egal ist, dass man die Gesundheit anderer gefährdet, weil man seinen Redefluss nicht kontrollieren kann, dann sollte man vielleicht eine Therapie in Betracht ziehen. Solche Verhaltensweisen sind ungesund.
Ich entwickle meine Ideen durch die Beobachtung des Alltags, nicht durch ständiges Reden. Ich habe ihn mit diesem Thema konfrontiert und ihm gesagt, dass er viel reden kann, aber nicht mit mir. Die Erfahrung aus der Schweiz war lehrreich für uns beide. Leider hat sich an seinem Verhalten nichts geändert. Ich hingegen habe gelernt, das Reden zu stoppen, wenn es zu viel wird.