Ratschläge sind auch Schläge – kleine Turbulenzen in der Kommunikation
Ratschläge sind auch Schläge – das wollen wir uns mal näher anschauen: Bestimmt kennen Sie das: Sie treffen einen guten Freund oder eine Freundin, und Sie werden gefragt, wie es Ihnen geht. Sie erzählen daraufhin die neuesten Ereignisse aus Ihrem Leben und wie es Ihnen damit geht – und sagen wir, Sie haben etwas erlebt, was Sie eher trist finden. Und dann sagt die Freundin so etwas wie: „Ach, mach‘ dir doch nichts draus. Der ist doch ein Idiot. Du solltest dir das nicht so zu Herzen nehmen. Du machst doch eine tolle Arbeit – lass‘ dich nicht ins Bockshorn jagen.“
Sie atmen tief ein und wieder aus. Eigentlich wollten Sie nur die Frage „Wie geht es dir?“ beantworten. Sie wollten die Freundin an Ihrem Leben teilhaben lassen, aber Sie hatten nicht die Absicht, eine kostenlose Diagnose, einen Rat oder eine Handlungsanweisung zu bestellen. Ich empfinde ungebetene Ratschläge als Grenzverletzung – jemand trampelt in meinen Vorgarten. Es ist so, als ob der andere mir nicht zutraut, selbst auf die Lösung zu kommen. Ich weiß regelmäßig nicht, wie ich antworten soll: soll ich danken, obwohl ich keinen Dank, sondern eher Befremden empfinde? Der Vorteil eines solchen Dankes ist, dass die Beziehung oberflächlich harmonisch bleibt. Der Ratgebende ist seinen Rat losgeworden und ist befriedigt, dass er mir helfen konnte. Das mache ich oft in lockeren Beziehungen, z.B. wenn ich die Person nur sehr flüchtig kenne, oder wenn ich keine Hoffnung habe, dass sie es versteht, wenn ich sie darauf hinweise, dass ich keine ungebetenen Ratschläge mag.
Oder soll ich für mich eintreten und sagen: „Danke, aber eigentlich wollte ich gar keinen Rat. Ich habe nur deine Frage beantwortet, um dich an meinem Leben teilhaben zu lassen.“ Das habe ich schon einige Male gesagt – und damit oft eine kleine Turbulenz in der Beziehung geerntet. Denn der andere ist dann z.B. beleidigt, weil er sich doch extra etwas überlegt hat, um mir zu helfen. Er hat sich mit mir beschäftigt, um mein Problem zu lösen, und er will dann auch Dankbarkeit. Wenn er Dankbarkeit will, kann es sogar sein, dass er erwartet, dass ich seinen Rat umsetze.
Oder er weiß tatsächlich nicht, was er denn sonst sagen soll, weil er nichts anderes gelernt hat. Wenn er keinen Rat geben darf, fühlt er sich in seinem freien Selbstausdruck beschränkt und sein Autonomiebedürfnis ist beeinträchtigt. Manchmal höre ich die irritierte, fast entrüstete Antwort: „Ja, dann kann ich ja gar nichts sagen! Soll ich einfach nur zuhören, oder was?“ Ja, warum eigentlich nicht? Was ist so falsch am reinen Zuhören?
Die Bedeutsamkeit der eigenen Meinung für Andere wird im Allgemeinen weit überschätzt.
Wenn jemand etwas aus seinem Leben erzählt, will er die Geschichte häufig einfach nur loswerden. Er will keinen Rat. Auch keine Diagnose. Es reicht, einfach zuzuhören und sich einzufühlen, die Geschichte zur Kenntnis zu nehmen, gegebenenfalls Rückfragen zu stellen.
Einfach nur präsent zu sein, das ist meist das größte Geschenk, das wir einem Menschen machen können.
Damit leisten wir meist einen höheren Beitrag für das Leben unseres Gegenübers als mit den meisten tollen Ratschlägen, die uns einfallen. Denn der andere hat dann Raum, sich auszubreiten. Meist jedoch läuft eine Unterhaltung ab wie ein Fußballspiel: es geht vorrangig um den eigenen Ballbesitz.
Was hat es mit diesem Drang auf sich, ständig seine Meinung zu äußern?
Ich habe beobachtet, dass dieser Drang nur vom Ego kommt, das unbedingt wichtig sein will. Wenn wir jemandem einen Rat geben, dann erfüllen wir uns das Bedürfnis nach Wirksamkeit, nach Gehörtwerden, nach Bedeutsamkeit. Wir brauchen es für uns selbst, unsere Weisheit spazieren zu führen.
Woran erkennen wir, dass es uns um den Anderen geht oder um uns selbst?
Ein guter Indikator ist der kleine nagende Schmerz, den wir empfinden, wenn wir uns vorstellen, dass der andere unseren tollen Rat nicht hören will. Ist da ein solcher Schmerz oder eine kleine Aufgeregtheit, ein Drang, unbedingt meine Weisheit spazieren zu führen? Wie geht es mir bei der Vorstellung, dass mein Geschenk zurückgewiesen wird? Wenn ich damit entspannt umgehen kann, wollte ich wirklich einen Beitrag leisten, aber wenn ich beleidigt oder sauer auf den anderen bin, war mein Ego am Werk.
Was tun, wenn ich einen tollen Rat für den anderen habe, ihm aber nicht in den Vorgarten trampeln will?
Ich kann fragen: „Möchtest du einen Rat oder eine Empfehlung?“ oder „Darf ich dir sagen, was ich darüber denke?“ Dann ist der andere vorbereitet und weiß, dass er jetzt einen Rat zu hören bekommt. Er kann ablehnen oder Ja sagen. Seit ich mich mit Gewaltfreier Kommunikation beschäftige, habe ich mir angewöhnt, immer nachzufragen. Manche Leute sind dann natürlich irritiert – vermutlich, weil sie selbst nie nachfragen würden. Aber ein „Initiativ-Rat“ fühlt sich auch für mich als Ratgebende genauso an, als ob ich einer anderen Person unaufgefordert das Gesicht säubern würde (möglichst noch mit einem angespuckten Taschentuch!). Es ist eine Grenzverletzung. Wenn ich aber sage: „Mir fällt gerade ein Gedanke/Rat/Tipp dazu ein. Möchtest du ihn hören?“, dann hat die andere Person die Entscheidungsgewalt über ihre Sphäre.
Jeder Mensch hat das Recht auf seine eigene Entwicklungsgeschwindigkeit.
Von außen sieht man die Lektionen bzw. Fehler anderer Menschen oft sehr klar. Man würde ihnen am liebsten eine detaillierte „Reiseroute zum Glück“ überreichen. Ich werde oft ungeduldig, wenn sich jemand in meinem Umfeld nicht schnell genug entwickelt – oder wenn ich vielleicht sogar überhaupt keinen Fortschritt sehe. Aber mehr als Angebote darf ich trotzdem nicht machen: Ratschläge darf ich also nur wie einen Teller mit Pralinen darbieten. Denn was gibt mir das Recht, zu bestimmen, was diese Person wann lernen soll und in welcher Geschwindigkeit? Jeder darf seine Erfahrungen in der Geschwindigkeit machen, die zu ihm passt. Mein ach so schlaues Ego hat da einfach die Klappe zu halten.
Liebe Michaela, der Artikel ist genial und passt bei mir gerade wie Faust auf Auge 🙂
Ich stecke gerade in meinem Leben in einer schwierigen Phase mit vielen Hürden die es zu überwinden gilt und jedem meiner Freunde oder Familie denen ich einfach nur etwas erzählen will, meinen mir dann gute Ratschläge geben zu müssen… Immer und immer wieder ich kann es nicht mehr hören, so kommt es auch zur Zeit, dass ich diesen Menschen aus dem Weg gehe… Ich krieg mein Leben schon selbst auf die Reihe das habe ich 36 Jahre geschafft ich brauche jetzt keine Schläge ins Gesicht die mich glauben lassen ich wäre unfähig… vielen lieben Dank für deinen Artikel er spricht mir aus der Seele! LG Carmen
Liebe Carmen,
ich freue mich, dass dir mein Attikel gefällt. Ich habe ihn heute noch ein bißchen erweitert, weil mir auffiel, dass die „Gegenseite“ noch fehlt: wie gehe ich damit um, wenn ich Ratschläge geben will. Denn das kommt ja auch vor. 😉
Herzliche Grüße
Michaela
Liebe Michaela,
danke für den Artikel. Ich gehöre eher zu den Leuten, die ungefragt Ratschläge verteilen (hast du bestimmt schon gemerkt ;-)). Ich finde es aber auch nicht schlimm, wenn ich jemandem etwas erzähle und dann Ratschläge bekomme, weil ich deren andere Sichtweise schätze. Ich empfinde das nicht als Herumtrampeln in meinem Vorgarten. Denn wenn ich etwas erzähle, erwarte ich genau das, dass der andere mir seine Meinung dazu sagt. Ansonsten erzähle ich nichts, jedenfalls nichts, was mich derzeit bewegt.
Aber dein Artikel hat mir die Sichtweise dafür geöffnet, dass andere Menschen das durchaus anders sehen. In Zukunft werde ich echt nachfragen, ob meine Meinung dazu gewünscht ist.
Liebe Grüße
Birgit
Ganz ehrlich, ich finde diesen Artikel anmaßend. So was von beleidigt, dass jemand in einem geistigen Vorgarten herumlatschen kann, allein schon das Bild ist zum Brüllen.
Es ist schon der Hammer, wenn Ihre Hoheit nicht vorher gefragt wird, dass man sich äußern darf, wenn Exzellenz jemanden „an seinem <Leben teilhaben lässt".
Liebe Valerie,
vielen Dank für Ihren Kommentar. Ich versuche mal, zu verstehen, was Sie stört.
Ist Ihnen wichtig, Ihre Meinung kundtun zu dürfen, wann Sie wollen und dass Sie dafür nicht erst eine Erlaubnis einholen müssen? Wenn Ihnen an jemandem etwas auffällt, brauchen Sie die Freiheit, „frei Schnauze“ sprechen zu können?
Sie haben mich „Ihre Hoheit“ und „Exzellenz“ genannt – haben Sie den Eindruck, ich wolle mich über die andere Person stellen? Das will ich übrigens nicht. Ich will eigentlich nur verhindern, dass die andere Person sich über mich stellt, will also nur gleiche Augenhöhe.
Wie war das denn, als Sie ein Kind waren? Meine Meinung galt überhaupt nichts, als ich ein Kind war – das geht sicher allen so. Wenn ich verletzt war, bekam ich zu hören: „Jetzt sei doch nicht so empfindlich!“. Wie ich war, war schon mal falsch. Meine Eltern und Großeltern bestimmten, wie man sich zu fühlen hat. Ich habe dadurch den Kontakt zu mir verloren und nur noch versucht, es anderen recht zu machen. Ging natürlich nicht.
Jetzt als Erwachsene schütze ich mich vor ungebetenen Ratschlägen, weil ich mich immer noch daran erinnere, wie ich jeden Müll, den irgendwer (egal, ob Kinder oder Erwachsene) mir aufs Ohr gequatscht hat, sofort geglaubt habe.
Liebe Frau Albrecht,
ich finde Ihren Artikel sehr gut und sehe mich zu 100 % in der Position derjenigen, die ständig ungefragt Ratschläge bekommen hat und Kritik, wenn diese nicht umgesetzt wurden und zwar von meinem EX Mann. Die Gefühle, die Sie beschreiben, sind genau die, die ich jedes Mal empfand. Ich glaube es sind hauptsächlich narzisstisch veranlagte Persönlichkeiten, die das machen, die sich ständig beweisen müssen und „zu allem Ihrem Senf dazu geben müssen.“ Nicht umsonst gibt es dieses schöne Sprichwort.
Auch gehört das für mich schon zu dem Thema „Übergriffigkeit“ welches Sie so wunderbar bei der Deutschen Welle kommentiert haben.
Hoi,
also ich finde der Artikel regt auf jeden Fall zum Nachdenken an. Ich habe beobachtet, dass du gerne viele negative Eigenschaften auf das Ego schiebst. Sei es ungefragte Ratschläge oder allgemeine Meinungsäußerungen. Man möchte sich dann damit (nur) profilieren und anderen seine Überlegenheit demonstrieren.
Auf der anderen Seiten sagst du, dass jeder Mensch in einer anderen Realität lebt, unterschiedliche Bedürfnisse, Wünsche und Erfahrungen hat und deshalb ganz andere Eindrücke gewinnt.
Nach dieser Logik „dürftest“ du auch keinen Blog schreiben (du möchtest damit ja nur auf dich aufmerksam machen) und schon gar nicht einen Blog über RATSCHLÄGE .. hehe, das ist doch ironisch? ^^ Schließlich rätst du hier ja dazu, dass man vorher fragt, bevor man einen Ratschlag erteilt.
Ich handel jedenfalls aus einer anderen Motivation heraus. Wenn ich „Ratschläge“ erteilt dann möchte ich mich in das Gespräch einbringen, meine Meinung dazu äußern – damit mein Gesprächspartner auch weiß, dass ich zuhöre und ihm folge. Sage ich 5 Minuten am Stück nichts sondern höre nur (aufmerksam) zu, werde ich schnell beschuldigt ja gar nicht zuzuhören!
Das mach ich übrigens auch, wenn ich jemandem etwas erzähle, dann erwarte ich auch, dass derjenige auch etwas dazu sagt. Sonst hätte ich es ihm schließlich nicht erzählen müssen.
Natürlich ist es absolut okay vorher nachzufragen, bevor man etwas dazu sagt. Aber in meinen Augen ist es überflüssig, denn alles was man sagt ist seine eigene Meinung und könnte man Gegenüber als Belehrung aufgefasst werden.
Das Problem, dass der Gesprächspartner Dankbarkeit erwartet, oder gar, dass man seinen tollen Ratschlag umsetzt, das kenne ich.. Und das ist wirklich ein Problem. Vor allem wenn die Person sich sicher ist, dass sie „den richtigen Weg“ weiß und nachhakt, ob man den Tipp denn jetzt auch umsetzt.
Schöner Artikel 🙂
Gruß
Hallo Philip,
klar will ich mit meinem Blog auf mich aufmerksam machen! 😀
Ich habe ja schließlich auch ein Ego.
Aber ich wollte das einfach deutlich machen.
Ein Blog ist aber aus meiner Sicht kein Ratschlag, denn ich gebe ja niemandem in einer konkreten Gesprächssituation unaufgefordert einen Rat, sondern man kommt auf meinen Blog und liest freiwillig.
Wenn dir jemand nach 5 Minuten stillem Zuhören unterstellt, dass du nicht zuhören würdest, scheinst du ja kein besonders interessiertes Gesicht gemacht zu haben! 😀 Ist mir noch nie passiert – und ich gebe nie ungefragt Ratschläge und höre öfter länger als 5 Minuten still zu (kann aber sein, dass ich dabei ein „zuhörendes“ Geräusch mache, z.B. Mhm).
die beiden Ratschläger, unter denen ich leide,
hatten beide eine schwere Kindheit mit vielen Ratschlägen).
Sie sind notorische Ratschlägertypen geworden.
Wenn ich mich nicht dankbar für ihre „Anteilnahme“ zeige,reagieren sie aggressiv oder beleidigt, gerne auch beides.
Was ich sagen will: Man hat als Opfer von Ratschlägen kaum eine Chance, richtig zu reagieren.
Hallo zusammen, es ist verständlich,dass mancher denken mag,dann kann ich ja gar nichts sagen. Ein Buch mit dem Titel: Wie man Freunden hilft hat mir gut gefallen. Der Autor wies darauf hin, dass der Ratschlag,den ich gebe,für mich gut ist. Für den anderen kann er aber ein neuer Stolperstein sein,weil.derjenige durch sein Naturell oder seine Problematik nicht in der Lage ist,diesen umzusetzen. Er fühlt sich dann noch schlechter und auch weniger selbstbewusst. Ich habe an meiner Tante sehr geschätzt,dass sie meine Probleme erst einmal anerkannt hat und dann gefragt hat,ob ich ihren Rat oder ihre Meinung hören wollte. Da habe ich dann gerne ja gesagt. Man kann ja drüber nachdenken und das ein oder andere übenehmen,oder auch nicht. Aber schön für beide Seiten ist,wenn mann sich wohlwollend auf Augenhöhe.begegnet
Ein hervorragend auf den Punkt gebrachtes Thema. Herzlichen Dank dafür, dass Sie dies so strukturiert „seziert“ und dargestellt haben. Nicht nur im privaten Bereich trifft dies zu. Auch bei den vielen (häufig selbst ernannten) Unternehmensberatern trifft man auf das Spannungsfeld „Ratschläge geben, ohne gefragt zu werden, und dann zu glauben, dass der Gegenüber tut, was man möchte“. Ihr Ansatz „Mir fällt gerade ein Gedanke/Rat/Tipp dazu ein. Möchtest du ihn hören?“ ist genau der Richtige.
Ich finde, man kommuniziert immer. Ob man etwas sagt oder nicht. Auch das Schweigen des Gegenübers kann mir etwas sagen. Nämlich, dass mein Gegenüber vielleicht in diesem Moment ganz anders darüber denkt, es mir aber nicht sagen mag.
Ich mag das gar nicht. Ich habe zwei Freundinnen, bei denen ich nie so recht weiß, was sie denken, wenn ich ihnen etwas erzähle. Weil sie es eben nicht sagen oder auf mein Gesagtes kaum reagieren oder ich an ihrem Gesicht ablesen kann, dass sie zwar nett nicken, aber etwas ganz anderes denken. Und dann fange ich an, selber zu interpretieren. Und interpretiere da oftmals mehr (Negatives) rein, als da vielleicht tatsächlich war.
Ich denke mir, es liegt oftmals an der eigenen mangelnden Abgrenzungsfähigkeit, dass wir konträre Meinungen nur schlecht verkraften.
Mir ist es lieber, man sagt mir ehrlich, was man denkt. Und dann kann man in Ruhe darüber sprechen oder diskutieren.
Ein Artikel der es in sich hat, alle Achtung.
Ich bin selber ein Typ Menschen, der gerne in den Vorgärten anderer Menschen herum trampelt, habe diese Eigenart inzwischen schon mehr im Griff. Früher war ich ein Vorgartenzerstörer, heldenhaft sozusagen und immer besser, korrekter und gebildeter als der Rest der schnöden Welt.
Mit dem Augenblick, in dem ich mich mit mir selber auseinander setzte und mit mir selber nicht mehr so streng war, verließ mich auch zunehmend der Wunsch andere Menschen zu korrigieren, aber tief drin ist sie immernoch, die Kritikerin.
Eines hat sich stark geändert. Fragt mich jemand nach meinem Befinden antworte ich meinst „Gut“, es sei denn jemand weiß um meine Geschichte. So vermeide ich sinnfreie Diskussionen.
Weiter oben gibt es da einen sehr kritischen und unsachlichen Kommentar, da fühlt sich jemand ziemlich auf die Socken gelatscht. 😀
Danke für deinen Kommentar, liebe Elke! Und wie wäre es, wenn du statt „Gut“ sagst „Turbulent, aber danke der Nachfrage“? Wenn dann eine weiterführende Frage kommt, hat man mehr Raum, zu sagen, dass man keinen Rat haben will. Mir widerstrebt es einfach, zu behaupten, dass es mir gut gehe, wenn das nicht stimmt. Wenn ich es nicht sagen will, kann ich ja in einem höflichen „Business-Schnörkel“ das Thema beenden. Das Gegenüber will es ja meist sowieso nicht so genau wissen.
Hm, jetzt mal so drüber nachgedacht, glaube ich, das ich auch ein Vorgarten – Trampler bin – vielleicht war ich ja in einem früheren Leben mal Psychologe ??? 😉
Naja, ich persönlich würde mir aber wünschen, das die Person, der ich da rumtrample – wenn auch ahnungslos und ungewollt – es mir einfach geradeheraus auf den Kopf zusagt, das sie genau das als befremdlich, nervig, unerwünscht oder im schlechtesten Falle alles zusammen, empfindet ! Und zwar direkt, wenn ich auf frischer Tat ertappt bin 😉
Das fände ich dann einfach fair und mutig, alles andere wäre halt einfach doof, oder ? Wo man sich doch heute seine Gesprächspartner, denen man sein Herz ausschütten mag, oder auch nur die, die einen nach der eigenen Befindlichkeit fragen, wie die sprichwörtlichen Nadeln im Vorgarten – ähhhh, Heuhaufen – suchen kann !
Liebe Kerstin,
danke für deinen Kommentar!
Die Einen trauen sich vielleicht nicht, es dir zu sagen, wenn es sie stört, weil sie nicht unhöflich sein wollen, und die Anderen merken es gar nicht. Manche Menschen kennen auch nichts anderes und fühlen sich gar nicht gestört von Ratschlägen. Man kann es nie für alle richtig machen. Jeder braucht was anderes. #seufz
Hallo Michaela,
dein Artikel ist klasse. Ich arbeite als Krankenschwester in einer Psychosomatischen Abteilung und das spiegelt genau die Art und Weise wie wir Pflegenden die Gespräche mit unseren Patienten führen. Präsent sein, zuhören und nach Möglichkeit mit offenen Fragen das Gegenüber seine eigene Idee zum eingebrachten Problem entwickeln lassen. Danke für die schöne Zusammenfassung
Viele Grüße
Beate
Vielen Dank für die freundlichen Worte, liebe Beate! Wie schön, dass ihr das in eurer Klinik auch so macht. 🙂
Ich finde den Artikel sehr gut, denn ich leide schon 23 Jahre an Depressionen und viele meinen mir Ratschläge geben zu müssen, warum auch immer, ich weiss es nicht. Mir wird so oft gesagt wie ich zu sein habe, was ich wie machen sollte usw.. Ich fühl mich wie in eine Schablone gepresst. Und meiner Meinung hat dies auch nichts damit zu tun das die Leute sich mit mir beschäftigen. Denn ich erzähle ja auch was mir gut tut, aber irgendwie überhört mein Gegenüber diese Information und bezeichnet mich dann als engstirnig und festgefahren in meiner Meinung weil ich keine Ratschläge annehmen will und eine andere Meinung zu dem Thema habe. Das sind auch die Menschen die der Meinung sind Kritik ist immer berechtigt und wer laut wird hat unrecht. Das hat sich so in den Köpfen festgesetzt das dies auch oft als Argument genutzt wird wenn man anderer Meinung ist oder Kritik von sich weisst. Jahrzenhte lang hab ich das den Menschen auch abgenommen und gelaubt. Heut sag ich mir, dass diese Menschen nicht mehr ganz knusprig sind. Ich erwarte von niemanden sich mit meinen Problemen auseinander zu setzen nur um die gesellschaftliche Pflicht, ein guter Mensch zu sein, zu erfüllen. Ich hab da keine Lust mehr drauf, denn diese Menschen machen mich sehr wütend.
Wenn mir jemand etwas erzählt höre ich zu und stelle Fragen um herauszufinden was mein Gegenüber will. Einfach nur erzählen, einen Ratschlag oder sonstiges. Meist wissen die Menschen selbst was zu tun ist und wollen einfach nur reden oder ein Gefühl der Richtigkeit ihrer Gedanken. Denn kein Mensch ist wie der andere.
Oje, liebe Maria, das klingt ja alles furchtbar! :-O
Menschen, die anderen Ratschläge geben wollen, haben in der Regel zwei Motive: 1) Sie wollen das Leid des Gegenübers beenden, weil sie sich so hilflos fühlen und das nicht aushalten können, und ihnen fällt nichts außer Ratschlägen ein. 2) Sie wollen ihr Ego aufwerten, indem sie für die Lösung verantwortlich sind. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass der Notleidende den Rat auch umsetzt, sonst haben sie ja keinen Verdienst.
Ich bin im Moment auch in einer Situation, wo ich engen Kontakt zu jemandem habe, der totalen Raubbau an seiner Gesundheit begeht, und es zerfrisst mich fast – und er nimmt von mir nichts an. Mit Motiv 1 habe ich daher im Augenblick großes Verständnis. Aber ich weiß dennoch, dass derjenige, der den Rat bekommen soll, ihn auch ablehnen kann, und dann muss ich eben damit klarkommen, dass ich nichts tun kann. Diese Person grenzt sich mit allen Mitteln gegen mich ab. Vielleicht wäre Abgrenzung auch für dich gut. Es kann dir ja egal sein, ob dich jemand als engstirnig oder festgefahren bezeichnet. Das ist vermutlich nur Projektion.
Gezielte Ratschläge von nahe stehenden Personen können einen Menschen, der bislang meinte, für sich stimmig zu leben, sehr verunsichern. Denn an den Ratschläge ist ja immer etwas dran. Der Mensch, der die Ratschläge gibt, gibt oft seine Lebenserfahrungen weiter und insofern ist das für ihn auch alles richtig. Der Empfänger hingegen wird aus seiner Ruhe gebracht und es ist schwer für ihn, die Ratschläge zurückzuweisen, denn es könnte ja was dran sein. Ist das gut so? Soll man immer mal wieder mit gänzlich anderen Ansichten konfrontiert werden,auch wenn man sich bisher ganz wohl gefühlt hat?
Zwei Vergleiche fallen mir ein: Thomas Mann, Zauberberg: wer sich „gesund“ dem Reizklima der Alpen aussetzt, riskiert, dass versteckte Krankheiten ausbrechen. Wer weitgehend ohne Versicherungen ahnungs- und arglos durchs Leben geht, dem wird ein intensives und plastisches Gespräch über die Risiken des Lebens die Augen öffnen.
Das Beispiel, das im Ausgangsartikel gegeben wurde („Ach, mach dir doch nichts draus…“) finde ich übrigens nicht so dramatisch, weil es im Allgemeinen bleibt und dem Gegenüber nicht eng auf die Pelle gerückt wird. Bestenfalls fühlt sich der Gegenüber bestätigt. Ansonsten stimme ich mit dem Artikel überein.
Ich finde Ratschläge gar nicht so schlimm – wenn man den Empfänger vorher fragt, ob er den Rat haben will. Dann hat er die Wahl.
Interessantes Thema, schön dass so für dich einstehst. Ich denke jedoch es gibt auch Situationen wo es doch wirklich schön ist eine ungefragte Hilfestellung zu bekommen. Einfach weil eine Person neben dir einmal aufmerksam genug war und eine Geste zeigt die dir wiederum zeigt dass man nicht immer so allein steht, wie ich hier in bisschen das Gefühl habe, und sich verletzt fühlen muss. Der imaginäre ‚Vorgarten‘ existiert in erster Linie doch eigentlich nur in deinem Bewusstsein oder? Wenn ja sind deine Wahrnemungen völlig subjektiv, so wie meine.. Also wird deine Meinung und dein Gefühl auch ’nur‘ eines von +/- 8 Milliarden sein.. Du scheinst jedenfalls ziemlich überzeugt von dir/deiner Ansicht zu sein.
Bist du jemand, der gerne Ratschläge gibt, oder jemand, der gerne überraschend welche bekommt? Der Vorgarten ist natürlich nur ein Bild. Dieses Bild steht aber für die Grenzen, die jeder Mensch hat. Man mag es z.B. nicht, wenn Fremde ohne Notwendigkeit körperlich zu dicht an einen herankommen (wobei „zu dicht“ je nach Kultur relativ ist). Die meisten Menschen mögen es auch nicht, wenn man ihnen „hilft“, ohne dass sie um Hilfe gebeten haben. Oder wenn man weint und jemand, den man kaum kennt, umarmt einen, ohne zu fragen, ob man das möchte. Das meine ich mit Vorgarten.
Ich finde es schön, Hilfestellung zu bekommen, aber ich möchte gefragt werden. Und ja, das ist subjektiv. Aber ich wage die Vermutung, dass Menschen, denen es nichts ausmacht, wenn jemand über ihre Grenzen trampelt, in ihrer Kindheit so oft erlebt haben, dass ihre Grenzen nicht respektiert werden, dass sie gar nicht wissen, wo diese verlaufen. Und dass sie daher oft genug auch kein Gefühl für die Grenzen anderer haben.
Die Sache läuft eher darauf hinaus, dass „der Ratgeber“ sich überfordert fühlt mit der ihm (ungefragt) übertragenen Verantwortung. Und genau diese übernimmt er, wenn er sich Probleme anderer anhört. Und bevor die Überforderung überhand nimmt gibt er Ratschläge, um zumindest für sich selbst zu wissen, dass er wenigstens irgendwas getan hat. Und um die nächste Ausheulorgie zu vermeiden/überstehen. Eine Argumentation i.S.v. Leute geben Ratschläge weil sie mit Wissen prahlen wollen geht erfahrungsgemäß vollständig am Thema vorbei. Im Übrigen belästigt man als Erwachsener nicht andere mit jedem Tagesproblem. Nennt sich erwachsen werden. Es gibt keine Eltern mehr, die sich alles ungefiltert anhören….Jeder Mensch hat sein Päckchen zu tragen,
Hallo Marco,
was Sie schildern, gibt es sicher auch. Man hört eine Geschichte und fühlt sich überfordert und kann damit nur umgehen, wenn man irgendeinen Ratschlag gibt. Ich höre da eine Menge Ärger. Kann es sein, dass Sie häufig mit Schicksalsgeschichten überschüttet werden, die Sie kaum verarbeiten können und angesichts derer Sie sich hilflos und tatsächlich überfordert fühlen? Vielleicht sind Sie sehr sensibel und können sich gegen sehr krasse Geschichten nicht gut wehren?
Die andere Seite gibt es aber auch: Jemand fragt mich, wie es mir geht, ich antworte wahrheitsgemäß und fange mir einen Ratschlag. Ich glaube auch nicht, dass es wirklich immer ums Prahlen geht, aber das kommt schon mal vor. Ansonsten bin ich Ihrer Meinung, dass Ratschläge auch von Hilflosigkeit zeugen. Man will einfach irgendwie helfen, weil man es nicht aushält, dass der Andere leidet.
Mir fällt übrigens Ihre statische Sprache auf: „Die Sache läuft eher darauf hinaus, dass der Ratgeber sich überfordert fühlt“ – das klingt so, als ob nur eine Option richtig sein könne. Noch stärker ist das bei dem Satz „Eine Argumentation i.S.v. Leute geben Ratschläge, (…) geht erfahrungsgemäß vollständig am Thema vorbei.“ Diese (meine) Argumentation ist also nicht einfach nur falsch, sondern so grundfalsch, dass es schlimmer gar nicht mehr geht, denn sie geht vollständig am Thema vorbei. Das klingt richtig vernichtend! Ich nehme es Ihnen nicht übel, aber ich wollte es Ihnen einfach spiegeln.
Und danach schreiben Sie, man belästige als Erwachsener nicht andere mit jedem Tagesproblem. Wieder die statische Sprache: Sowas tut man nicht. Ich höre viel Bitterkeit aus diesen Worten. Haben Sie die Erfahrung gemacht, dass sich andere Leute nicht für Ihre Probleme interessieren? Tragen Sie eine fröhliche Maske, damit Sie anderen Leuten nicht auf die Nerven gehen?
Ich finde es sehr unterstützend, sich mitzuteilen. Ich höre anderen Menschen gerne zu und bin auch froh, wenn mir auch jemand zuhört. Das macht das Menschsein für mich aus.
Danke für diesen Input.
Ich werde in Zukunft mehr darauf achten, ob ein Rat oder auch nur ein Kommentar vom Gegenüber erwünscht ist.
Berufsbedingt liegt mir das Ratschläge erteilen im Blut (bin Ärztin) und wird von den Patienten auch erwartet.
Diese Rolle im Privatleben völlig abzulegen, halte ich aber für unrealistisch.
Aber wie gesagt: Ihr Artikel hat in jedem Fall bei mir mehr Bewusstsein dafür geschaffen.
Hallo Michaela,
was Sie schreiben, ist sicherlich richtig – es wäre wünschenswert, wenn Menschen nicht ungefragt Ratschläge erteilen würden, sondern eher aktiv zuhören würden. Sie vergessen aber dabei einen wichtigen Punkt:
Es geht hier um Gespräche zwischen guten Freunden, und gute Freunde sind nun mal keine Psychologen!
Selbstverständlich sollte man von Psychologen – zumal wenn sie eine Ausbildung in klientenzentrierter Gesprächsführung oder gewaltfreier Kommunikation haben – erwarten, dass sie Ratschläge nicht ungefragt erteilen, sondern professionelle Mittel der Gesprächsführung wählen. Aber das kann man von guten Freunden nicht erwarten. Ich weiß auch gar nicht, ob das wünschenswert ist.
Die Qualität einer Kommunikation zwischen guten Freunden ist ganz anders als diejenige zwischen Psychologen und Klient. Psychologen haben eine entsprechende Ausbildung, sie bewahren eine professionelle Distanz und sie werden für ihre professionelle Gesprächsführung bezahlt. Wir können daher auch von ihnen erwarten, dass sie auf den anderen eingehen, aktiv zuhören, sich ungefragter Ratschläge enthalten und versuchen, den anderen in seinen eigenen Problemlösungskompetenzen zu stärken.
Aber Freunde haben – zumindest in der Regel – nicht die entsprechende Ausbildung, und sie werden für ihre Gespräche auch nicht bezahlt. Sie bringen aber in das Gespräch ganz andere Qualitäten ein, die bei der professionellen Gesprächsführung fehlen: Sie bringen sich selbst als Freund mit allen Vorzügen und Schwächen ein, ganz viel Nähe und Zuneigung, das Gewicht einer Freundschaft, die gespeist wurde von gemeinsamen Erlebnissen und einfach menschliche Anteilnahme. Natürlich verhalten sie sich in der Gesprächsführung nicht „korrekt“ oder „vorbildlich“, aber das Gespräch mit ihnen kann – auch wenn sie ungebetene Ratschläge erteilen oder vielleicht auch unglückliche Bemerkungen machen, trotzdem ein großes Geschenk von menschlicher Nähe darstellen und damit auch eine große Hilfe sein.
Ich möchte eine Lanze für die Freunde brechen, die – mit allen ihren Macken und Kanten und ohne jegliche Ausbildung – ihrem Freund / ihrer Freundin helfen wollen und dies auch tun, selbst wenn sie sich dabei noch so ungeschickt verhalten sollten.
Fazit: Wenn ich eine professionelle Gesprächsführung will, gehe ich zu einem Psychologen und bezahle auch dafür. Dann darf ich erwarten, keine Ratschläge zu erhalten, sondern eine Stärkung meiner eigenen Problemlösungskompetenzen. Wenn ich aber menschliche Nähe, Wärme und freundschaftliche Anteilnahme will, spreche ich mit einem Freund. Dann darf ich mich aber auch nicht darüber beschweren, wenn er mir vielleicht ungefragt Ratschläge erteilt oder ungeschickte Kommentare macht – Freunde sind die, die sie sind, und gerade deshalb bin ich mit ihnen befreundet.
Ist ja alles gut und schön – aber was ist so schwer daran, jemanden zu fragen, bevor man ihm einen Rat gibt? Man fragt ja auch, ob jemand etwas trinken möchte, anstatt ihm einfach ein Glas an den Mund zu halten?!
Danke für den Artikel!
Ich denke auch dies ist eine sehr individuelle Angelegenheit, wie schon jemand vor mir erwähnt hat, kreiert jeder seine eigene Realität. Für manche Menschen mag es toll sein, immer sofort ungefragt Ratschläge zu erhalten, während es vielleicht für andere ganz selbstverständlich ist, dass sie erst einmal gehört werden wollen ohne dass gleich ein Tipp folgt, oder eine „ähnliche Geschichte“ aus dem eigenen Leben.
Ich finde die Ansätze die du im Artikel gibst sehr wertvoll und vieles erinnert mich an „mindful speaking“ , bei dem man ganz bewusst Raum für das Gegenüber schafft.
Ich denke es kommt sehr auf den „Typ“ Mensch drauf an 🙂
Liebe Grüße
Eine kleine Übung die ich gerne in meinen Alltag einbaue ist übrigens folgende: Wenn ich einen ungewollten Ratschlag erhalte, versuche ich diesen als „Test“ zu sehen, bei mir selbst zu bleiben und trotzdem mein Ding durchzuziehen (besonders wenn Ratschläge meiner Mutter *g*).
Dabei kann man ja selbst in sich hineinspüren warum man in solche Situationen geratet 🙂
Hallöchen, geht mir auch immer so. Ich wünsche mir von dem anderen eigentlich keine Ratschläge, sondern nur Verständnis. Danke. Und Carolin: das ist eine gute Idee. Danke.
Das ist ein sehr interessanter Artikel. Ich komme auch schlecht damit zurecht, wenn ich über schwierige Situationen spreche und dann Ratschläge bekomme, dass ich z.B. nicht immer so nachgiebig sein soll etc. Ich denke dann durchaus darüber nach, aber oft entspricht mir das einfach nicht. Vor allem neigen manche Menschen dazu, zu „überprüfen“ ob man den Ratschlag auch umgesetzt hat. Man muss sich dann rechtfertigen und fühlt sich schlechter als zuvor. Ich weiß, dass die Freunde einem damit helfen wollen, aber bei mir führt es eher zum Rückzug.
Super hilfreich und sehr differenziert auf den Punkt gebracht. Ich stoße oft auf Unverständnis, wenn ich genau solche Effekte oder Gefühle anspreche. Manche sind dann gekränkt oder denken, dass einfach nur zuhören und verstehen wollen doch bestimmt keine Hilfe sind. Ich habe übrigens beobachtet, dass in England, wo ich lange gelebt habe, selten ungefragt Rat erteilt wird (ausser von Vorgesetzten oder Tutoren oder Eltern o. ä.). Einfach nurZeit, Interesse und Verständnis zeigen, mitschwingen, den Moment oder das Erlebnis teilen, ist ein wunderbares Geschenk und eine Basis für Vertrauen. Auf dieser Basis fragt man auch gerne mal nach Rat, aber das fühlt sich dann gut an. So entsteht ein Austausch im Gespräch und ein lockeres Hin und Her, wo sich keiner mehr schützen oder aufdrängen muss. Auch die schwierige Situation des anderen einfach mal aushalten zu können, nur da zu sein, macht es einfacher, nichts zu sagen, was ohnehin ohne eine gewisse Offenheit dafür nicht ankommt. In England habe ich das noch nie jemandem erklären müssen, dort ist es Teil der Kultur. Vielleicht sind wir als Kultur mehr darauf bedacht, uns ständig zu verbessern anstatt einfach nur sein zu dürfen??
Vielen Dank für diesen schönen Kommentar! 🙂
Liebe Michaela,
Ich danke dir recht herzlich für deine Artikel! Er hat mir die augen geöffnet! Ich bin meist auf der Seite der tipp-erhaltenden. Egal, ob ich meinem mann von der arbeit erzähle oder mit meiner Schwiegermutter über schwierige Situationen mit meiner Schwester…immer bekomme ich dann Ratschläge, auf die ich gar nicht aus war…sogar, wenn das thema schon lange her ist, bekomme ich noch nachträglich tipps, z.B. dass ich mal meine schwester anrufen soll um.mich zu erkundigen, ob alles ok ist oder ich bekomme den tipp, mein kind zur Nachhilfe zu schicken, sogar welche wird mir immer geraten, weil bei der und dem funktioniert das auch so gut mit ihr…oder ich bekomme den tipp, wie ich Wäsche trocknen soll oder dass.meine blumen gegossen gehören, weil die sonst eingehen. ..HALLO!? I …meine reaktion auf solche tipps ist immer die gleichen, ich reagiere zuerst schnippisch und rede dagegen! Prinzipiell tu ich dann auch mal anders, als der tippgeber es meinte. Aber dann kommt das schlechte Gewissen, weil ich mir denke, die person meint es mir doch nur gut! Und dann mach ich, wie.mir geraten wurde. ..somit bin ich in einem rad gefangen…denn jeden tag bekomme ich neue tipps und Ratschläge, weil ich ja so eine arme frau bin, der alleine anscheinend keine Entscheidungen zuzutrauen sind…so fühle ich mich. ..
Die Sache ist doch die meines erachtens ,man kann es ja
schon als Mißbrauch sehen wenn ich den anderen ohne es vorher abzuklären zum loswerden von meinen Sorgen benutze .
Und wenn ich ihn vorher frage ob ich ihm etwas erzählen kann und ich mir klar bin das die meisten ein falsches Verständnis von Empathie haben . Im übrigen wollen die Menschen die gleich mit Ratschlägen dabei sind oft nur zeigen das sie alles im Griff haben .Das las ich letzt in einem Bericht von Herrn Schmidtbauer
Hallo! Ich bin gerade heute am letzten Tag des Jahres auf diesen Artikel gestoßen. Er gefällt mir sehr gut und ist wahr, das weiß ich aus eigener Erfahrung.
Mein Problem ist ein wenig anders gelagert, und vielleicht weißt du, liebe Michaela, oder jemand anders, einen Rat (ja, ich frage explizit danach 🙂
Eine Frau, die mir nahesteht, klagt seit Jahren über Probleme. Sie sind ähnlich sind wie meine, und ich kann mich gut einfühlen. Ich habe einen langen Weg hinter mir, den man manchmal gehen muss, aber nur so wird manches besser. Klagen allein und die Schilderung von vielem, was dagegen spricht, endlich anzufangen, und hinter dem man sich verstecken kann, nützen gar nichts. Der miese Zustand bleibt.
Den Kontakt zu ihr habe ich vor einiger Zeit reduziert, weil wir jahrelang über ihre Probleme gesprochen haben und nie etwas passiert ist. Sorry, ich bin vielleicht „zu“ lösungsorientiert, aber für mich ist die Rechnung einfach: Qual x Qual x Qual = Wille zur Besserung.
Meine Distanz wurde bemerkt, und es wurde mir unterstellt, ich hätte in meiner Umgebung interessantere Menschen und würde sie aus diesem Grund fallenlassen. Dagegen habe ich mich verwehrt und die Vorwürfe zurückgegeben – leider wurde nichts verstanden.
Nun gab es einen neuen Anlauf, intensives Bemühen um mich, Gespräche und ganz deutliche Bitten (!) um Rat. Viele Stunden lang Gespräche, viel Engagement meinerseits – jetzt wird mir wieder eine lange Nase gedreht, so in etwa: Das brauche ich alles nicht, ich nehm ein paar Pillen, dann wird alles wieder gut.
Für mich war das wie eine Ohrfeige. Lange habe ich überlegt, was ich tue. Die beste Möglichkeit scheint mir, mich umzudrehen, an den Horizont zu sehen und zu pfeifen.
Weiß jemand was anderes? Oder besseres? Und wie vermeidet man, in solche Fallen zu tappen?
Herzliche Grüße und ein erfolgreiches 2018!
Ruthie
Nein, ich glaube, deine Strategie mit dem Horizont und dem Pfeifen war super! 😀
Deine Freundin fühlt sich für mich an wie ein Energievampir. Sie will nichts ändern, sondern nur Energie abzapfen. Als du auf ihren Vorwurf, du habest in deiner Umgebung interessantere Menschen, reagiertest, tatest du das vermutlich, weil du nicht als ignorant und nicht hilfsbereit wahrgenommen werden wolltest. Damit hatte sie dich am Haken, und du bist in ihr Spiel eingestiegen. Auf diese Weise konnte sie wieder schön bei dir zapfen.
Aber wie man solche Fallen vermeidet, kann ich dir ad hoc nicht sagen. Man muss einfach wachsam sein.
Dir auch ein erfolgreiches Jahr
Michaela
Ein guter Artikel. Wenn ich auf mein Leben zurückblicke könnten da sicherlich einige Menschen noch etwas von lernen und das ist nach, letzten endes 300.000 Jahren menschlichen zusammenlebens, auch irgendwie traurig.
Wir alle haben als Menschen natürlich immer irgendwo das Bedürfnis unseren Senf dazuzugeben und ich kenne das auch bei mir in bestimmten Situationen.Ich möchte eigentlich immer helfen, speziell wenn mir eine Person am herzen liegt und sicherlich gebe ich auch ab und zu einen Ratschlag den niemand haben wollte. Ich selbst kann inzwischen praktisch jeden Ratschlag nurnoch mit Hass betrachten kann, da ich gefühlt mein ganzes Leben „nur“ nach irgendwelchen Ratschlägen gestaltet habe, weil es mir zu anstrengend war dauerhaft meine eigene, anscheinend, „komische“ Meinung auf dauer zu vertreten, bis sie dann irgendwann ins Unterbewusstsein verpufft ist und nurnoch durch Therapie wiederkommt, wenn überhaupt.
Jetzt bin ich 26 und ich habe langsam nurnoch Lust den Leuten ins Gesicht zu schreien: „ICH HABE NICHT UM HILFE GEBETEN!“ obwohl das ganze ggf. damit enden könnte, dass ich auf der Straße lande. Inzwischen muss ich in diesen Situationen mit mir Kämpfen soetwas aus Selbstschutz nicht zu sagen.
Währenddessen läuft unterbewusst noch dieser ganze emotionale Schei… von wegen ich könne ja diese Ratschläge nicht einfach ignorieren, da sie ja von der zu schätzenden Familie/Freunde kommen und man möchte niemanden kränken.
Das baut nur noch mehr Druck auf, wenn dann z.B. einmal ein Ratschlag durchgeführt werden sollte und es nicht klappt – ich sage euch dieses Gefühl kann einen Echt fertig machen. Ich persönlich fühle mich dann 1. unfähig mein problem selbst zu lösen 2. habe diejenigen die den ratschlag gegeben haben enttäuscht 3. doppelt unfähig, denn ich habe ja auch mit Lösungsanleitung versagt und idR. kriege ich persönlich dann auch nochmal einen drauf indem mir alles mit dem ich mich selbst schon fertig gemacht habe aufgrund der Umstände – Ich bin ja nicht DOOF, spätestens nachdem ich es bereits falsch gemacht habe weiss ich ja bescheid…. – nochmal anzuhören.
Aber durch diese Erfahrungen habe ich auch das Gefühl, zumindest ein bisschen, beide Seiten verstehen zu können und evntl. verständlicher machen kann, wieso es so unglaublich wichtig für eine dauerhaft erfolgreiche Kommunikation ist sich dies immer wieder vors geistige Auge zu führen.
Die Person die Ratschläge geben will sollte sich immer bewusst machen, dass ein unerwünschter Ratschlag idR. erstmal mit starker Gegenwehr vom zuhörer einhergeht. Warum?
In den meisten Fällen in denen wir nicht um einen Ratschlag bitten haben wir ja nie einen gebraucht, wir haben ggf. schon geplant wie wir das geschilderte Problem selbst lösen oder zumindest angehen wollen und dann sagt einem irgendjemand wie man denn alles zu machen hat.
Um das Beispiel mit dem Wasserglas nochmal aufzugreifen: Wenn wir versuchen jemanden mit dem Glas „Zwangszuernähren“ wird derjenige sich wehren, denn das ganze ist eine physische Verletzung seiner Freiheit je nachdem wie empfindlich die Person ist kann sich das ganze für denjenigen schon wie eine milde Form einer Vergewaltigung anfühlen.
Es ist also im eigenen Interesse des Ratschlaggebers, sowohl beim egoistischen wie beim hilfreichen, erstmal rauszufinden ob das Gegenüber überhaupt etwas dazu hören will, denn sonst senken wir gleich die Chance, dass der Ratschlag ausgeführt wird und damit die Chance entweder der Person helfen zu können oder aber unser Ego aufblasen können, da ja der tolle Ratschlag ggf. wirklich das Problem lösen könnte.
Nicht jeder ist so empfindlich, denn jeder Mensch ist in seiner psychischen Belastbarkeit und in seiner Toleranz zu nähe von anderen sehr unterschiedlich, natürlich gibt es auch Menschen die damit absolut kein Problem haben – aber die treten wir auch nicht vor den Kopf wenn wir vorher Fragen, die antworten dann einfach „Ja!“.
Ich bin selbst eine der ersten Generationen die damit aufwächst, aber zumindest in meiner Wahrnehmung verschiebt sich die Welt immer mehr auf einen Gefühlskalten Austausch der Egos und den darunter vergrabenen schwächeren Menschen die da nicht mithalten können. Chuck Palahniuk hat das in Fight Club sehr schön ausgedrückt(Kein Zitat): Zuviele Menschen warten nur darauf, dass Sie dran sind mit reden statt wirklich zuzuhören.
Ich kriegs jetzt nichtmehr ordentlich ausformuliert, es wird einfach zuviel, aber ich bin der Meinung, dass unsere Welt ziemlich stark auf ein Empathieloses Höllenloch zusteuert indem jeder Mensch gerade noch soviel Wert ist wie sein Bankkonto und die Zahnräder die er in seinem kleinen bereich dreht.
PS: Kurze Frage am Rande, in meinem Kopf hat sich das mit den Ratschlägen irgendwie als eine der Regeln der Kommunikation nach Paul Watzlawick gefestigt, bei Überprüfung vor dieser Antwort scheint das aber nicht so zu sein. Trügen mich hier meine Schulerinnerungen komplett oder habe ich das ganze nur dem falschen Kommunikationswissenchaftler zugeordnet? 🙂
Hallo Dennis,
danke für deine Ausführungen! Mit vielem konnte ich mich sehr gut verbinden.
Ob Watzlawick für diese Kommunikationsregel verantwortlich war, weiß ich im Moment auch nicht.
Hallo Michaela!
Also als aller erstes möchte ich dir meine Bewunderung aussprechen, dass du diesen Artikel seit bereits 6 Jahren fleißig kommentierst. Das ist in anderen Blogs nicht der Fall. Darüber hinaus sind deine und auch die Kommentare anderer mindestens genauso spannend zu lesen wie der Artikel selbst. Großes Lob!!!
Aber auch ich möchte natürlich meinen Senf dazu geben. Ich habe mir gefragt ob es nicht sein kann, dass es Gespräche zwischen Menschen gibt bei denen der Erzähler bewusst sagt, dass es ihm z.B. nicht gut geht um Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich kenne das von mir selbst, dass ich bei gewissen Gesprächspartnern sage das es mir gut (obwohl etwas im argen liegt), bei anderen Gesprächspartnern aber alles rauslasse weil ich weiß, dass er/sie das Potential besitzt mir aus meiner Lage zu helfen. Was hältst du davon?
Vielen Dank, Cezary! 🙂
Natürlich gibt es Menschen, die bewusst sagen, dass es ihnen nicht gut geht, damit sie Ratschläge oder Hilfe bekommen. Ich habe ja auch nichts gegen Ratschläge allgemein, sondern nur gegen ungebetene. Du würdest ja auch nicht jemanden einfach füttern, nur weil er sagt, dass er Hunger hat. Du würdest ihm vielleicht etwas anbieten, und er kann entscheiden, ob er es möchte oder nicht. Ratschläge sind super, wenn man einen haben will. Wenn man keinen haben will, sind sie übergriffig, zumindest nach meinem persönlichen Empfinden. 😉
Liebe Michaela, mit grossen Interesse las ich alle Kommentare, da auch ich immer wieder „Opfer“ der unerbetenen Ratschläge werde. Zu dem Thema fiel mir etwas ein: Wenn z.B. jemand anruft und fragt „hast Du etwas Zeit ?“ oder höflichkeitshalber „störe ich Dich ?“ dann kann ich richtig fühlen, wie ich Raum und Weite bekomme !!! Das ist der Vorgarten :-).
Wenn ich das Telefon abhebe und es prasselt gleich jemand auf mich ein, dann geht es mir schlecht damit.
Die unerbetenen Ratschläge empfinde ich nicht nur als Grenzverletzung, sondern auch als manchmal unerträgliche Einmischung in das Leben anderer … Ich verstehe Sie nur zu gut !!! Danke für Ihren Artikel ! Mit einem lieben Gruss, Christine.
Gerne geschehen, liebe Christine! Ja, wenn ich jemanden anrufe, frage ich auch immer, ob ich gerade störe, denn man sitzt ja nie gelangweilt am Telefon und denkt sich: „Was wäre es doch schön, wenn jetzt jemand anrufen würde!“ 😀
Liebe Michaela,
vielen Dank für den sehr interessanten Artikel. Ich habe mich sehr aus der Seele gesprochen gefühlt. Das auch bei den ganzen schönen und bereichernden Kommentaren. Im Augenblick habe ich das Problem, dass ein eigentlich sehr guter Freund zu allem und alles seine Ratschläge verteilt. Das hat bei mir dazu geführt, dass ich ihm immer weniger erzählt habe, da mich seine Ratschläge teilweise sehr verletzt habe und mich in meinem Gesprächsfluss stören. Ich habe das auch mal zur Ansprache gebracht und dann kam auch von ihm so etwas, dass er dann ja nur zuhören muss/darf und dass da ein Tagebuch besser wäre. Ich bin der Meinung, dass man, wenn man Interesse an einer Person hat, ihr und ihren Geschichten sehr gerne und still zuhört. Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass ich das selber so mache. Das Problem bei diesem Freund ist auch, dass er jede Pause, die im normalen Erzählen natürlich vorkommen, nutzt den „Gesprächsball“ zu übernehmen (und seine Ratschläge zu verbreiteten). Ein weiteres Problem ist, dass er dann auch erstmal über den Ratschlag diskutieren möchte und mit einem „Ist ein unpassender Ratschlag“ nicht leben kann. An sich mag ich die Person sehr gerne, aber ich weiß einfach nicht, ob ich diese Art der „Freundschaft“ noch führen möchte. Gleichzeitig muss wieder sehr viel Vertrauen von mir aufgebaut werden, dass ich ihn überhaupt wieder in meinen „Vorgarten“ lasse… Echt schwierig…
Lieber Günter,
das klingt anstrengend und vertraut. Du musst halt jeweils entscheiden, ob dir die Freundschaft zu jemandem, der dir nicht zuhört, wichtiger ist als ein gleichberechtigter Austausch. Ich habe den Kontakt zu Freunden, die mir ständig das Wort abschneiden, mittlerweile sehr eingeschränkt.
Hallo Michaela, auf der Suche nach einem Workshop über Kommunikation und Abgrenzung bin ich auf deinen Blog gestoßen. Wirklich sehr schöne Gedankenanstöße. Ich neige auch dazu, Ratschläge zu geben. Wenn mir jemand ein Problem erzählt denke ich noch lange danach darüber nach, ob ich für ihn eine Lösung habe. – Ich habe wohl ein Abgrenzungsproblem wie mir in den letzten Wochen klar geworden ist.
Mein für mich gefühltes Problem mit dem Gegenüber ist aber, dass ich etwas erzähle und der Gegenüber nutzt die 1. Gesprächspause um zu sagen, dass es ihm auch schlecht geht, Beispiel: meine Mutter fragt, wie es mir geht, ich erzähle, dass ich neuerdings sehr hohen Blutdruck habe (Stress) und ihre Antwort darauf ist, sie hat immer niedrigen Blutdruck.
Ich habe das Gefühl, dass selten jemand zuhört sondern gleich eigenes erzählen will. Jetzt überlege ich, ob ich dem Gegenüber das sage…
Ich werde die nächsten Tage weiter über deinen Artikel nachdenken und mich und die anderen beobachten. Ganz vielen Dank für die Anregungen.
Vielen Dank für den Artikel. Ich habe das nie so gesehen und es ist ja gut zu wissen, dass Ratschläge so ankommen können. Ich bin damit auch schon in Fettnäpfchen getreten und war darüber immer verwundert..
Warum ist das? Wenn ich jemanden etwas erzähle, dann möchte ich natürlich dass man mir zuhört und mich ausreden lässt.so weit okay. Aber ich möchte dann tatsächlich auch eine Meinung dazu hören. Das hilft mir meine Gedanken zu sortieren. Und es hilft mir mich wieder abzuregen. Wenn mir jemand „nur“zuhört, dann denke ich es interessiert die Personen nicht. Und für mich bedeutet Freundschaft mehr.
Ahhhh meine Stiefmutter hat mir an Weihnachten 5x den Ratschlag gegeben, dass ich auch eine Kur/Therapie machen soll. Sie war kurz vorm Burnout und kam gerade von einem 4Wochen-Kuraufenthalt zurück und war begeistert. Meine heftigen Versuche ihr zu sagen, dass ich a) keine Therapie brauche b) seit Jahren an mir arbeite und c) ihre Meinung dazu nicht hören will, hat sie ignoriert und ungewollte Analysen meiner Pysche von sich gegeben. Das nächste mal, zitiere ich Deinen ersten Satz.
Liebe Frau Albrecht,
ich bin beim Recherchieren zum Thema „unerlaubtes Duzen ist übergriffig“ auf Ihrer interessanten Seite gelandet, das ja auch zur Thematik Grenzüberschreitung paßt. Ich stimme Ihnen voll zu, auch ich empfinde es so: Ratschläge sind auch Schläge und somit psychische Gewalt – wird aber selten so gesehen und als solche verstanden. Meist ist mindestens eine Seite beleidigt oder gekränkt über das „Fehlverhalten“ des Gegenübers.
Ich denke, die meisten Konflikte und unnötigen Mißverständnisse könnten von vornherein vermieden werden. wenn Menschen den Mut hätten zur Authentizität und klaren Kommunikation. Soll heißen: wenn mir jemand etwas erzählt, höre ich aufmerksam, empathisch und wertschätzend zu, stelle gfs. Fragen als Zeichen von Interesse (aktives Zuhören) – wobei ich jemanden aber nur dann zuhöre, wenn ich es selbst wirklich möchte, anstatt mich zu vebiegen und mich dabei selbst zu quälen oder genervt zu sein. Das wäre mi selbst und auch dem anderen gegenüber nicht fair und aufrichtig.
Ich spiele grundsätzlich nichts vor, sondern sagen offen und ehrlich, wenn ich keine Zeit/Energie habe für ein Gespräch. Dieselbe Ehrlichkeit erwarte ich auch umgekehrt. Leider trauen sich die meisten Menschen nicht, ehrlich zu sein.
Allerdings habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht, wenn ich mit gutem Beispiel vorangehe, das Thema einfach offen anspreche und somit von Anfang an unnötige Spannung und Unklarheiten vermeide.
Wenn ich meinem Freund etwas Persönliches über mich erzählen möchte, dann frage ich ihn zuerst, ob/wann er Zeit dafür hat und überfalle ihn nicht einfach respektlos. Schließlich sollen sich im Gespräch BEIDE wohlfühlen, das ist immer eine Frage von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung. (leider Mangelware in unserer Gesellschaft)
Und vor meiner Erzählung sollte ich mir für mich selbst erstmal klarwerden, was ich möchte bzw. mir wünsche im Gespräch. Möchte ich einfach nur erzählen oder ihm z.B. etwas Belastendes anvertrauen und ihn als empathischen Zuhörer? Dann sage ich ihm genau das am Beginn, daß er mich bitte nicht unterbrechen soll und ich auch nicht seine Meinung hören möchte. Er soll dann einfach nur ganz präsent sein und still zuhören, was übrigens eine wunderschöne innig-vertraute Nähe erschafft.
Ich mag das umgekehrt auch total gern, wenn ich ihm ganz still zuhöre und vollkommen bei ihm bin, z.B. wenn er mir etwas über sein Innenleben erzählt. Wirklich präsent sein, zuhören können und den anderen einfach nur SEIN lassen und ihn annehmen, ohne etwas zu wollen, das ist ein riesiges, kostbares Geschenk.
Ratschläge geben wir uns grundsätzlich nicht, weil sowas immer anmaßend wäre.
Oder bin ich an seiner Meinung interessiert? Oder möchte ich eine Diskussion führen? Oder geht es mir eher um Trost und Mitgefühl? Wenn man dies am Anfang gleich sagt, kann der andere sich darauf einstellen und beide fühlen sich wohl, weil alles klar ist und keiner irgendwelche Erwartungen enttäuschen kann.
Ich finde das eigentlich selbstverständlich im Sinne von EIGENVERANTWORTUNG, und es macht alles einfach. Daher kann ich immer gar nicht nachvollziehen, warum sich Menschen mit Ehrlichkeit und Mitteilung ihrer momentanen Bedürfnisse und Wünsche das Leben und Beziehungen selbst so unglaublich schwermachen.
Mit freundlichem Gruß
Liebe Frau Maiser,
wir würden uns offensichtlich gut verstehen! 😀
Aber unser Verhalten ist halt leider eben nicht selbstverständlich. Kann es auch nicht sein. Denn jeder Mensch verhält sich entweder gemäß der Prägungen seiner frühen Kindheit oder gemäß dem, was er danach bewusst gelernt hat (oft gerade durch leidvolle Erfahrungen in der Kindheit). Wenn ich z.B. meiner Mutter (!) sage, dass es mir mehr helfen würde, wenn sie in schweren Momenten einfach nur still bei mir ist, dann ist sie völlig konsterniert, dass sie „gar nichts sagen darf“. Manche Menschen sind so sozialisiert, dass man nicht offen sprechen darf. Oder sie wurden verprügelt, wenn sie sich gezeigt haben. Ich kenne jemanden, der immer nickt, sogar wenn er nicht zustimmt, weil sein Vater ihm immer vollgepredigt hat und wenn er genickt hat, war es schneller vorbei. Er hätte sich nicht erlauben können, zu widersprechen oder zu sagen „Sorry, Vater, ich merke, ich kann gerade nicht mehr zuhören!“ Ich bin daher mittlerweile einerseits sehr verständnisvoll geworden, andererseits sehr mutlos, weil man Menschen eben nicht ändern kann. So viele Jahre habe ich versucht, es richtig zu machen, bis ich gemerkt habe, dass Richtig für jeden anders ist, oder dass mein Richtig für die meisten nicht durchführbar ist. #seufz
„Ungebetene Ratschläge sind Schläge“, kann ich als Aussage noch akzeptieren.
Aber nur „Ratschläge sind Schläge“ ist Sozialpädagogengeschwätz
„Ratschläge sind auch Schläge“ war vor allem ein Suchbegriff. 😀
Das hier ist ein unreflektierter, unsachlicher und unprofessioneller Artikel – bei Ihnen würde ich keinen Kurs zur Kommunikation buchen.
Sie schildern einseitig und eines wird hier klar: Es geht hier allein um Ihre eigene Sichtweise und Ihre Art der Bewertung. Dass Sie damit so viel Zuspruch finden, erklärt sich auch nur, dass sich Ihre persönliche Meinung mit der Meinung vieler Menschen deckt – und das ist ja auch okay so. Aber in diesem Artikel fehlt leider Mehrwert. Es gibt keine Anregungen zum Nachdenken, der Text ist eindimensional und um ehrlich zu sein klingt es so, als hätten Sie hier eine Plattform gefunden, um sich darüber auszukotzen, dass Sie keine Ratschläge mögen und nicht adäquat damit umgehen können.
Ich hätte mir hier gewünscht etwas über Toleranz, Akzeptanz, eigene Fähigkeit zur Abgrenzung oder über Anregungen zur Selbstreflexion zu lesen. Leider fehlt das total.
Hallo Alexa, natürlich schildere ich meine eigene Sichtweise. Das ist ja mein Blog!
Könnte es vielleicht sein, dass Sie gerne anderen Menschen Ratschläge geben und sich auf den Schlips getreten fühlen, weil das auf einmal nicht ok sein soll? Ich gebe anderen Menschen übrigens auch supergerne Ratschläge. Aber ich frage halt immer vorher nach, ob der Andere ihn auch will. Besonders von meinen Kindern bekomme ich fast immer einen Korb.
Sie schreiben, dass Sie Toleranz, Akzeptanz und die Fähigkeit zur Abgrenzung vermissen und der Mehrwert insgesamt. Könnten Sie mir ein Beispiel geben, was Sie gerne gelesen hätten?
Liebe Frau Albrecht, ich finde Ihren Artikel so wichtig. Danke dafür. Ich erlebe die permanente Ratgeber ein mancher Leute als ganz fürchterlich, unerträglich. Und sie verfolgen einen regelrecht, Distanzierung gelingt nicht. Hoffe nur, daß ich bald doch aus der Nummer raus bin. Grüße Gerda
Hallo Michaela,
„Ratschläge sind auch Schläge“ ist für mich zunächst mal ein „Killerargument“, mit dem ich in dieser Form wenig anfangen kann, verstehe aber grundsätzlich was du damit meinst.
Mir kommt es recht großmütig vor, wenn man anderen etwas über sich erzählt und dies als Gelegenheit versteht, andere am eigenen Leben teilhaben zu lassen, wobei diese dann aber bitte nicht ungefragt ihre Meinung oder Empfehlung dazu äußern dürfen, ohne gleich narzisstische Motive unterstellt zu bekommen und der Grenzverletzung bezichtigt zu werden.
Letztlich geht doch jeder mit „Bedürfnissen“ in so ein Gespräch und da sollte man aufpassen, dass man andere nicht zu Statisten auf der Bühne der Selbstdarstellung macht oder sie als Mülleimer benutzt, in die man sich auskotzt und sobald der andere selbst Bedürfnisse anmeldet „Halt Stopp! Du bist ein egoistischer Grenzverletzer!“ schreit! Man kann doch nicht erwarten, dass der Gesprächspartner einem zuhört damit man sich aussprechen kann oder besser verstanden wird, gleichzeitig aber diesem die Möglichkeit nehmen, dass er selbst verstanden wird … wozu ja seine Meinungen, Ratschläge etc. auch beitragen. Du erfährst doch dadurch auch etwas über dein Gegenüber. Oder interessiert dich dies dann nicht? Dies hat doch etwas davon, dass der andere sich zwar für dich interessieren soll, du dich aber nicht für dein Gegenüber interessierst!
Im Grunde müsstest dein Gegenüber vorher fragen, ob dieser mit deinen (!) Regeln und Grenzen einverstanden ist: „Ich erzähle dir jetzt etwas über mich, aber ich will von dir keine Kommentare oder Ratschläge hören. Du darfst allerdings empathisch nachfragen, damit du mich besser verstehst!“ Ich befürchte, du würdest wenig Gelegenheit bekommen etwas von dir zu erzählen und als „schwierige Persönlichkeit“ betrachtet werden.
Ich finde es auch sehr problematisch, wenn man die eigenen Grenzen als allgemeingültig definiert und dann darüber spekuliert, was bei anderen schief gelaufen ist oder welche niederen Motive diese haben, wenn sie nicht die gleichen Grenzen haben und diese dann bei einem selbst nicht einhalten.
Ist dies nicht selbst schon grenzüberschreitend und „gewalttätig“?
Ich denke, dass Menschen einfach völlig unterschiedliche Grenzen haben, die sich aus vielen Faktoren ergeben und dass diese alle „richtig“ sind … aber leider manchmal nicht so gut zueinander passen. Sollte einer meine (!) Grenze überschreiten, kann ich es immer noch sagen und muss nicht erwarten, dass andere „blind“ meine Grenzen kennen! Ich will auch gar nicht darüber spekulieren, warum der andere meine Grenzen nicht respektiert hat und ihn deswegen be- oder abwerten.
Wenn man aber andere Menschen der Grenzverletzung bezichtigt, könnte man sich selbst aber auch mal fragen, warum sind meine Grenzen da wo sie sind? Vor was schützen sie mich und warum? Warum ist mein Vorgarten vielleicht größer als der von anderen? Bin ich vielleicht selbst narzisstisch oder übersensibel unterwegs? Habe ich Angst vor Nähe?
Aus den verschiedenen Kommunikationsmodellen kennst du es ja sicher, dass die eigene Interpretation des Gehörten oft viel mehr mit uns selbst zu tun hat, wie mit der Nachricht des Senders.
Warum verstehe ich es so, wie ich es verstehe? Warum empfinde ich es so, wie ich es empfinde?
Es gibt da doch gar keine Zwangsläufigkeit und Allgemeingültigkeit!
Der Versuch dies dennoch als Allgemeingültigkeit zu postulieren ist in meinen Augen der Versuch, davon abzulenken, dass es eben doch viel mehr mit einem selbst zu tun hat, wie man vielleicht wahrhaben möchte.
Natürlich ist es wichtig empathisch zuzuhören und nachzufragen … aber um den anderen besser zu verstehen und nicht die eigene Sicht in das Gehörte zu interpretieren. Natürlich sind auch so allgemeine Phrase wie „Lass den Kop nicht hängen!“ meist nicht besonders hilfreich und zeugen oft eher davon, dass der andere eben gar nicht richtig zugehört hat und sich auch gar nicht mit den anderen auseinander setzen möchte.
Aber wenn ich guten Freunden etwas von mir erzähle erwarte ich doch kein „Mh!“ sondern ich suche die Auseinandersetzung, interessiere mich für deren Sicht und Meinung. Wenn dies ein wechselseitiger Prozess ist, können doch beide Seiten voneinander profitieren! Man bekommt ja nicht immer nur Zuspruch, sondern bekommt ja vielleicht auch mal „den Kopf gewaschen“ und sieht dadurch selbst neue Aspekte.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich für eine ehrliche und authentische Meinung sogar dankbar bin und es in keiner Weise als Grenzüberschreitung betrachte. Ich mag die „Reibung“ die dann entsteht, denn diese Auseinandersetzung mit mir und meinem Gegenüber bringt uns näher zusammen.
Ein großer Vorgarten, bei dem ich schreie „Raus da!“, trägt jedenfalls nicht dazu bei, dass ich jemanden in mein Haus lasse!
Viele Grüße
Tom
Hallo Tom,
hier melden sich ja unterschiedliche Menschen zu Wort – die einen sagen „Ja, genau, so gehts mir auch!“ und fühlen sich verstanden. Es sind die, die eher Ratschläge erhalten. Und es gibt die, die sich aufregen, weil sie ihre Handlungsfreiheit beschnitten sehen.
Es kommt mir so vor, als seiest du eher jemand, der gerne Ratschläge gibt und keinen Maulkorb haben will. Ist das so?
Ich gebe übrigens auch gerne Ratschläge. Aber was spricht eigentlich dagegen, den anderen zu fragen, ob er den Rat hören will, bevor man ihn mitteilt? Wenn man jemandem unaufgefordert einen Rat gibt, schwingt da immer mit, dass man ihm nicht zutraut, die erzählte Situation selbst zu lösen. Die wesentliche Frage ist: Welches Bedürfnis erfülle ich mir damit, jemandem einen Rat zu geben? Wie würde es mir gehen, wenn ich den Rat für mich behalte? Wie fühle ich mich dann? Will ich unbedingt meine Klugheit unter Beweis stellen? Will ich mir den Orden an die Brust heften „Es geht ihr besser, weil ich ihr so einen tollen Rat gegeben habe“?
Aber es stimmt, es gibt Menschen, die stören sich überhaupt nicht daran, wenn man ihnen einen Rat gibt. Es gibt auch Menschen, die man unangemeldet besuchen kann, während andere lieber vorher angerufen werden. Manche Menschen finden nichts dabei, wenn man sie einfach in den Arm nimmt, andere mögen nicht so gerne angefasst werden. Es gibt da tatsächlich keine Allgemeingültigkeit. Aber wenn ich nicht weiß, was der andere mag oder nicht mag, bin ich doch lieber vorsichtig. Frage nach, ob er einen Rat will. Rufe lieber vorher an, bevor ich ihn besuche. Frage, ob er umarmt werden möchte. Denn falsch ist das sicher nicht, höchstens unnötig. 😉
Hallo Michaela,
es spricht rein gar nichts dagegen zu fragen, dies ist gar nicht der Punkt!
Ich habe auch keine Sorge einen Maulkorb zu bekommen, damit kann ich leben!
Mich stört aber, wenn man anderen Menschen meist negative Motive unterstellt, weil die so sind wie sie eben sind. Dies hat doch im Grunde vermutlich nur den Zweck die eigene Position zu richtigen zu erklären und die anderen in Unrecht zu setzten, damit man nicht mehr über sich selbst reflektieren muss. Dies ist vielleicht auch eine Unterstellung aber im Ergebnis wird meist eben nicht mehr über sich selbst reflektiert und die Ursache für den Konflikt bei anderen gesucht.
Natürlich kann man als „Ratgeber“ auch über die Fragen nachdenken, die du zu recht aufgeworfen hast. Letztlich treffen aber immer unterschiedliche Bedürfnisse, Wünsche und Vorstellungen aufeinander, die letztlich alle (!) nicht grundsätzlich falsch sind.
Ich zitiere dich mal: „Wenn man jemandem unaufgefordert einen Rat gibt, schwingt da immer mit, dass man ihm nicht zutraut, die erzählte Situation selbst zu lösen.“
Warum ist dies bei dir (!) so?
Ich und vermutlich auch viele andere empfinden es gar nicht so!
Ich freue mich, wenn jemand derart sein Interesse an mir bekundet, mich an seinen Erfahrungen und Wissen teilhaben lässt und es mir ermöglicht, auch mal eine andere Perspektive einzunehmen oder andere Lösungsansätze in Betracht zu ziehen. Ich fühle mich nicht im Geringsten angegriffen, abgewertet oder dergleichen. Natürlich „befriedigt“ auch mein Gegenüber dabei seine Bedürfnisse. Und? Win-Win!
„Und es gibt die, die sich aufregen, weil sie ihre Handlungsfreiheit beschnitten sehen.“
Ich sehe mich auch nicht im Geringsten in meiner Handlungsfreiheit beschnitten, denn ich bin ja – nach wie vor – in meinen Entscheidungen völlig frei. Im Grunde erweitern meine Gesprächspartner sogar meinen Handlungsspielraum, denn ich lerne ja neue Aspekte und Lösungsansätze kennen. Für mich (!) ist dies positiv besetzt!
Aber warum finden manche Menschen es positiv, andere hingegen als negativ und übergriffig?
Ich muss leider noch mal spekulieren:
Ich vermute dass die, die sich „geschlagen“, abgewertet und beschnitten vorkommen, in ihrer eigenen Lebensgeschichte entsprechend negative Vorerfahrungen gemacht haben. Vielleicht wurde ihnen in der Familie wenig zugetraut und ihnen wurde notwendiger Freiraum um sich entwickeln zu können beschnitten. Heute werden diese dann getriggert und reagieren mit Abwehr wenn man ihnen mit einem Verhalten begegnet, welches geeignet ist für die eigenen Vorerfahrungen als Projektionsfläche zu dienen. Vielleicht wird in dem Verhalten also etwas gesehen, was gar nicht da ist und nur so interpretiert und verstanden wurde. Ich erinnere an die Kommunikationsmodelle!
Wenn dann (wie hier z.B.) irgendwelche Menschen die man gar nicht kennt über ihre Ex-Partner schwadronieren, so kann man dazu im Grunde gar nichts sagen, denn man kennt gar nicht den Sprecher und auch nicht die Gegenseite. Allerdings gilt auch hier der Spruch: „Was Karl über Heinz sagt, sagt oft mehr über Karl wie über Heinz aus!“
Wie viele Menschen haben kleine oder große Neurosen? Wie viele gar Persönlichkeitsstörrungen? Wie viele sind psychisch krank (z.B Depressionen) und haben dadurch eine veränderte Wahrnehmung?
Ich finde es daher etwas gefährlich, wenn man sich unbesehen komplementär verhält und dadurch mögliche Fehlhaltungen sogar noch unterstützt, statt diese als dass zu benennen was sie vielleicht wirklich sind: Macken!
Ich muss aber zugeben, dass dies online gar nicht möglich ist, daher finde ich es sehr problematisch, wenn man online Menschen die man gar nicht kennt Ratschläge im persönlichen Bereich gibt. Wir reden hier ja nicht von Kuchenrezepten! Natürlich finden sich in den entsprechenden Blogs oder Foren eher Gleichgesinnte. Dies sollte einem aber bewusst sein, damit nicht die Filterblase bzw. der Echoraum in dem man sich befindet, aus Versehen mit der (ganzen) Realität verwechselt wird.
Ich will damit letztlich sagen, dass nicht nur die „Rat-Schläger“ über ihre Motivation und Bedürfnisse nachdenken sollten, sondern auch die vermeintlich „Rat-Geschlagenen“!
LG Tom
Nachtrag zu: Vielleicht wurde ihnen in der Familie wenig zugetraut und ihnen wurde notwendiger Freiraum um sich entwickeln zu können beschnitten.
Oder sie hatten viel zu viel Freiraum und ihren wurden gar keinen Grenzen gesetzt vielleicht wurden sie auch sehr verwöhnt und haben kaum Frustrationstoleranz und nur wird jeder Postbote, der nur am seelichen Vorgarten vorbeiläuft, gleich als Bedrohung gesehen.
Rat-Schläge. Sehr gut! Man erkennt die Schläge daran, dass sie einen herabsetzen. Vor allem, wenn etwas wiederholt wird, da man den anderen in seinen Entscheidungen und Existenz nicht akzeptiert und den anderen nicht so lassen möchte wie er ist und unterstützen möchte.
Ich hatte einen langjährigen Freund, der irgendwann der Beziehung überdrüssig wurde und aggressiv seine herabsetzende Meinung permanent kundtun musste, wo immer der Fehler bei mir lag, egal was passierte, ich war an allem Schuld, weil ich alles falsch machte und konnte gar nichts recht machen.
Dieser Mensch hat mir eine Lektion erteilt.
Einmal die Miesmacher loslassen, zweitens hellhörig zu werden, wenn jemand seine ätzende Meinung mir verpackt serviert.
Es ist bei manchen genau so wie du sagst: sie fordern vehement, dass man etwas genauso tut, wie sie wollen.
Andere können tatsächlich auch nichts anderes sagen als einen unerwünschten komischen Rat hervorkramen!
Noch besser: auch wenn sie keine Ahnung haben, sie haben aber den Ihrer Meinung nach besten Rat aller Zeiten und werden wütend, wenn man den nicht sofort befolgt.
Der Knaller da oben ist ja Tom, der sich einfach mal an seine eigene Nase fassen sollte, aus was für einer Familie man stammt, was geht den das an?
Aber daran sieht man: Es ist wie mit Teufeln, wenn man reinpiekt, dann heult der Teufel auf, schließlich muss er herabsetzen.
Wie gesagt: Schläge und Herabsetzung gehören zusammen, bei manchen, die ätzRat geben.
Mittlerweile finde ich Ratgeberjournale auch unterste Schublade, weil sie einem einreden, wenn man deren Stil verfolgt, hat man die Weisheit mit goldenen Löffeln gefressen. Und wird einfach fehlinformiert und für dumm verkauft.
Schönen Abend ihr Nörgler und Freien!
Hallo Lorine,
> Der Knaller da oben ist ja Tom, der sich einfach mal an seine eigene Nase fassen sollte,
> aus was für einer Familie man stammt, was geht den das an?
Mich geht es gar nichts an aus welcher Familie du kommst!
Es schadet aber sicher nicht einmal darüber nachzudenken, welche ungünstigen Schemata man in der eigenen Familie erlernt hat.
Wenn ich deine Worte so höre, so klingt es für mich so, dass du deinem Ex-Freund Schuld zuweist.
Ich glaube aber, dass es in Beziehungen oft gar nicht so einfach ist Täter und Opfer zu benennen. Beide Partner sind zwei Seiten einer Medaille.
Wenn man also herausfinden will, was schief gelaufen ist und es in Zukunft besser machen möchte, so ist es mMn unerlässlich den eigenen Anteil am Problem, dem Konflikt, dem Scheitern … zu erkennen.
LG Tom
Lieber Tom, liebe Lorine,
bitte kommt beide mal runter von euren Palmen!
Liebe Lorine, Tom wollte sicher niemanden herabsetzen. Und es kommt natürlich darauf an, wie in der eigenen Herkunftsfamilie mit Rat und Grenzen umgegangen wurde. Das war kein Angriff.
Lieber Tom, mir fallen deine vielen Ausrufezeichen auf, das erlebe ich als sehr kämpferisch. Und tatsächlich kommst du mir vor, als befändest du dich im Verteidigungsmodus. Du hast mir noch nie einen Rat gegeben, daher kann ich dich gar nicht gemeint haben mit meinem Artikel. Er hat also gar nichts mit dir zu tun, sondern mit mir und meinem Erleben – und offensichtlich auch mit dem Erleben vieler anderer Menschen.
Ja, mir wurde in meiner Kindheit nicht nur ständig in den sprichwörtlichen Vorgarten getrampelt, sondern auch noch gleich das Haus eingerannt, und zwar viele, viele Male. Und dennoch mag ich auch Ratschläge – wenn ich vorher danach gefragt habe. Ich verurteile Ratschläge überhaupt nicht. Ich will nur keinen aufgezwungen bekommen. Denn es ist auch bei mir oft so, wie Lorine sagt: Der Ratgebende möchte, dass ich seinen Rat umsetze.
Und bitte Tom, kannst du mal reinspüren, was dich so fuchsig macht und welches Bedürfnis bei dir durch meinen Artikel in Mangel geraten ist?
Hallo Michaela,
dann lag ich mit meiner Vermutung ja gar nicht so daneben.
Wenn ich einen Rat gebe, so möchte ich keineswegs, dass dieser zwingend 1:1 in die Tat umgesetzt wird. Wenn der Empfänger damit was anfangen kann – schön! Wenn es ihn – im Gegenteil – sogar in seiner Position festigt, hat es auch einen Sinn gemacht.
„Fuchsig“ macht mich einfach, wenn man anderen Menschen nicht grundsätzlich wohlwollend begegnet und diesen niederer, egoistische Motive unterstellt. Diese Art der Vorverurteilung, oft bei gleichzeitiger Seligsprechung der eigenen Person, ist auch eine Form der seelichen Gewalt. Ist ist doch völlig wiedersprüchlich, wenn ich mich über seelische / emotionale Gewalt beschwere und im gleichem Atemzug dies dann selbst tue. Dies bezieht sich jetzt nicht unbedingt auf dich, sondern auf einige Kommentare.
Diese Art des Umgangs miteinander empfinde ich als eher feindselig und sie nimmt auch beiden Seiten etwas und zwar sich einander zu „befruchten“.
Wenn jemand sagt: OK, ich habe selbst schlechte Vorerfahrungen gemacht und ich reagiere daher einfach allergisch auf dergleichen, dann ist dies durchaus verständlich und nachvollziehbar. Derjenige sagt dann aber im Grunde „Es ist irgendwie mein Problem!“, bittet den anderen darauf Rücksicht zu nehmen und verurteilt den anderen nicht gleich als „rücksichtslosen Schläger“.
Dies ist mMn etwas ganz anderes als jeden ungefragten Ratschlag gleich zu verteufeln und den Sender als rücksichtsloses, egoistisches Trampel zu verurteilen. Mich persönlich nervt es jedenfalls ungemein, wenn Menschen ihr Problem zu dem von anderen machen, statt es selbst zu bearbeiten oder zumindest zu erkennen und zu kommunizieren. Im Grunde nehmen sich die Betroffenen damit selbst Entwicklungsmöglichkeiten und Beziehungsoptionen. Und merken es noch nicht mal! Ist einfach schade!
Natürlich will ich nicht behaupten, dass alle Menschen wohlwollend sind. Es gibt genügend „Gestörte“, dies sich selbst über die Destabilisierung, Abwertung … ihrer Mitmenschen selbst stabilieren und damit emotionale Gewalt ausüben. Von denen sollte man sich sicher fern halten – keine Frage!
Es ist ja gerade die Crux, die eigenen Macken von denen der anderen zu unterscheiden. Sich also die Frage zu beantworten „Bin ich gerade selbst das Problem, ist es das Problem des anderen oder läuft in der Kommunikation einfach was schief!“
An sich selbst und an der Kommunikation kann man arbeiten. Am Gegenüber leider nicht! Entweder tut dieses es aus eigener Motivation oder es wird halt nichts. Wenn jeder seinen eigenen Anteil erkennt, auch wenn er nicht immer unmittelbar der Änderung zugänglich ist, ist jedenfalls schon viel gewonnen.
LG Tom
Super Artikel, Michaela.
Hat sich schon mal einer gefragt, wie man sich als derjenige fühlt, der permanent Ratschläge „einstecken“ muss?
Vielleicht liegt es natürlich an der eigenen Kommunikation. Vielleicht vermittele ich mit meinem Gesagten: Ach bitte, gib mir einen guten Rat und der andere fühlt sich verpflichtet.
In meinem Fall aber ist es meine Mutter, die permanent und immer ungefragt Ratschläge gibt. Ich fühle mich dann, als wäre ich NICHT 58 Jahre alt, sondern 5,
hätte NULL Ahnung vom Leben und auch sonst wenig.
Leider gewöhnt man sich so etwas automatisch an und bemerkt nicht, dass man fast genauso geworden ist.
Das wurde mir vor Kurzem – auf meine ausdrückliche Nachfrage- mal schonungslos und offen gesagt und auch, wie es ankommt:
Übergriffig, belehrend, klugscheißernd und noch ein paar mehr solcher netten Attribute.
Aber, was soll ich sagen: sie hatten absolut Recht: Genauso fühle ich mich in Gegenwart meiner Mutter.
Und SO wollte ich nie werden.
Klar, wenn man das ständig erlebt, hält man es ja für normales Verhalten und macht es auch. Du kennst es ja nicht anders. Da hilft nur klares Abgrenzen. Und wenn du wieder mal einen Rat absondern willst, frag einfach, ob der Andere ihn hören will. 😉
Liebe Michaela,
vielen Dank für Deinen Artikel, er spricht mir aus der Seele. Ich bin auch kein großer Fan von ungebetenen Ratschlägen. Normalerweise kann ich gut darüber hinwegsehen wenn ich mal einen unerwünschten Ratschlag bekomme. Aber es gibt immer ein paar Menschen, die im Übermaß zu ungebetenen Ratschlägen neigen. Da wird es dann schwierig.
Hierzu fallen mir zwei Situationen ein.
1. Ich bin mit Freunden zusammen und eine Freundin fragt gezielt nach meinem Problem, das ich selber und die anderen gar nicht angesprochen hätten, um es dann in großer Runde zu besprechen und mir ungefragt kluge Tipps dazu zu geben. Vielen Dank dafür.
2. Manchmal will ich lediglich über meine Gefühle und Probleme reden und brauche einfach einen Zuhörer!!! Es geht nicht darum, dass der andere mir Ratschläge gibt wie ich das Problem lösen kann. Denn, seien wir mal ganz ehrlich, wie häufig kommt es bei Ratschlägen denn zum aha-Moment!?
Mit meiner zwei Jahre älteren Schwester habe ich das Problem, dass sie mir nonstop ungebeten Ratschläge gibt. Zum Hintergrund: sie ist 52, seit 13 Jahren Single, kinderlos, arbeitet als Krippenerzieherin und lebt noch immer im Haus unserer Kindheit, ich (50) habe zwei Kinder, bin sein 15 Jahren mit meinem Mann zusammen und lebe seit meinem Studium 400 km von zuhause entfernt.
Jedesmal wenn ich mit meiner Schwester telefoniere bekomme ich zig Ratschläge zum Thema Kindererziehung, Partnerschaft, egal was.
Jetzt habe ich sie darauf angesprochen, dass ich das nicht möchte und ihre Antwort: „Ich bin halt so. Das ist meine Persönlichkeit. Wenn Du damit nicht zurecht kommst, dann ruf halt nicht mehr an.“
Soviel zu der Motivation von Rat-Gebenden.
Meines Erachtens geht es dem Rat-Gebenden in erster Linie um sich selber und sein eigenes Ego. Meine Schwester war halt sehr ehrlich.
Hallo Michaela,
sehr wohltuend Dein Artikel über unaufgefordert erhaltene Ratschläge. Und zum ersten Mal fühl‘ ich mich nicht allein mit meiner Einstellung.
Es passiert nicht selten, daß andere Menschen gutgemeinte Empfehlungen abgeben, Lösungsvorschläge für Probleme haben oder Ratschläge geben wollen für Veränderungen in Denkweisen, Einstellungen oder Arten des Umgangs mit Problemen oder mit anderen Menschen. Und oft genug versuche ich, einen Weg des Umgangs gerade mit diesem Thema der ungewollten Hilfestellung zu finden, der dem Ratgebenden sein gutes Gefühl dabei läßt. Bei mir selbst hinterläßt es dann meist jedoch kein gutes Gefühl.
Als äußerst sensibler Mensch empfinde ich Ratschläge jener Art oftmals als schulmeisternd und oberlehrerhaft, manchmal sogar als Herabsetzung meiner eigenen Fähigkeiten und meiner Person. Wenn dann noch ein entsprechender Tonfall hinzukommt, kann dergleichen schon eine abträgliche Wirkung entfalten.
Dabei ist die Absicht des anderen ja eine gute, vordergründig zumeist. Und so möchte ich den anderen bei seinem guten Gefühl lassen und schade mir unter Umständen selber damit.
Langsam habe ich damit begonnen, meinen Umgang mit solchen Situationen zu verändern, stoße nicht selten auf Unverständnis und Entrüstung beim anderen damit. Es erfordert Fingerspitzengefühl und gewaltfreie Kommunikation eben gerade auch hier.
Was ich wichtig finde, ist in hohem Maß auch der Tonfall, die Wort- und Satzmelodie im Umgang miteinander. Die Wirkung hiervon wird oft unterschätzt, kann einem Menschen ein sehr schönes Gefühl vermitteln, kann aber auch verletzend wirken, kann sogar bewußt oder unbewußt wie eine Waffe eingesetzt werden.
Bevor ich hier aber selber als oberlehrerhaft empfunden werde, möchte ich abschließend sagen, daß ein liebevoller Umgang mit Worten für mich wichtig ist. Mit dieser Einstellung kann viel Schönes erreicht werden in unserer Welt, für andere und für uns selbst.
Herzlichen Dank für die Worte in Deinem Artikel
Holger
Lieber Holger,
ich freue mich, dass du dich gehört und abgeholt fühlst durch meinen Artikel. Und ich gebe dir Recht, der Tonfall und die Haltung des Ratgebenden sind entscheidend. Wie die andere Person damit umgeht, dass man ihren Rat zurückweist, hängt natürlich auch von ihren Erfahrungen ab. Es gibt da wohl leider kein „Richtig für alle“. Dir weiterhin alles Gute!
Herzliche Grüße
Michaela
Hallo Michaela,
dein Artikel ist hervorragend und regt zum Nachdenken an.
Ratschläge können äußerst wertvoll sein, sofern sie auf offene Ohren stoßen und unser Gegenüber tatsächlich Unterstützung sucht. Wir sollten in jeder Interaktion präsent sein und mit aktivem Zuhören das Verständnis zu fördern. Leider warten viele Menschen sehnlichst darauf, endlich „ihre eigene Geschichte“ loszuwerden, statt im Gespräch wirklich anwesend zu sein.
Indem wir offene Fragen stellen, motivieren wir unsere Gesprächspartner, eigene Lösungsansätze für das Problem zu finden.
Deshalb haben wir deine Impulse in unserem Blog-Beitrag „Stopp mit ungefragten Ratschlägen. Du musst gar nichts!“ verlinkt.
Liebe Grüße
Julia und Steffen
von FIDERTAS Awareness
Vielen Dank für die Anerkennung! Das hat mir sehr gut getan!
Liebe Grüße
Michaela