Wir sind viele.
Wir glauben zwar, wir hätten ein konstantes Ich, und nur die Gefühle würden sich ändern. Wir fragen uns vielleicht: „Bin ich ein egoistischer Mensch, der manchmal an andere denkt? Oder bin ich ein selbstloser Mensch, der manchmal an sich denkt?“
Ist ein Zebra ein schwarzes Tier mit weißen Streifen oder ein weißes Tier mit schwarzen Streifen?
Wahr ist, wir bestehen aus vielen Teilpersönlichkeiten: innere Sechsjährige, innerer Zwölfjähriger usw., Mutter, spirituelle Sucherin, Weiser, bodenständige Realistin, Visionär, Geschäftsfrau oder was auch immer.
Jede Persönlichkeit ist ein Paket und hat ihre eigene Wahrnehmung, Gedanken, Emotionen, Weltanschauung, Körperhaltung und eine eigene Bedürfnishierarchie. Und die Persönlichkeiten wechseln einander ab – eben noch warst du 47, im nächsten Moment bist du sieben Jahre alt, weil jemand etwas gesagt hat, das einen schmerzvollen Glaubenssatz aus deiner Kindheit getriggert hat.
Diese Persönlichkeiten sind da natürlich nicht wirklich. Dass sie uns so real erscheinen, liegt daran, dass wir uns mit einigen von ihnen so sehr identifizieren: sie haben eine positive oder eine negative Ladung.
Die Persönlichkeiten mit der negativen Ladung sperren wir gerne in die Besenkammer. Auf magische Weise entwischen sie von dort – und manifestieren sich in anderen Menschen. Und dort lehnen wir sie dann ab.
Ich unterstütze dich dabei, dir dieser Persönlichkeitsanteile bewusst zu werden und lade dich ein, sie nicht zu ernst zu nehmen.
Jeder von uns ist eine ganze Horde von Persönlichkeiten, manche arrogant, manche freundlich, manche schwach, manche stark, manche mitfühlend, manche herzlos, egoistisch, altruistisch, gewalttätig, hilfsbereit usw. Wenn wir in der Lage sind, alle diese Eigenschaften einzuatmen, zu uns zu nehmen, können wir uns bedingungslos lieben. Und dann auch alle Anderen. In dem Moment, wo wir aufhören, besser sein zu wollen, etwas verbergen zu wollen, können wir wirklich HIER sein.
Wenn wir uns in jemanden einfühlen, ist es eine Teilpersönlichkeit.
Meist ist es das verletzte innere Kind:
Das Kind ist z.B. einsam und allein. Es denkt, es werde nicht geliebt, es sei nicht richtig. Der Schmerz ist körperlich spürbar.
In dieser Situation hilft es, den Schmerz vollständig zu fühlen. Und zwar so lange, bis man sozusagen am Boden des Gefühls angekommen ist. Man kann sagen, dort ist ein Schalter – und der klappt sich automatisch um, wenn das Gefühl vollständig ist.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Bedürfnis dabei keine große Rolle spielt. Den Schmerz zu fühlen bringt einen weiter, als herauszufinden, dass das Kind Liebe und Zugehörigkeit gebraucht hätte.
Und die Lösung liegt auch darin, den Glaubenssatz (z.B. „Ich bin nicht richtig“) vollständig anzunehmen: was wäre, wenn er wahr wäre? Denn etwas in einem denkt ja sowieso, er sei wahr. Lieber endlich dem Tiger ins Maul springen, als immer vor ihm davonlaufen. Das mag sich anfühlen, als müsse man sterben. Man sollte daher nicht alleine sein. Und hinterher ist es leichter.
Kannst du deine Gefühle fühlen?
Welches Gefühl genau gerade da ist, ist gar nicht wichtig.
Wesentliche Bausteine zu meiner Fähigkeit, mich einzufühlen, waren mehrere Retreats in Indien. Ich habe gelernt, dass Selbstakzeptanz damit anfängt, genau anzuschauen, was gerade da ist: Freude oder Frustration, Neid, Eifersucht, Liebe, Ärger, Verachtung, Hass – was auch immer.
Wichtig ist die Frage: Kannst du alles anschauen? Und wenn du es angeschaut haben – akzeptierst du es?
Sagen wir, du empfindest Eifersucht. Zuerst musst du dir der Tatsache bewusst werden, dass es wirklich Eifersucht ist, die du empfindest. Die meisten Menschen sind sich dessen nicht einmal bewusst. Wenn du dir dessen bewusst geworden bist, wird das erst eine Menge Schmerz verursachen. Dann kommt der nächste Level: die Eifersucht akzeptieren. Denn sie ist ja nun mal da. Da ist nichts, was du tun kannst – alle Maßnahmen wären nur ein Darüber-Hinweg-Gehen, ein Unter-den-Teppich-Kehren.
Aber in dem Moment, wo du etwas akzeptierst, hörst du auf, Energie zu verschwenden. Innere Integrität ist die Fähigkeit und Bereitschaft, sehr ehrlich mit sich selbst zu sein, alles anzuschauen, was da ist. Alle Gedanken. Alle Gefühle. Nichts bewerten.
Wenn du hasst, schau hin – ohne dich dafür abzulehnen (und auch, ohne gute Gründe dafür zu finden). Es nützt nichts, es vor sich selbst zu verleugnen, oder zu versuchen, es zu verändern. Wenn man dem Gefühl keine Energie gibt, verschwindet es sowieso von selbst.
Ich würde gerne wissen, wie es möglich ist, sich eines so brennenden Gefühls wie der Eifersucht nicht bewusst zu sein.
Was fühlen denn diejenigen, die sich der Eifersucht nicht bewusst sind? Die fühlen sich doch trotzdem irgendwie schlecht, oder? Wird das dann auf das Wetter geschoben oder einen miesen Tag im Job? Oder macht man einfach ein Bier auf?
Ich kann mir das gar nicht vorstellen…..